Hünfelder SV - Eine Träne im Knopfloch

Doch es gab auch Positives zu berichten

August Klee
August Klee

Früher sagte man im Fußball, einmal 0:4 zu verlieren, sei besser, als viermal 0:1. Eine der vielen sogenannten Weisheiten. Heutzutage werden sie kaum noch herangezogen, weil nichts mehr zählt als der schnelle Erfolg. Dabei geht es doch darum, die Dinge schon beim Namen zu nennen - aber auch zu sensibilisieren. Und auch wenn der Aufprall von Hünfelds Kickern schmerzhaft war und sich als bitterer und ekliger Moment herausschälte: Es sind doch nur drei Punkte verloren gegangen. Aus der unmittelbaren Spitzengruppe hat sich der HSV nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen - als er mit Pohlheim, Eddersheim und nun dem SV Hummetroth elitäre und keine No-Name-Gegner des hessischen Oberhauses hatte - aber erst einmal verabschiedet. Auch das ist nicht schlimm.

Vielleicht wäre es ja anders gelaufen, wenn „Jemo“ Kassa sein tolles Tempodribbling hätte abschließen können, sein Schuss aber geblockt wurde nach fünf Minuten. Schon nach einer Viertelstunde hatte man das Gefühl, dass Hünfeld irgendwie wild agiert und nicht zu sich findet. Nicht wach, nicht bei sich, das Team schien nicht präsent. Hummetroth war zu diesem Zeitpunkt schon besser. Technisch gut, ballsicher, zäh als Mannschaft - und in diesem Aspekt, als Team zusammen zu arbeiten, Anspielstationen zu haben und sich stets zu helfen, hatte der Gast zeitig den Hut auf. Und sobald Hummetroth, aufmerksam im Gegenpressing, den Ball hatte, war Struktur drin. Ob aus dem Spiel heraus - oder Fehler des Gegners zu nutzen.

Nachdem Gäste-Kicker Danny Klein in halblinker Position Eins-gegen-eins HSV-Keeper Jannis Maul in die Arme geschossen hatte (22.), musste man sich über Hünfeld an diesem Tage Gedanken machen. Hummetroth spielte, der gastgebende HSV guckte zu. Kam nicht in die Zweikämpfe, hatte gar keinen Zugriff. Und noch einmal war Kassas Dribbling vielversprechend er blieb aber hängen - und hatte wohl so viel Tempo, dass er einen besser postierten Mitspieler nicht mehr bedienen konnte. Im Gegenzug - eine halbe Stunde war vorüber - brach das Negative aus Hünfelds Sicht Bahn: Erst rettete Gadermann per Kopf auf der Linie (32.), und noch in derselben Minute fiel die Führung. Dogan traf per Kopf, nach einem Eckball auf den zweiten Pfosten - das darf so nicht passieren. Wenig später zog Struwe knapp am langen Eck vorbei (35.) - drei Minuten später glückte ihm das richtungweisende 2:0. Hünfeld hatte einen Angriff über links zugelassen - und kam, wie so oft, einen Schritt zu spät. Auch im Kopf. Häuser und auch Dücker retteten noch kurz vor der Pause.

Im zweiten Abschnitt keimte kurzzeitig Hoffnung. Paliatka war reingekommen, und man hatte den Eindruck, der HSV, bei dem sich Antreiber Jonas Simon arg in defensiven Räumen aufhielt, würde sich ins Spiel reinbeißen können. Weit gefehlt. Nicht mal eine Stunde war vorbei, als das Spiel entschieden war. Denn Hummetroth legte per Doppelschlag binnen einer Minute nach. Erst verwertete Sommer eine per Kopf verlängerte Ecke am zweiten Pfosten ein - dann nutzte Signorelli ein halbes Elfer-Geschenk des Schiedsrichters zum 4:0. Max Vogler konnte sich in dieser Situation ja nicht auflösen, als ein Gäste-Kicker auf ihn auflief. Zweimal traten die Keeper noch in Erscheinung: Leonhard rettete zunächst gegen den eingewechselten Witkowski (68.), auch Mauls Fußabwehr gegen den Ex-Eiterfelder Somov griff (77.). Der Rest waren drei Zähler für Hummetroth - und das Oktoberfest in Hünfeld.

Apropos Somov: Sein Begleiter, Förderer und in gewisser Weise Berater August Klee aus Eiterfeld sah sich das Spiel in Hünfeld an. Klee ist vielen noch aus den glorreichen Zeiten bei Borussia Fulda ein Begriff - später auch als Platzsprecher in Eiterfeld; sein Sohn Marco ist jetzt beim FC St. Pauli tätig. Noch vor Kurzem spielte Somov in Eiterfeld - ein superschneller, trickreicher und torgefährlicher Spieler. Am Montag noch war Somov im Krankenhaus. „Er hatte Blut gebrochen“, sagte Klee, „aber am Mittwoch konnte er wieder ins Training gehen“. Am Rande: Fast wäre er beim Südwest-Regionalligisten Steinbach Haiger, der am Freitag bei der SG Barockstadt gastiert, gelandet.

Doch es gab auch Positives zu berichten vom Hünfelder SV. Dennis Müller feierte seinen 37. Geburtstag. Und das Team sollte sich an positiven Dingen orientieren aus den ersten sechs Saisonspielen. Davon gibt es einige: das Spiel gegen den Ball, das Gegenpressing, die zahlreichen schnellen Umschaltmomente, das Mannschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl, der starke und breit besetzte Kader. Und und und … Zu zeigen, dass es das Team besser kann, kann der HSV schon in wenigen Tagen. Am Freitagabend steht die Partie bei der U21 des Bundesligisten Eintracht Frankurt an. Da hat der HSV als krasser Außenseiter aber auch gar nichts zu verlieren. Nicht mal die Träne im Knopfloch, die man am Samstag mitnahm. Vielleicht lag sie auch irgendwo versteckt in der Rhönkampfbahn.

Hünfelder SV: Maul - Vogler (64. Witkowski), Dücker, Gadermann, Häuser (73. Kocak) - Zentgraf, Simon (56. Kemmerzell) - Lindemann (46. Paliatka), Kassa, Fröhlich - Trägler

SV Hummetroth: Leonhard - Hamm, Mladenovic, Dogan (80.Ludwig), Signorelli, Struwe (73. Somov), Klein, Sommer (84. Heinrich), Zehnder (70. Dias), Borger, Gadzo

Schiedsrichter: Marcel Göttel

Tore: 0:1 Ahmet Dogan (32.), 0:2 Nico Struwe (38.), 0:3 Jannik Sommer (58.), 0:4 Giuseppe Signorelli (59., Foulelfmeter) +++ rl


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