Filmpremiere „Der Gerechte aus Fulda“

Die Geschichte einer Freundschaft in den dunkelsten Stunden der jüdischen Gemeinde von Fulda, die Geschichte eines Geschenks, eine Geschichte der Ehre, des Mitgefühls und der Erinnerung – dies alles ist der Kern des Films „Der Gerechte aus Fulda“, der am Freitag, 28. April, im Kanzlerpalais (Unterm Hl. Kreuz) uraufgeführt wird. Die Veranstaltung beginnt um 17:30 Uhr mit der Begrüßung durch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld. Im Anschluss an die Filmvorführung findet gegen 18.15 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Regisseur Ethan Bensinger, dem Filmproduzenten Felix Rudolph-von Niebelschütz, Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler und der städtischen Beauftragten für Jüdisches Leben, Anja Listmann, statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Der Film schildert detailliert die Ereignisse rund um die Pogromnacht 1938 in Fulda und bietet Interviews mit zwei Augenzeugen jener Tage der Judenverfolgung. Vor seiner Deportation aus Fulda schenkte Hugo Sichel seinem guten Freund Paul Römhild, der ihn heimlich mit Lebensmitteln versorgt hatte, zwei Tischtücher. Über Jahrzehnte hinweg pflegten Paul und später seine Tochter Hedi Schuhej die Tischtücher liebevoll. 80 Jahre später wurden die beiden Tischdecken an Ethan Bensinger, den Großneffen von Hugo Sichel, zurückgeschenkt.

Im Dezember 1941 war Hugo Sichel zusammen mit über 100 anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Fuldas nach Riga deportiert worden. Er wurde 1944 ermordet, höchstwahrscheinlich im Konzentrationslager Stutthof. Nach dem Krieg suchte Paul Römhild viele Jahre lang nach Hugo Sichel, doch er musste schließlich erfahren, dass alles, was ihm von ihrer Freundschaft geblieben war, seine Erinnerungen und die beiden Tischtücher waren, die er Ende der 1930er Jahre von seinem guten Freund erhalten hatte.

Im November 2018 besuchte Ethan Bensinger Fulda, um an der jährlichen Pogromnacht-Gedenkfeier der Stadt teilzunehmen. Im Gespräch mit einem Reporter, der sich nach Bensingers Verbindungen zu Fulda erkundigte, sprach Ethan von seinen tiefen Fuldaer Wurzeln. Er sprach von seiner Mutter und seinen Großeltern, die ausgewandert waren. Er erzählte auch von seinem letzten Verwandten, der bis Ende 1941 in Fulda lebte, seinem Großonkel Hugo Sichel, der mit seinem Vater Jacob im Textilgeschäft der Familie arbeitete. Einige Tage später las Hedi Schuhej, die Tochter von Paul Römhild, den Artikel und erkannte den Namen Hugo Sichel. Und sie wusste, dass sie in ihrem Haus zwei Gegenstände aufbewahrt hatte, die einst diesem guten Freund ihres Vaters gehörten.

Im Februar 2019 kehrte Ethan Bensinger nach Fulda zurück, dieses Mal mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Im Rahmen eines Nachmittagsempfangs mit Kaffee und Kuchen bei ihr zu Hause gab Hedi Schuhej die Tischdecken an Bensinger und seine Familie zurück. Heute werden die beiden Tischtücher während der jüdischen Feiertage im Hause Bensinger in der Nähe von Chicago verwendet. +++ pm

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