Kurfürstenstraße - Verkehrswende Fulda: Mehr für Fußgänger und Radfahrer tun

Fulda. In anderen Städten nutzt man den Neu- bzw. Umbau der Straßen, um sich von den monotonen Gegebenheiten im Straßenverkehr der letzten Jahre zu verabschieden. Demnach werden für Fuß bzw. Radfahrer komfortable, vor allem sichere, Lösungen geschaffen; Anders ist das im Osthessischen Fulda. Jetzt im Oktober soll auch die Kurfürstenstraße für rund 1,6 Millionen Euro ausgebaut werden - dies, ohne das es zu nennenswerten Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr kommt. Die Crux in dieser Angelegenheit liegt darin, dass die Kurfürstenstraße - nur etwa zwischen 14 und 15 Meter breit ist, die Planung des Ausbaus aber in weiten Teilen der Straße - beidseitige Längsparkstreifen mit einer Breite von jeweils zwei Metern vorsieht.

So beschränkt sich der - für die Gehwege verfügbare Platz - auf der zum Schlosspark hin gelegenen Seite, auf eine Breite zwischen 2 und 2,21 Meter, während er auf der anderen Seite sogar streckenweise nur 1,80 oder 1,50 Meter beträgt. Damit wird die untragbare Situation des extrem schmalen Gehweges auf der Südseite der Kurfürstenstraße, zwischen Bahnhofsvorplatz und Heinrich-von-Bibra-Platz, diesen sich die Fußgänger mit Rollkoffern, Kinderwägen und Rollstühlen mit Radfahrern teilen müssen, auch auf dem neuausgebauten Abschnitt gewährleistet. In der gültigen Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen, die ermöglichen will, dass sich Fußgänger problemlos begegnen und radfahrende Kinder an ihnen vorbeifahren können, wird aber eine Gehweg-Mindestbreite von 2,50 empfohlen.

Beim Neuausbau ist überdies für Radfahrende geplant, wieder die von Fuldaer Planern, geliebten Schutzstreifen anzulegen, diese man beispielsweise auch auf der Leipziger Straße findet. Obwohl die - mittlerweile als "Best-Practice-Leitlinie" - geltenden Empfehlungen für Radverkehrsanlagen von 2011 vorsehen, dass - insbesondere bei Schutzstreifen-, die direkt an Längsparkstreifen verlaufen, ein Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos einzuhalten und zu markieren ist, sieht die Kurfürstenstraßen-Planung allerdings - ähnlich, wie in der Leipziger Straße - abermals überhaupt keinen Sicherheitsabstand vor. Karin Masche, für die Linke.Offene Liste im Stadtparlament, weist darauf hin, dass auch bei den neuen Planungen, wie in der Niesiger Straße, erneut Schutzstreifen ohne Sicherheitsabstand geplant seien.

Radfahrende sind beim Nutzen solcher Schutzstreifen stark gefährdet. Denn selbst, wenn sie bei hellem Tageslicht fahren, können sie direkt, von einer sich plötzlich öffnenden Autotür, getroffen werden. So kommt eine Studie der „Bundesanstalt für Straßenwesen“ zum Unfallrisiko von Radelnden zu dem Entschluss, dass fast alle Unfälle, die sich zwischen Radverkehr und ruhendem Verkehr ereignen, auf nicht vorhandene oder zu schmale Sicherheitstrennstreifen zwischen Schutz- oder Radfahrstreifen und den Parkständen zurückzuführen sind. Für Ute Riebold, Stadtverordnete der Grünen, sind die Prioritäten klar: "Bei der Aufteilung des vorhandenen Straßenraumes muss, wenn die Straße zu schmal ist, Sicherheit immer Vorrang haben! Um alle Interessen zu bedienen, müssen Parkplätze reduziert oder wenn nötig, sogar ganz gestrichen werden", so die Stadtverordnete.

Bereits im März diesen Jahres haben Vertreterinnen und Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in einem Gespräch mit den Mitgliedern des Planungsamtes auf die Mängel sowie die Gefahren, die sich für die Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, ergeben, hingewiesen. Bisher wurde seitens der Stadt aber keine Bereitschaft signalisiert, auf die wichtigsten Vorschläge einzugehen. Die "Verkehrswende Fulda" fordert, die Planung - nur unter Berücksichtigung der Richtlinie für Stadtstraßen und den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen - umzusetzen. +++ fuldainfo

