Protest gegen AfD endet mit Angriff auf Gewerkschafter

Hanau. Mit Entsetzen wenden sich die Hanauer Gewerkschaften an die Öffentlichkeit und berichten über einen Vorfall, der sich am Rande des friedlichen Protestes gegen die Veranstaltung der AfD mit Beatrix von Storch am letzten Freitag in Hanau-Steinheim ereignet hatte. Unter den Augen von Zeugen hatten zwei mutmaßliche Anhänger der AfD einen Gewerkschafter angegriffen und so lange gewürgt, bis dieser bewusstlos zusammenbrach. DGB Regionsgeschäftsführerin Ulrike Eifler reagierte fassungslos angesichts dieses Ausmaßes an roher und brutaler Gewalt: „Mich erschreckt die Skrupellosigkeit der Tat: am helllichten Tag, mitten in unserer Kundgebung und unter den Augen der Polizei – die Täter müssen sich sehr sicher fühlen. Der Vorfall unterstreicht, dass die AfD keine Spaßpartei, sondern hochgefährlich ist.“

Nach Aussage der Hanauer Gewerkschaften hatten sich offenbar zwei Anhänger der AfD unter die 400 Gegendemonstranten vor der Kulturhalle in Hanau Steinheim gemischt. Im Verlaufe der Kundgebung bedrängte einer von ihnen zunächst DGB Regionsgeschäftsführerin Ulrike Eifler und versuchte, ihr das Mikro aus der Hand zu nehmen. Daraufhin trat einer der Ordner an ihn heran und forderte ihn auf, den Platz zu verlassen. Dieser Aufforderung kam der Mann zunächst nach, blieb aber am Rande der Kundgebung stehen, wo eine zweite Person wartete. Von hinten griffen sie den Ordner, der ein aktiver Betriebsrat im Main-Kinzig-Kreis ist und ihnen bereits den Rücken zugedreht hatte, an. Sie würgten ihn, selbst als er schon bewusstlos am Boden lag. Dass Umstehende den Vorfall mitbekamen und sofort dazwischen gingen, rettete dem Gewerkschafter vielleicht das Leben. Er wurde mit Schädel-Hirn-Trauma, Prellungen und kurzzeitiger Amnesie von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren. Inzwischen wurde auch Strafanzeige wegen schwerer Körperverletzung gegen die beiden Männer, die anschließend an der Veranstaltung der AfD teilnahmen, gestellt.

Angesichts dieses Vorfalls rückten die Hanauer Gewerkschaften zusammen. „Die Grenzen sind überschritten: Der Angriff zeigt, dass die verbalen Entgleisungen der AfD, wie wir sie in der letzten Woche gegen Ulrike Eifler und Tobias Huth erlebt haben, in offene Gewalt umschlagen können“, sagte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hanau-Fulda Robert Weißenbrunner. „Als Gewerkschafter stellen wir uns daher geschlossen gegen den Hass, den die AfD schürt und der die Gesellschaft auseinandertreibt. Damit muss jetzt endlich Schluss sein.“

Auch der Geschäftsführer des ver.di-Bezirks MainKinzig-Osthessen Berthold Leinweber zeigte sich entsetzt über den Vorfall und forderte eine konsequente Strafverfolgung. „Das war ein offener Angriff auf einen unserer Kollegen. Die Täter sind bekannt. Wir erwarten von den Ermittlungsbehörden eine schnelle Aufklärung. Die beiden Männer müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“

Für Heinz Bayer zeigt der Vorfall klar, von wem die Gewalt ausgeht. „Ich war bis zum Ende der Kundgebung da. Wir haben lautstark, aber friedlich protestiert“, sagte der GEW-Vorsitzende. „Die AfD hat versucht, uns im Vorfeld der Kundgebung als gewaltbereite politische Straftäter darzustellen. Der Vorfall zeigt aber: Die Gewalt geht nicht von den Gewerkschaftern aus, auch wenn die AfD etwas anders behauptet. Offensichtlich gibt es inzwischen eine relevante Anzahl von gewaltbereiten Personen unter den Anhängern der AfD und offensichtlich wollte Wissenbach das mit seinen unwahren Behauptungen und Unterstellungen in der letzten Woche verschleiern.“

Dass sich der Vorfall gegen die gesamte Gewerkschaftsbewegung richtet, betonte Beate Rohrig, Bezirksleiterin der IG BCE Mittelhessen. „Mit den verbalen und körperlichen Angriffen der AfD auf Hanauer Gewerkschafter haben die Auseinandersetzungen für uns eine neue Qualität bekommen. Diese Partei steht nicht nur programmatisch für eine arbeitnehmerfeindliche Politik. Sie ist ganz offensichtlich auch eine Bedrohung für organisierte Gewerkschafter. Die AfD wird jetzt mit unserem gemeinsamen und entschlossenen Widerstand rechnen müssen.“ +++


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3 Kommentare

  1. Komisch, daß die AfD dennoch zur "neuen Arbeiterpartei" wurde, der rotgrünen FR entnommen und von Links-Bourgeois Jakob Augstein ungern bestätigt. Der befürchtet laut SPIEGEL-Beitrag sogar den Aufstieg der AfD zur Massenpartei, wenn sie sich sozial orientiert.

    Und heute mittag bei Phoenix berichtete ein Experte, daß zwar im Unterschichten-Viertel Chorweiler, Köln, die Wahlbeteiligung nur halb so hoch sei wie im Reichenviertel Hahnwald, aber in Chorweiler -bei den einfachen Menschen, früher das Potential der SPD- der Anteil der AfD-Wähler am höchsten, wie früher zu NPD und REPs!! Aus der SPD ist ja, jetzt vom eigenen Promi Buschkowsky bestätigt, eine "Partei der Klugscheißer" geworden, dem Volke so fern wie der Realität, aber 90% neu-bürgerliche Kaviar-Linke in Staats- und Funktionärs-Posten!!

  2. Die AfD ist offen eine neoliberale Partei, die gegen Gewerkschaften argumentiert und ansonsten wenig für Arbeitnehmerinteressen übrig hat. Sie ist eine "braune FDP". Das Problem für die Arbeitsleister in Deutschland ist aber, dass auch die Union eher Unternehmerinteressen vertritt; die SPD ohnehin. Und so kommt es, dass viele Arbeitnehmer aus Frust und Protest die AfD wählen. Vorübergehend ist das ggf. ja ein Warnzeichen für die etablierten Parteien, sich endlich um die Interessen der Bevölkerung in diesem Land zu kümmern. Langfristig würden große Erfolge der AfD den Arbeitnehmerinteressen eher schaden. Das betrifft sowohl die arbeitsrechtlichen Fragen, als auch Fragen der Sozialversicherung. Wer ernsthaft die gesetzliche Rentenversicherung abschaffen will, wie dies der Vorsitzende der AfD vorschlägt, bringt ein ein soziales System ins Wanken, dass bisher den sozialen Frieden in unserem Lande gesichert hat.

  3. Das erscheint mir schwer glaubhaft. Insbesondere, weil von neutralen Medien und von der Polizei dazu nichts berichtet wurde. Ach ja, wer hat das angebliche Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert - der DGB?

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