Gesundheitsminister ermuntert zu Urlaub trotz Reisewarnung

Lauterbach kritisiert Spanien: "Risikobereite Touristen eingeladen"

CDU-Politiker Jens Spahn
CDU-Politiker Jens Spahn

Trotz der Reisewarnung der Bundesregierung für das Festland von Spanien und die Balearen rät Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nicht dazu, einen Urlaub im Risikogebiet abzubrechen. Die Warnung sei „kein Reiseverbot“, sagte Spahn am Samstag den ARD-Tagesthemen. Reisende, die in Spanien seien, sollten den Urlaub auch gerne fortsetzen, „aber wachsam sein“. Für Rückkehrer bleiben die Corona-Tests nach seinen Worten kostenlos und dürften „in keiner Konstellation eine finanzielle Frage werden“. „Wir sollten ein Interesse daran haben, dass Viele sie auch machen“, sagte Spahn. Auf die steigenden Neuinfektionen in Deutschland angesprochen sagte der Bundesgesundheitsminister, entscheidend sei, man die „Kontrolle behalte“ und es zu keiner Dynamik käme, die „entgleitet“. Derzeit werden im Wochendurchschnitt knapp über tausend Corona-Infektionen pro Tag nachgewiesen, Tendenz: steigend.

Lauterbach kritisiert Spanien: „Risikobereite Touristen eingeladen“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist angesichts der neuen Coronavirus-Welle in Spanien nicht überrascht. „Spanien hatte einen massiven Lockdown und hat dann sehr viel Tourismus zugelassen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Dabei seien Touristen „in der heutigen Zeit risikobereiter als andere“, das gelte insbesondere für junge Menschen. „Spanien hat die risikobereiten Touristen zu sich eingeladen“, sagte Lauterbach. Insofern dürfe man sich über die Folgen nicht wundern. Die jetzt vom Auswärtigen Amt für fast ganz Spanien mit Ausnahme der Kanarischen Inseln ausgesprochene Reisewarnung sei daher ebenso richtig wie geplante Tests oder etwaige Quarantäne für Rückkehrer von dort. „Man hätte damit nicht länger warten dürfen.“ Der SPD-Politiker betonte: „Ich würde persönlich keinen Urlaub in Spanien machen. Ich hoffe, dass die Spanier das hinbekommen.“ Im Übrigen seien die jetzt auftretenden zweiten Wellen in Spanien und anderen Ländern „keine Überraschung“, so Lauterbach. „Zweite Wellen sind die Regel und nicht die Ausnahme.“ Deshalb fühle er sich in seinen zuweilen kritisierten Warnungen bestätigt. Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Reisewarnung verteidigt. „Das ist kein Reiseverbot, aber die klare Ansage: Wer aus dem Spanienurlaub kommt, muss in Quarantäne, solange er kein negatives Testergebnis hat“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Und wer trotz der Warnung nach Spanien fährt, sollte sich und andere auch im Urlaub schützen. Partyurlaub ist in dieser Pandemie unverantwortlich.“ Er wisse, was diese Entscheidung der Regierung für viele Urlauber, für Reisebüros oder auch für Spanien bedeute, sagte Spahn weiter. „Aber leider steigen die Infektionszahlen dort stark, zu stark.“

Viele Mallorca-Urlauber wollen trotz Reisewarnung bleiben

Nach der Reisewarnung für Spanien wollen viele Pauschalurlauber trotzdem bleiben. „Viele Gäste sagen uns, sie fühlen sich auf Mallorca sicherer als zu Hause“, sagte TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak der „Bild am Sonntag“. Wer aktuell noch auf den Balearen sei, könne selbst entscheiden, wie er weiterverfahre. „Viele Gäste melden sich bei uns und möchten bleiben“, so Andryszak weiter. Im Hotel oder auf einer Finca auf dem Land seien sie weit entfernt von den Partyzonen. „Die Gäste vor Ort haben schon einen guten Blick dafür, wie die Lage ist“, so Andryszak. Offiziell bittet der Reisekonzern die Urlauber, innerhalb von sieben Tagen nach Deutschland zurückzukehren. +++

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