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8 Kommentare

  1. Immer nur etwas Schreiben wenn mir eine negative Entwicklung auffällt, möchte ich nicht. Es gibt auch positive Neuigkeiten aus der Stadtplanung.Der Lageplan, den man als interessierter Bürger einsehen kann, ist recht übersichtlich gestaltet und auch ein Zoomen auf eine optisch angenehme Größe ist mir diesmal gelungen.Soweit das Positive. Wichtig wäre allerdings, in der Legende des Plans auch zu erfahren, wie ein Trafokasten, Parkautomat, Telekomkasten etc. aussieht und zu wissen wo so ein Ding später stehen soll.Den Parkautomaten habe ich herausfinden können, doch ist mir in der Zeichnung rätselhaft,wo die Kiste hin versetzt werden soll? Es gibt übrigens im Stadtgebiet eine ganze Reihe von schlechten Beispielen wo solche Geräte als Hindernis den Fußgänger herausfordern. Wer wie ich gerne zu Fuß unterwegs ist, möchte in der Stadt unverstellte, möglichst geradlinig angelegte Fußwege mit mindestens 2,50m Breite vorfinden! Wenn ich Kurven,Engstellen und Hindernisse meistern möchte, gehe ich lieber in meiner Freizeit zum Wandern in die schöne Rhön! Ganz schlimm finde ich aus diesem Blickwinkel die Planungen am Knoten Leipziger Strasse. Dieser wird wohl in die Planungen mit einbezogen, um den furchtbaren Ist-Zustand dauerhaft zu zementieren! Dort hat sich die Autopolitiklobby beispielsweise ihre 2 Fahrstreifen je Richtung gesichert! Die 3 Sortierungsfahrspuren aus Richtung Lehnerz kommend, bei gleichzeitig nur 1,5 Meter Radschutzstreifen ganz am Rand und eine Gehwegbreite von gerade mal 2 Metern zeigt, wer hier bei den Planern Vorzüge genießt...!

  2. So ganz kann ich Dir da nicht zustimmen,kleine Feder. Es gibt auch gut qualifizierte Menschen, die in Fulda bleiben, zurück kommen oder neu nach Fulda kommen, weil sie sich vorstellen können, hier gut zu leben und hier etwas im Sinne der BürgerInnen dieser Stadt zu bewegen. Nur sind es leider zu wenige, die übers reine Verwalten im Sinne von Lobbyarbeit für bestimmte Bevölkerungskreise hinaus denken. Aber vielleicht liegt es alleine daran, dass viele Menschen in dieser Stadt sich andere Möglichkeiten gar nicht vorstellen können, da ist Phantasie und Kreativität gefragt - und beides steckt in allen von uns, wir müssen beides nur von uns fordern und dann im Austausch miteinander untereinander fördern.

  3. @Nachdenkerin

    Das liegt unter anderem daran, daß in den TOP und mittleren Entscheidungsebenen im Stadtschloss, also Stadtbaurat und untere Ebenen wie anderswo auch in der Verwaltung eben KEINE Topleute sitzen, sondern nur diejenigen, die aus verschiedensten Gründen in Fulda bleiben wollen oder anderswo keinen Job finden.

    Gute Leute, auch von außerhalb sind nach wie vor für Fulda schwer zu begeistern. Mag auch an der Bezahlung liegen. Für ein Spitzenamt hatte sich schon mal jemand auch München interessiert. Dem lief sogar OB Möller bis München hinterher, nachdem dieser Kandidat wieder abgesprungen war. Jedoch vergebens.

    Wir haben eben hier nur zweite oder dritte Wahl. Und diese Leute machen eben nur die Arbeit, die sie unbedingt machen müssen - mehr nicht!

    Denken, kreativ und bürgerfreundlich sein ist in der Fuldaer Verwaltung seit Jahren nicht erwünscht. So kommt es dann, daß immer wieder Fehlplanungen realisiert werden ohne daß es irgendjemanden stört - abgesehen von manchen Bürgerinnen und Bürgern.

    Und auf die bzw. deren Meinung verzichtet man gerne. So isses! Leider!

