Merz hört mit – ein zu weites Feld

Gießen/ Fulda. Wir haben beim letzten Mal das Problem der Ebenen in Politik und Gesellschaft einer näheren Betrachtung unterzogen. Dabei stößt man geradezu zwangsläufig auf das weitläufige Problem des Feldes, dem sich deshalb ja auch zu Recht ein eigener Forschungszweig, nämlich die Feldforschung, widmet. Bereits mit der Entwicklung der Drei-Felder-Wirtschaft hat der Mensch die Konsequenz aus der Erkenntnis gezogen, dass Ebenen (vgl. Die Mühen der schiefen Ebene) vor allem aus Feldern bestehen und dass „das Felder (sind), auf denen man Geld regenerieren kann“ (MdL-SPD). Seitdem nämlich untersucht er, also der Mensch, wie er die Felder am besten organisieren resp. strukturieren kann. „Wir versuchen das Feld von unten aufzuzäumen.“ (Mitglied SPD-Landesvorstand). Was natürlich ein vernünftiger Ansatz ist, vor allem verglichen mit dem ansonsten üblichen „von oben Runterbrechen“ bzw. dem „Durchdeklinieren“.

„Wie kann man das Feld in diesem Dreieck (nämlich vermutlich dem der Drei-Felder-Wirtschaft, d. Verf.) systematisieren?“ (Mitglied Landesjugendhilfeausschuss Hessen) Bei der Antwort auf diese Frage ist der Feldforschung kein Weg zu weit – und sie geht dabei nicht nur „ins Feld“, sondern sie spürt besonders dem „Vorfeld“ nach, in dem sich ja bekanntlich die wirklich wichtigen Dinge abspielen und dessen genaue Lage im Raum-Zeit-Kontinuum deswegen eines der letzten Arkana der Politik ist! „Der 13. spielt sich im Vorfeld des 14. ab.“ (MdL-SPD) Mit solch enigmatischen Äußerungen ist natürlich kein Licht in die Sache resp. ins Vorfeld zu bringen, weswegen die Feldforschung manchmal sogar eigene neue Felder entwickelt: „Angesichts eines hochkompetitiven Forschungsumfelds wollen wir als Allianzpartner in gemeinsam identifizierten Aktionsfeldern und Entwicklungsschwerpunkten unsere Kräfte komplementär bündeln und synergetisch vorankommen.“ (aus einem Schreiben der Justus-Liebig-Universität Gießen) Von da ist es zur „Quadratur des Dreiecks“ (T. Walde, ZDF berlin direkt, 19.Januar 2014), in dem das Feld zu systematisieren wäre, nur noch ein winziger „Schritt über den Tellerrand“ (Mitglied des Gießener Kreistages, Bündnis 90/Die Grünen) hinaus.

Insofern scheint das eine der Bedeutung des Feld-Problems angemessene Forschungsstrategie zu sein, auch wenn natürlich Fragen offen bleiben, nämlich z.B. diese: „Wer ist denn eigentlich unser zentrales Ansprechfeld?“ (MdL-SPD) Das wirft gleichzeitig die Frage nach der Natur des Feldes – Abstraktum, Person, Geo-Dreieck? – auf, also die faustische Frage, was das Feld im Innersten zusammenhält. Gegebenenfalls muss in diesem Feld auch die Gretchenfrage neu formuliert werden, etwa so: „Sag‘ an, wie hältst Du’s mit dem Feld des Religiösen?“ Offen ist bisher auch geblieben, welche Gefahren in den vielerorts existierenden „Mienenfeldern“ (Sic!) lauern. Klarer sind da schon die Verhältnisse auf der europäischen Ebene, denn: „Europa ist kein Verschiebebahnhof für nationalen Personalüberschuss. Und auch kein Experimentierfeld für Machtspiele.“ (Yasmin Fahimi, SPD-Generalsekretärin) Aber natürlich ein „Mienenfeld“ allererster Güte.

Neben den Feldern spielen „die Räume“ eine große Rolle, nicht nur in den Ebenen der Politik, sondern auch – und wichtiger noch – im Fußball. Beides Mal kommt es darauf an, die Bälle flach zu halten und die Räume eng zu machen. Aber das ist ein zu weites Feld! +++ fuldainfo | gerhard merz