Malerausbildung an einem Gaffelsketschsegler

„Schiff ahoi, Leinen los oder doch eher Work and Travel?“

Fdi mediendienst
Die Teilnehmer des Projektes „Nordstjernen“: Vordere Reihe: Loraine Sippel, Michele Röder, Jule Neiser, Marvin Göltner, Anne-Marie Caspari mit Koordinator Gregor Botzet (v.l.) Hintere Reihe: Leonard Hinz, Daniela Buchegger, Seniorexperte Michael Doll, Doreen Neumann, Julia Mayr, Joseph Glotzbach (v.l.)

Fulda. Ende April machten sich 10 Auszubildende Maler und Lackierer der Ferdinand-Braun-Schule Fulda - davon 2 Austauschülerinnen aus Österreich - auf den Weg nach Hamburg-Harburg, um mit ihrem Lehrer und Experten Gregor Botzet und dem Seniorexperten Michael Doll ein Traditionssegelschiff zu renovieren. Die Idee dazu entstand nach einem persönlichen Kontakt mit einem der Schiffseigner und dem Seniorexperten im Bundesleitungszentrum Maler WorldSkills Germany.  „Auf der Suche nach einem Ausbildungsprojekt, in dem sich sowohl Fach-, Sozial- und Interkulturelle Kompetenzen besonders gut entwickeln lassen, sind wir auf die Idee gekommen, ein Segelschiff, das inzwischen zum mobilen historischen Kulturgut zählt, in der Restaurierung und der Instandhaltung zu unterstützen.“, so Gregor Botzet, Fachlehrer und Koordinator an der Ferdinand-Braun-Schule Fulda.

Beim Entrosten des Vodersteven Der Gaffelsketchsegler Nordstjerne ist einer der wenigen noch erhalten gebliebenen, so genannten „dänischen Haikutter“. Um ihr den Weg auf eine Abwrackwerft zu ersparen, wurde sie nach Beendigung ihres langen Fischereilebens zum Freizeitschiff umgebaut. Mittlerweile wird die Nordstjernen von ihrer Eigentümergemeinschaft und Freunden des Schiffes in deren Freizeit in Stand gehalten und gepflegt. In diesem Jahr stand die Beschichtung des Schiffsrumpfs oberhalb der Wasserlinie inklusive Schanzkleid und deren Abdeckung sowie die Renovierung des gesamten Oberdecks auf dem Programm. Diese Aufgaben sollten die Auszubildenden eigenständig unter fachlicher Anleitung der Experten bewältigen.

Doch zunächst einmal gab es technische Informationen und eine Unterweisung, wie man sich auf einem Schiff zu bewegen hat - beziehungsweise, was im Falle eines „unfreiwilligen Bades“ zu tun ist. Hochmotiviert starteten die einzelnen Teams ihre zugewiesenen Arbeiten. Zunächst stand die Untergrundvorbereitung im Focus: Abschleifen und abbrennen von verwitterten Altbeschichtungen, entrosten des Vordersteven, reinigen der Metallbuchstaben der Schiffsbezeichnung. In jedem Team zeichnete sich ein/e Auszubildende/r verantwortlich für die Leitung der Gruppe und berichtete zum Feierabend über den aktuellen Stand der Arbeiten. Nach zweieinhalb Tagen harter Schleif- und Vorbereitungsarbeiten konnte dann mit den Beschichtungsarbeiten begonnen werden. Mit völlig anderen Materialien als bisher gewohnt, beschichteten die Auszubildenden voller Stolz ihre aufbereitenden Untergründe.

Das fertig renovierte Objekt „Nordstjernen“ Alle Schiffseigner sind überzeugt: „Was ihr da in vier Tagen geleistet habt, ist der Wahnsinn“. Als Dank für die geleistete Arbeit wurde die Mannschaft mit einem Törn belohnt. Einen ganzen Tag lang schipperte die Nordstjernen in strahlendem Glanz bei Sonnenschein die Elbe hoch und runter. Dabei mussten alle Teilnehmer des Projektes ans Ruder und als Steuermann maritimes Flair verspüren. Ein unvergessliches Erlebnis mit Nachhaltigkeitsgarantie.

Projektleiter Gregor Botzet ist überzeugt: „Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.“ Im Sinne dieses Ansatzes wollten wir, als Bundesleitungszentrum Maler, diese Aussagen für die berufliche Bildung aufgreifen, um einer alten, handwerklichen Tradition folgend, aber neu ausgerichtet, mit unseren Auszubildenden „auf die Walz zu gehen“. Die Teilnahme an solchen Projekten, so Botzet, wirkt sich fachlich und insbesondere persönlichkeitsfördernd für den Lebensweg der Auszubildenden aus. Gewohnt und gelebt wurde an Deck - d. h. Selbstverpflegung - inklusive Küchendienst. Die an Bord einfachsten Lebensbedingungen zwingen dazu, sich aufeinander zu beziehen und das Zusammenleben neu zu gestalten. Eine interessante Erfahrung für Auszubildende – ebenso, wie für die Experten.

Neben dem Arbeiten, stand auch Kultur auf dem Programm. So besuchte man im Museumshafen Oevelgönne ein bereits restauriertes Segelschiff, einen Schwimmkran. „Bei einer Lichterfahrt erlebten wir, wie es ist, wenn die Sonne untergeht und die Lichter im Hamburger Hafen angehen. Es bietet sich ein völlig neues Bild der Landungsbrücken und Container-Terminals. Vor allem die hell erleuchtete Speicherstadt versprüht pure Romantik. Lohnend der Blick von der Plaza der Elbphilharmonie über Hamburg bei Nacht. Ein besonderer Dank gilt der Firma Malerwerkstätten Colora GmbH aus Neuhof, die uns durch die Bereitstellung eines Kleinbusses unterstützte und der STO-Stiftung, welche die beiden Austauschschülerinnen gefördert hatte. +++ pm/ja

 

Foto: Gregor Botzet


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