
Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, hält den Abwurf von humanitären Hilfen aus der Luft für ein schlechtes Mittel und hat stattdessen für Transporte auf dem Landweg in den Gazastreifen plädiert.
"An der Grenze zum Gazastreifen stehen Tonnen von humanitären Hilfsgütern auf hunderten Lastwagen, die auf dem Landweg direkt, effizient und sicher zu notleidenden Menschen kommen und bedarfsgerecht verteilt werden könnten, wenn sich die Konfliktparteien darauf einigen", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Die Konfliktparteien sollten dazu mit unparteiischen humanitären Organisationen zusammenarbeiten, um einen würdigen, effizienten und sicheren Zugang zu Hilfe für die Menschen zu gewährleisten, die diese dringend benötigen. Das wäre sicher der beste Weg, der als erstes angestrebt werden sollte." Luftbrücken seien immer nur die letzte Option, so Hasselfeldt. "Im Rahmen von Luftbrücken besteht gerade in einem dicht besiedelten Gebiet die Gefahr von Verletzten. Zudem ist unwahrscheinlich, dass besonders hilfsbedürftige Menschen, wie Verwundete und Kinder, an ausreichend Hilfsgüter kommen." Die DRK-Präsidentin erklärte, es solle das "oberste Ziel aller Bemühungen sein, dass die Menschen einen stabilen und sicheren Zugang zu Lebensmitteln, medizinischer Versorgung und Unterkunft haben". Neben Lebensmitteln und Basishilfsgütern müssten auch "dringend medizinisches Gerät, Kommunikationsmittel und Fahrzeuge eingeführt werden, um umfassende Verbesserungen erzielen zu können", so Hasselfeldt.
CDU-Fraktion hält Luftbrücke für den Gazastreifen für unzureichend
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp (CDU), hält die anlaufende Luftbrücke der Bundeswehr für den Gazastreifen für ein unzureichendes Instrument zur humanitären Hilfe. "Eine Luftbrücke nach Gaza ist sicher keine dauerhafte Lösung der humanitären Lage in dem Kriegsgebiet", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Dauerhaft kann nur eine zuverlässige und ungehinderte Lieferung von Hilfsgütern auf dem Landweg die humanitäre Lage in Gaza verbessern. Daher bleibt die israelische Regierung aufgefordert, diese Transporte ungehindert passieren und die Hilfsgüter verteilen zu lassen", erklärte der CDU-Politiker. "Gleichzeitig muss auch die Hamas die Verteilung der Hilfsgüter zulassen und jede Einflussnahme auf diese humanitäre Hilfe unterlassen." Röwekamp erklärte allerdings, dass es richtig sei, "dass Deutschland auf diese Weise hilft und gleichzeitig den Druck auf die israelische Regierung zur Abwehr einer humanitären Katastrophe erhöht".
Plan International kritisiert Luftbrücke für Gazastreifen
Die Kinderrechtsorganisation Plan International hat die Pläne der Bundesregierung für eine gemeinsame deutsch-jordanische Luftbrücke für den Gazastreifen scharf kritisiert. Grundsätzlich sei es zwar gut, dass Bewegung in die "längst überfällige Versorgung" der Bevölkerung komme, sagte die Vorstandsvorsitzende von Plan International Deutschland, Petra Berner, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Allerdings ist die sogenannte Luftbrücke nicht mehr als eine symbolische Aktion. Denn sie ist ineffizient, teuer - und darüber hinaus lebensgefährlich", sagte Berner. Sie verwies darauf, dass die Hilfsgüter unkontrolliert zu Boden fallen würden, die notleidenden Menschen sich in militärisch umkämpfte Gebiete begeben müssten und das Recht des Stärkeren gelte. "Das hat mit humanitärer Hilfe nichts zu tun." Berner erklärte zudem, dass über den Luftweg nur ein Bruchteil dessen verteilt werden könne, was über Lastwagen möglich wäre. "Die Lösung ist so einfach: Es stehen Tonnen von Hilfsgütern von Plan International und vielen weiteren humanitären Organisationen an den Grenzen bereit. Die Transporter müssen nur nach Gaza hineingelassen werden", so Berner. "Erfahrene humanitäre Helfer können sie dann über erprobte Verteilsysteme an diejenigen übergeben, die sie am dringendsten benötigen. Allen voran an die Kinder in Gaza."
SPD-Fraktion will schwerverletzte Kinder aus Gaza evakuieren
Die SPD drängt die Bundesregierung zu einem entschlosseneren Handeln im Gaza-Krieg und fordert unter anderem deutsche Evakuierungsflüge. "Es braucht mehr als nur Notlösungen", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Adis Ahmetovic, dem "Stern". "Eine bisher viel zu selten diskutierte, aber dringend notwendige Maßnahme ist die medizinische Evakuierung von zum Beispiel schwerverletzten Kindern." Deutschlands Beitrag dazu gehe aktuell gegen null. "Hier müssen wir uns ebenfalls mit Frankreich und Großbritannien abstimmen, die ähnliches planen", sagte er. "Spanien ist bereits vor einem Jahr vorangegangen, das sollte Vorbild sein." Ahmetovic kritisierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) dafür, es bei "Mahnungen" zu belassen. Der SPD-Politiker forderte mehr Druck auf Israel. "Es ist aus unserer Sicht an der Zeit, bestehende Kooperationen wie das Assoziierungsabkommen ganz oder teilweise auszusetzen. Deutsche Waffen dürfen nicht für völkerrechtswidrige Einsätze verwendet werden." Auch die beschlossene Beteiligung an einer Luftbrücke reiche "bei weitem nicht aus", sagte Ahmetovic. Sie sei "auch aus technischer wie politischer Sicht" problematisch. "Eine Luftbrücke ist ineffizient, weil nur eine sehr geringe Menge an Hilfsgütern transportieren werden kann. Gleichzeitig ist der Zugang zu den abgeworfenen Hilfsgütern für die Bevölkerung oft wegen fehlender Koordinierung am Boden unsicher", sagte er. "Die politische Verantwortung für die gezielt herbeigeführte humanitäre Katastrophe wird außerdem auf die internationale Gemeinschaft verlagert, während die israelische Regierung ihre Pflicht zur Versorgung der Zivilbevölkerung gemäß den Genfer Konventionen verletzt." +++
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