Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Aktualisierung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Der bisherige Plan aus dem Jahr 2020 habe grundsätzlich weiter Bestand, werde nun aber an die neuen Klimaschutzziele und Herausforderungen am Energiemarkt angepasst, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Die Strategie setze staatliche Leitplanken für die Erzeugung, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff und seinen Derivaten und bündele die Maßnahmen der Bundesregierung.
Ziel sei eine zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff. "Mit der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie setzen wir den Rahmen für die neue Phase im Wasserstoffmarkthochlauf", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Investitionen in Wasserstoff sind eine Investition in unsere Zukunft, in den Klimaschutz, in qualifizierte Arbeitsplätze und die Energieversorgungssicherheit", fügte er hinzu. Man arbeite außerdem aktuell "mit Hochdruck" an der Schaffung der erforderlichen Infrastruktur. Im Rahmen dessen soll ein Wasserstoffstartnetz mit über 1.800 km umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen in Deutschland aufgebaut werden. Das Ziel für heimische Elektrolysekapazität im Jahr 2030 wird von fünf Gigawatt auf mindestens zehn Gigawatt erhöht. Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden. Dazu soll eine gesonderte Importstrategie entwickelt werden. Ferner setzt die Bundesregierung auf die Etablierung von Wasserstoffanwendungen in der Industrie, bei der Stromerzeugung und beim Heizen. Zudem will man bis 2030 Leitanbieter für Wasserstofftechnologien werden. Der Beschlussfassung im Kabinett war eine politische Einigung aller Ressorts vorausgegangen, inklusive der fünf "Kernressorts" für Wasserstoff - das heißt des Wirtschaftsministeriums, des Umweltministeriums, des Entwicklungsministeriums, des Verkehrsministeriums und des Bildungsministeriums.
Union nennt Wasserstoffstrategie der Ampel "halbherzig"
Die vom Bundeskabinett verabschiedete nationale Wasserstoffstrategie greift aus Sicht der Unionsfraktion im Bundestag deutlich zu kurz. "Wasserstoff ist so entscheidend für Wirtschaft und Klimaneutralität, da bräuchte es jetzt einen Doppel-Wumms", sagte deren klima- und energiepolitischer Sprecher Andreas Jung dem "Tagesspiegel". "Die Ampel aber bleibt halbherzig." Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende kritisierte vor allem, dass die Ampelregierung zu viele Vorgaben zu möglichen Anwendungsbereichen mache, statt für ein möglichst großes Angebot zu sorgen. "Die dirigistische Zuteilung des Wasserstoffs ist ein Irrweg - wo der Wasserstoff zur Anwendung kommt, das wird der Markt entscheiden." Um diesen aufzubauen, wäre das "Gebot der Stunde" nun aus Jungs Sicht eine "flächendeckende Infrastruktur in Deutschland, echte Wasserstoff-Union in Europa, Volldampf bei Inland-Produktion und bei Import-Partnerschaften - hinter all dem blei bt die Strategie deutlich zurück". Die Ampel glaube, dass es sich bei Wasserstoff um den "Champagner der Energiewende" handele, weshalb reglementiert werden müsse, wo er zum Einsatz komme und wo nicht: "Das regelt der Markt", so Jung weiter: "Es ist ja auch nicht verboten, in Champagner zu baden - trotzdem macht es niemand."
Aiwanger will Einsatz von Wasserstoff in allen Sektoren
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) geht die am Mittwoch vorgestellte Wasserstoffstrategie der Bundesregierung nicht weit genug. "Wir brauchen die Klarheit, dass Wasserstoff in allen Sektoren ideologiefrei eingesetzt werden darf: Nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Mobilität", sagte Aiwanger dem TV-Sender "Welt". Er habe selbst ein Wasserstoffauto von BMW und das funktioniere hervorragend. "Wir brauchen Wasserstoff, auch in der Heizung, um nicht alle Heizkörper und alle Heizungen rausschmeißen zu müssen und alle Gasleitungen rausschmeißen zu müssen", so der Chef der Freien Wähler. Stattdessen habe man aber "eine Bundesregierung, die bis dato sagt: Nein, da und dort wollen wir das gar nicht." Einerseits forderte Aiwanger, man müsse der Technik freien Lauf lassen, andererseits bekräftigte er, man müsse die Wasserstoffwirtschaft "noch mehr unterstützen, noch mehr auch geistig unterstützen - und nicht politisch immer dagegen reden". Die Strategie der Bundesregierung sieht eine Nutzung des Energieträgers in den Bereichen Industrie, Verkehr, Strom und Wärme vor. Im Verkehrssektor bezieht sich die Strategie auf den Luft- und Schiffverkehr, auf Lkws und auf Spezialanwendungen wie etwa für das Militär, nicht aber auf den Individualverkehr. Hintergrund ist, dass Elektroautos einen höheren Wirkungsgrad als Wasserstoffautos haben. Für den Wärmesektor sieht die Strategie eine "nachgeordnete Rolle" für den Einsatz von Wasserstoff und verweist auf eine "Nutzungskonkurrenz" mit anderen Sektoren: Im Bereich der Gebäude könne man auch bei hohen Wasserstoff-Preisen auf günstigere Alternativen umsteigen. Experten gehen auch in Zukunft von einer geringen Verfügbarkeit von Grünem Wasserstoff aus. +++









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