Heimspiele der Fußballer des Hünfelder SV zu besuchen, das ist so schlecht nicht. Die Rhönkampfbahn erweist sich oft als Schauplatz guter Unterhaltung, die das Herz höher schlagen lässt, man etwas geboten bekommt - und die die Zuschauer der Heimmannschaft meist mit einem Happy End entlässt. Trug das letzte Heimspiel gegen Fernwald wegen seiner Last-Second-Tore und ultimativen Zuspitzung so etwas wie eine historische Note, so darf man den 6:0 (1:0)-Erfolg gegen Adler Weidenhausen mit dem Etikett „Spielfreude“ belegen. Eintritt in ein Tollhaus sozusagen.
Und Teamgeist. Dieses Charakteristikum war auch dem dreifachen Torschützen Max Lindemann wichtig. „Das Spiel und unsere Leistung waren gut. Wir haben gut den Ball laufen lassen. Und die Positionen gut gewechselt. Jeder hat für jeden gearbeitet.“ Nicht nur wegen seines Dreierpacks: Er genoss es an diesem Abend, das offensive Spiel seines Teams maßgeblich zu beeinflussen. 80 Minuten dauerte sein Einsatz, bis ihm sein Trainer Johannes Helmke die Möglichkeit gab, sein Geleistetes auszukosten; Ben Becker kam für ihn. Für den Ex-Hohe Lufter und Ex-Barockstädter Lindemann war es sein zweiter Einsatz von Beginn an, nachdem er vor einigen Wochen aus Fulda zum HSV gewechselt war. Ein neues Gefühl, die Spielpraxis zu verinnerlichen.
Manchmal schien nicht das Flutlicht der Fixpunkt, sondern er. Lindemann, Sohn des Ex-Tiefenorters und Ex-Ausbachers Mike, spielte mit Tempo und Rhythmus, mit der Melodie des Spiels. Durch seine Finten und kurzen Bewegungen, sein Trickreichtum auf engem Raum, sein Spielverständnis und seinen meist kurzen Weg zum Tor. Lindemanns Führungstreffer nach 23 Minuten ebnete den Weg: Der Ex-Barockstädter Kocak leitete aus dem Zentrum heraus ein, bediente Trägler, der ließ klatschen - und Kocak nahm Lindemann im rechten Halbraum, schon in der Box mit; Lindemann vollendete. Dabei hatte der HSV als Mannschaft in der ersten Halbzeit gar nicht so toll gespielt. Klar sahen seine Umschaltmomente immer gut aus, sah es ansprechend aus, wenn er Tempo aufnahm. Aber die Abstände im Mittelfeld waren zu groß, bisweilen fehlte der Zugriff.
Gegner Weidenhausen spielte zunächst gut mit, brachte vor allem über die Außenpositionen Akzente ein - hatte aber im letzten Drittel Schwierigkeiten mit seinem Ziel, ein Tor zu schießen. Je näher es der Kiste ging, traf der Gast hin und wieder falsche Entscheidungen. Es ist müßig, dass Sören Gonnermann, einer der besten Angreifer im hessischen Amateurfußball, nicht mehr spielt. Man merkte dem Team an, dass es noch kein Spiel gewonnen hat in dieser Saison, dass ihm eine Handvoll Spieler fehlen. Jan Gerbig kam noch rein später, beide Krugs und Steinmetz sind beispielsweise aber noch außen vor. Kaum ein Wunder, dass Mut, beherztes Auftreten und Selbstvertrauen fehlen.
Das ist natürlich in den blau-weißen HSV-Herzen da. Gemischt mit Weidenhausens Fehlern, die nach der Pause schmerzhaft zunahmen. Symbolisch die Entstehung des 2:0 fünf Minuten nach der Pause - es öffnete Hünfeld maßgeblich die Tür an diesem Abend. Die Szenerie spielte Richtung Gästetor - doch die Adler waren in Ballbesitz. Lindemann und Fröhlich setzten nach, und noch war die Situation nicht geklärt. Lindemann eroberte die Kugel, nahm Fröhlich mit, der legte wieder zu „Linde“ - und der schloss ab. Aus HSV-Sicht ein Beispiel für gelungenes Gegenpressing - und was im positiven Sinn daraus werden kann.
