Koalitionspolitiker weisen griechische Reparationsforderungen zurück

EU Gelder

Berlin. Politiker von CDU und SPD haben die Ankündigung des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, seine Wahlversprechen unter anderem mit Geld aus Deutschland finanzieren zu wollen, scharf zurückgewiesen. In einer Rede vor dem Parlament in Athen hatte Tsipras es seine "moralische Pflicht" genannt, Reparationsforderungen aus der Nazi-Zeit einzutreiben.

Der Chefhaushälter der Unions-Bundestagsfraktion, Norbert Barthle (CDU), sagte dazu der Online-Ausgabe des Handelsblatts: "Ich finde es eine seltsame Vorstellung von Demokratie, sich Wahlgeschenke von anderen Staaten finanzieren lassen zu wollen. Das geht gar nicht. Da werden wir sehr hart bleiben, denn so ein Vorgehen darf in Europa nicht erfolgreich sein."

Auch Deutschland habe ein gewähltes Parlament und der Bundestag habe nur mit großen politischen Mühen das Hilfsprogramm für Griechenland auf den Weg gebracht. Athen sollte daher langsam beginnen, "seinen bisher nur auf sich selbst gerichteten Blick auch einmal auf seine Partnerländer in der EU auszuweiten", betonte der CDU-Politiker. Das Thema Reparationszahlungen sei im Übrigen bereits abschließend geregelt. Zurückhaltend reagierte der SPD-Bundesvize Ralf Stegner auf die Tsipras-Ankündigung.

Deutschland habe zwar nach "den monströsen Verbrechen der Nazi-Diktatur" allen Grund gehabt, sich seiner historischen Verantwortung gegenüber den europäischen Nachbarn zu stellen. Dies sei auch nach 1945 auf unterschiedlichste Weise geschehen. "Gerade auch die solidarische Hilfe für andere europäische Staaten in den letzten Jahrzehnten ist ein Teil dieser besonderen Verpflichtung", sagte Stegner dem "Handelsblatt". "Allerdings gilt auch, dass die 2015 anstehenden europäischen Fragen nicht unter Verweis auf die NS-Vergangenheit gelöst werden können oder sollten."

Wagenknecht äußert Verständnis für Athens Reparationsforderungen

Die Vize-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, hat Verständnis für die griechischen Reparationsforderungen geäußert und die Bundesregierung zum Entgegenkommen aufgefordert: "Griechenland hatte von allen Ländern, die unter der Nazi-Herrschaft leiden mussten, pro Kopf die höchsten Besatzungskosten zu zahlen. Für die erlittenen Zerstörungen und Verbrechen wurde das Land bislang kaum entschädigt, auch eine den Griechen aufgezwungene Zwangsanleihe an die deutsche Besatzungsmacht wurde nie zurückgezahlt", sagte Wagenknecht dem "Handelsblatt".

Klar sei, so Wagenknecht weiter, "würde man uns jemals die Rechnung für den Zweiten Weltkrieg und die Nazi-Verbrechen präsentieren, wäre Deutschland im Handumdrehen pleite". Glücklicherweise seien die Gläubiger Deutschlands damals "gnädig" gewesen und hätten Deutschland durch einen großzügigen Schuldenerlass 1953 einen politischen Neuanfang und ökonomischen Aufstieg ermöglicht. "Nun muss die Bundesregierung auch Griechenland einen solchen Neuanfang ermöglichen." +++ fuldainfo


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1 Kommentar

  1. ... ob's nun schmeckt oder nicht, was Sahra Wagenknecht sagt, erscheint fundiert und klar - ihre Sicht der Dinge erweckt Zuversicht

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