
So viel Geduld die Saison auch erforderte, so viele Hochs und Tiefs sie mit sich brachte, so viele Lernprozesse sie erforderte: Philipp Stuckhardt ist wieder da. Meldete er sich zurück? Ist er wieder da? Oder immer noch? Sei‘s drum: Erst lief er über 5.000 Meter auf der Bahn in Göttingen eine Klasse-Zeit, ehe er am Sonntag am Hohen Meißner Hessischer Meister im Berglauf wurde.
Wenn man so will, kehrte der 33-Jährige aus Kohlhausen zu seinen Wurzeln zurück. Er lief innerhalb der Göttinger Laufserie die 5.000 Meter auf der Bahn in 14:46 Minuten. Eine Klasse-Zeit. „Ich wollte ja eigentlich nur einen Reiz setzen“, sagte er, „doch mit dieser Zeit kann man als Bergläufer gut leben. Mega“. Stuckhardt war total überrascht. „Erst wusste ich das gar nicht einzuordnen“, schob er nach. Das Resultat beruhigte ihn, sorgte für Mut und Vertrauen und ein Stückchen Selbstsicherheit.
800 Meter, 1.000 Meter und 1.500 Meter boten die Göttinger Veranstalter als Kurzstrecken an - 3.000, 5.000 und 10.000 als längere Distanzen. Früher lief er regelmäßig auf der Bahn - und er „wollte nur gucken, was geht“. Später urteilte er: „Dieser Lauf hat mir einen Stoß gegeben. Selbstbewusstsein. Und es hat mir gezeigt, wie vielfältig ich doch bin oder sein kann.“
Das Event, das sportlich höher einzuschätzen war, folgte auf dem Fuß: Wenige Tage danach wurde Philipp Stuckhardt Hessischer Meister im Berglauf. Start war in Abterode, das Ziel im Wald oben auf dem Hohen Meißner. Er kam mit einer Zeit von 37.33 Minuten ins Ziel - und er war praktisch eine Klasse für sich. Zweiter und mit mehr als zwei Minuten Rückstand wurde Kilian Schreiner (ASC Breidenbach bei Marburg), Dritter der Italiener Marco di Lazzeri (Eintracht Frankfurt).
Von der ersten Sekunde an entwickelte Philipp Stuckhardt Druck und Tempo, das er straff anzog und hochhielt. So immens, dass Schreiner - mehrfacher Hessischer Meister, ein guter Cross- und Bergläufer - nicht gegen- und mithalten konnte. Auch di Lazzeri war nicht zu einer nennenswerten Reaktion im Stande. „Eine mega-krasse Zeit“, war Philipp froh und erleichtert, „hätte ich gewusst, dass der Streckenrekord, den ein Afrikaner hält, 30 Sekunden unter meiner Marke liegt, hätte ich nochmal zugelegt“. Er zeigte sich überrascht, dass er das hohe Tempo so durchziehen konnte - und dass er nicht mal „bis zum Anschlag“ laufen musste. Nicht an seine Grenzen gehen musste. „Ein mega-gutes Gefühl“, sagte er nur, „ein mega-gutes Gefühl“.
Seine Form sei eigentlich „Bombe“, fügte er hinzu, „ich hoffe, dass ich die noch bis zum Herbst oder dem Oktober halten kann.“ Drei Wettbewerbe warten noch auf ihn in diesem Jahr. Der erste: die Teilnahme am HochRhön BergTrail am kommenden Sonntag in Hilders. Dort geht er über 29 Kilometer an den Start, „ die längste Strecke, die ich bisher gelaufen bin im Trail.“ Dem schließen sich die Hessischen Meisterschaften im Halbmarathon am 4. Oktober in Schotten an - sowie der Lollslauf am 12. Oktober. Da läuft ein Hersfelder in Hersfeld. +++ rl
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