  4. Würde der Großteil der Entscheider der Stadtpolitik im Stadtparlament und in der städtischen Verwaltung im Alltag mehr zu Fuß gehen und im alltäglichen Leben regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, gäbe es in Fulda auch sichere Fahrrad- und genügend breite Fußwege, dessen bin ich mir sicher. Der Nebeneffekt dieser gleichermaßen Fußgänger wie Radfahrer unfreundlichen Stadtpolitik ist, dass diese sich gegenseitig anfeinden, da man besonders den Fußgängern von seiten der Planer vermittelt, dass die Fahrradfahrer den Fußgängern den "Platz wegnehmen". Gäbe es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, würde dieser m. E. sicher auch von vielen Autofahrern angenommen werden und dann würden weniger Parkplätze benötigt. Und was ist eigentlich aus den Citybussen der 90er Jahre geworden, die anfangs für Nutzer kostenlos, später für einen kleinen Betrag zwischen Innenstadt und umliegenden Großparkplätzen pendelten? Dies war damals ein von allen Bevölkerungsteilen begrüßtes und angenommenes Projekt, was die Fuldaer Innenstadt zur damaligen Zeit erheblich vom Autoverkehr entlastete. Anstatt sich wie in anderen Regionen in Bezug auf Verkehrspolitik nach vorne, hin zu mehr öffentlichem Nahverkehr und zu Fußgänger und Radfahrer freundlicher Stadtplanung zu entwickeln, stecken Fuldas Stadtplaner zur Zeit in diesem Bereich fest in Denkstrukturen des letzten Jahrhunderts, die Zeit des Citybusses scheint ein positiver, aber nur kurzzeitiger Ansatz zum Ausbruch aus diesen Denkstrukturen gewesen zu sein. Wir können nur hoffen, dass eine interessierte und sich einbringende Bevölkerung zusammen mit den sie unterstützenden Stimmen im Stadtparlament hier mit Engagement und Ausdauer eine kontinuierliche Veränderung bewirken können.

  5. In Fulda kann man es nunmehr getrost aufgeben. Wer Fahrrad fährt, ist selber schuld und wird bei Regen auch noch nass. Wer Bus fährt, bekommt kostenlose Nachhilfe in Geduld und darf den tollen Busplatz am Heertor stundenlang besichtigen. Wer in Fulda noch hofft, dass etwas sich zum Besseren wendet, hat verloren. Hier wird sich nie etwas ändern, in keiner Hinsicht.

  6. Klar, war ja fast nicht anders zu erwarten! Anscheinend immer wieder setzen sich in den Amtsräumen und der Regierungspolitik Leute durch die sich erst dann als vollwertiger Mensch empfinden können, wenn sie ihre heißgeliebte Benzinstinkeschleuder überall hinbringen können. da entsteht wohl jedesmal so eine "Ich-bin-ja-immer-so benachteiligt-als-Autofahrer-drum-muss-ich-die-ganze-Stadt-mit-möglichst-kostenlosen-Parkplätzen-zupflastern"-Angst! Das emphatische Empfinden, wie Verkehrsbauten für Fußgänger, Radfahrer und Stadtbusfahrgäste gestaltet werden sollten, scheint sich soweit zurückgezogen zu haben, dass nur noch das umgesetzt wird was AUSSERHALB FULDAS in Gesetzlichkeiten vorgegeben wurde! Die Kurfürstenstraße soll ja die Verkehrsströme der Ostumfahrung aufnehmen. Diese wiederum kam ja vorwiegend dem Autoverkehr sowie einem Einkaufscenter zu Passe, und hat damit den Druck auf den teuren Ausbau im Bereich des ZOB, Bahnhofs und der Kurfürstenstr. erhöht! Die Geister die ich rief...! Und da aufgrund der beengten Verhältnisse wohl teure Grundstückserwerbungen nötig wären um sowohl einen "Highway" als auch eine fußgängergerechte, fahrradfreundliche Umgebung zu schaffen, hat man sich,MAL WIEDER, für die große "Highway"- mit Minimalst-umweltfreundlichen Ausbau entschieden. Ein Fahrradfahrer aus den Niederlanden der sich mal nach Fulda verirrt hatte,hörte ich zum Ausbauzustand mit den flink abmarkierten Radstreifen mal ironisch sagen: " Het maken van een geweldige show!"

  7. Wie lange lassen wir uns noch überrollen von dieser Verkehrspolitik der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts? Als Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger appelliere ich an die Kommunalpolitiker, nicht länger den Automobil-Fetischisten hinterher zu hecheln, sondern endlich einmal eine zukunftsgerechte Verkehrspolitik anzubahnen, auch in Fulda und im Umland. Dazu gehört auch, nicht endlos vor dem "Shitstorm" aufjaulender Raser wegen irgendwelcher angeblichen "Abzocke"einzuknicken. Wir alle, selbst die allerschlimmsten Verkehrsrowdys, gehen mal einige wenige Schritte zu Fuß. Wahrscheinlich wollen auch die notorischen Gasfuß-Fetischisten nicht bei dieser seltenen Gelegenheit über den Haufen gefahren werden.

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