Nachdem Lindemann nach Paliatkas Ball hinter die Kette das 3:0 liegen ließ, wobei der Ball schwer zu nehmen war - bewies Maxi Fröhlich, welchen Wert er für den HSV besitzt. Präsenz, Robustheit, Zweikampfstärke, kurzer Weg zum Tor - einiges spricht für ihn. Sein Doppelschlag (55. und 58.) stellte endgültig die Weichen. Erst nutzte er Paliatkas Flanke, dann Voglers Vorarbeit über rechts. Der HSV wurde über diese Seite immer stärker - der Gast bekam sie überhaupt nicht mehr zu. Auch Petr Paliatka taute immer mehr auf und zeigte in vielerlei Hinsicht Freude am Spiel.
Ein Element war beim HSV nicht zu sehen. Kürzlich hatte Trainer Helmke angedeutet, man über Diagonalbälle vor allem aus dem Zentrum heraus. Nicht unbedingt von dort, aber seine Spieler versuchten es immer wieder - und die Bälle kamen auch, beschleunigten das Hünfelder Vorgehen und entpuppten sich als gutes Mittel. In Halbzeit eins oft über Kocak, im zweiten Abschnitt auch über Paliatka. Das sah teilweise nach richtig Fußball aus.
Nach Dückers Flanke köpfte Lindemann beim 5:0 zu seinem dritten Treffer ein, und unmittelbar vor Schluss „hielt auch Paliatka nach Zölls Ecke noch mal seine Birne hin“. Apropos Lindemann: Er ist wohl endgültig angekommen beim HSV. Er bemerkte, dass er jetzt einmal weniger trainiere als in Fulda - und dass er dann ins Fitnessstudio gehe, um Körper und Beine zu trainieren, „dass ich stabil bleibe“, sagte der 19-Jährige.
Der HSV weiß: So schön der 6:0-Sieg war - auch dafür gibt es nur drei Punkte. Sechs Tore aber, die noch einmal das Selbstvertrauen stärken. Das kann das Team auch gebrauchen am Samstag im Vergleich gegen TuBa Pohlheim. Spitzenreiter Hünfeld - Freude ja, aber es ist ja eine Momentaufnahme - trifft dann auf den gegenwärtig Achten, der zehn Punkte gesammelt hat aus sechs Partien. Der Verein ist als Meister der Verbandsliga Mitte in die Hessenliga aufgestiegen.
Eine Aufgabe anderen Charakters für den HSV. Anderen Kalibers. Tuba? Turabdin Babylon. Früher trugen Vereine das Etikett „SV“, „TSV“, „TSG“ oder ähnliches. Tuba Pohlheim aus dem Landkreis Gießen ist bekannt für seine aramäischen Wurzeln und seine integrative Vereinsarbeit. Das Gute aus Hünfelder Sicht: Es ist wieder ein Heimspiel. Anstoß: 15 Uhr. Im Erlebniskino Rhönkampfbahn.
Hünfelder SV: Maul - Vogler (60. Zentgraf), Dücker, Gadermann, Zöll - Häuser, Kocak (62. Kemmerzell, 74. Kassa), Lindemann (80. Becker), Fröhlich - Palitaka (67. Witkowski)
Weidenhausen: Wassmann - Hammer, Beng (71. Immig), Engelhardt (62. Gerbig), Renke, Jung, Yüksel (81. Ander), Müller, Binneberg, Weingarten, Peter
Schiedsrichter: Thorsten Eick
Tore: 1:0 Max Lindemann (24.), 2:0 Max Lindemann (51.), 3:0 Maximilian Fröhlich (55.), 4:0 Maximilian Fröhlich (58.), 5:0 Max Lindemann (76.), 6:0 Paliatka (89.) +++ rl








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