Festspiele: Joern Hinkel stellte Spielplan für Saison in 2025 vor

Sentimentaler Rückblick und vorfreudiger Ausblick auf letztes Wirken als Fest-Spielintendant

Der Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, Joern Hinkel, hat heute gemeinsam mit der Bürgermeisterin der Stadt Bad Hersfeld, Anke Hofmann (parteilos), dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg, Reinhard Faulstich und Matthias Haupt von der Sparkassen Finanzgruppe Hessen-Thüringen den Spielplan der 74. Bad Hersfelder Festspiele (20. Juni – 18. August) im kommenden Jahr vorgestellt. Neben den Wiederaufnahmen von „Wie im Himmel“ und „A Chorus Line“ sollen Friedrich Schillers „Die Räuber“, Shakespeares „Sommernachtsräume“ sowie Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ Hinkels Wirken für die Bad Hersfelder Festspiele als Intendant beenden. Mit den Neuinszenierungen auf der großen Festspielbühne in Bad Hersfeld erfüllt sich Hinkel auch ein langgehegter Wunsch, wie er heute im Rahmen der Pressekonferenz zur Spielplanvorstellung der Festspiele in 2025 in den Räumlichkeiten der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg, die im Übrigen zusammen mit der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen seit vielen Jahren als Hauptsponsor der Festspiele fungiert, mitteilte. Schon als Schüler habe er auf der Schultheaterbühne zum Beispiel bei Shakespeare-Stücken Regie geführt.

Joern Hinkel

Bei seiner letzten Pressekonferenz zu einer Spielplanvorstellung als Intendant in Bad Hersfeld blickte Hinkel auch etwas sentimental - vor allem aber dankbar auf seine Anfänge zurück, die er im Jahr 2018 „vorläufig übernommen“ hatte. Dass seine künstlerische Tätigkeit als Intendant länger als zwei oder drei Jahre andauern würde, daran habe er nicht gedacht. „Das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Glück“, so Festspiel-Intendant Joern Hinkel heute in Bad Hersfeld. Dass er das Team der Bad Hersfelder Festspiele kannte und auch die politisch Verantwortlichen in Bad Hersfeld habe ihm vieles erleichtert. Wesentliche Änderungen, die sein Vorgänger, Dieter Wedel, bei den Festspielen einführte, hat Hinkel „übernommen“ und sie „weiter fortgesetzt“, weil er hinter dem, was Dieter Wedel einführte, auch wirklich stand. „Ich glaube, dass diese Veränderungen, die mein Amtsvorgänger umgesetzt hat, für die Festspiele gut waren; dafür bin ich Dieter Wedel sehr dankbar“, so Joern Hinkel, der weiter ausführte: „Dennoch habe ich den Festspielen meine eigene Handschrift auferlegt. Ich habe mich bemüht, das Programm immer so zu gestalten, dass wir auch bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Ich finde das im Übrigen eines der allerwichtigsten Ziele für die Festspiele. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Ich waren immer darin bemüht, ein Programm auf die Bühne zu bringen, was es so irgendwo anders eben nicht gibt. Uns ist es gelungen, sowohl unterhaltsame als auch anspruchsvolle Stoffe auf die Bühne zu bringen“, sagte Hinkel am Dienstag in Bad Hersfeld. Ebenso seien auch viele Erstaufführungen als auch Uraufführungen auf der Festspielbühne gezeigt worden. Joern Hinkel: „Es war eine Mischung aus Neuem und Altbewährtem, was sich aber als besonders positiv herausgestellt hat.“

Auch wurden unter Joern Hinkel Kinder und Jugendliche in die theaterpädagogische Arbeit mit einbezogen. So war es Hinkel ein Anliegen, „die nächste Generation“ aktiv in die Theaterarbeit mit einzubeziehen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen soll auch unter seiner Nachfolgerin Elke Hesse weiter fortgesetzt werden, so habe sie es Joern Hinkel versprochen, wie Hinkel heute einen Ausblick auf die Zeit nach ihm als Intendanten gab. Wie Hinkel heute mitteilte, habe den Zuschauern der vergangenen Spielzeiten die Durchmischung verschiedener Genres – Schauspiel, Tanz, Gesang, Musik - sehr gut gefallen, was er bei den Stücken für die kommende Festspielsaison berücksichtigt habe.

Astrid Lindgren sei für ihn eine der größten Schriftstellerinnen des letzten Jahrhunderts, da geht er mit seinem Vorvorgänger Holk Freytag ganz überein, der immer zu sagen pflegte: „Diese Frau hätte eigentlich einen Literaturnobelpreis verliehen bekommen müssen“. Das findet auch Joern Hinkel, der Ronja Räubertochter eine moderne Romeo und Julia-Variante nennt, nur mit dem Unterschied, dass diese Geschichte gut ausgeht. „Diese Geschichte schafft es zu zeigen, dass Freundschaft und Liebe Grenzen überwinden kann, und dass sie dazu in der Lage ist, dass Menschen sich ändern können“, so Hinkel. Dieser weiter: „Das Wesen des Dramas ist der Konflikt und die Auseinandersetzung. Ich finde, wie sollten auf der Bühne auch darüber nachdenken, wie es Möglichkeiten der Veränderungen oder Verwandlung gibt, ohne mit dem Zeigefinder oder erhobenen Plakaten dazustehen, um Menschen zu zeigen, die in der Lage sind, sich zu verbessern. Das ist glaube ich mit ‚Wie im Himmel‘ gelungen und das wird auch mit Ronja Räubertochter gelingen.“ „Die Räuber“ von Friedrich Schiller hieß Joern Hinkel als „eines der besten, wildesten und aufregendsten Theaterstücke, die man sich nur wünschen kann. „Ein Mann verlässt aus einer privaten Enttäuschung sein Zuhause, schließt sich mit anderen jungen Frauen und Männern zusammen, eine Gruppe von Enttäuschten, die sich auflehnen, die mit der bürgerlichen Lebensweise ihrer Eltern brechen.

Für die Geschichte zweier ungleicher Brüder konnte als Regisseur Gil Mehmert gewonnen werden, den die Besucher der Bad Hersfelder Festspiele in erster Linie als Musical-Regisseur kennen. „Ich habe vor fast 30 Jahren in München Gils beeindruckende erste Schauspiel-Inszenierungen besucht. Gil Mehmert ist ein Meister des exakten Zusammenspiels von Sprache, Musik und Bewegung. Es war seine Idee, Schillers Räuber mit den Songs der Band ‚Die Toten Hosen‘ zu kombinieren. Das konnte ich mir auf Anhieb sehr gut vorstellen. Da springt sofort die Fantasie an!“ Das Drama dreht sich um die Auseinandersetzung der Brüder Moor: Der benachteiligte Franz lehnt sich gegen den Vater auf und übt Rache am bevorzugten Bruder Karl, der sich einer Räuberbande anschließt. Ein erbitterter Kampf um Macht, Freiheit und Vergeltung entbrennt. „Punkrock als Musikrichtung war immer Ausdruck einer Gegenkultur, die bestehende Normen in Frage stellt – ähnlich wie der Sturm und Drang, als dessen wesentlicher Vertreter Schiller gilt.

Die Zusammenrottung von Outsidern in Karl Moors Bande hat erstaunliche Parallelen zum jahrzehntelangen Output der Toten Hosen, meint Regisseur Gil Mehmert. „Intelligenter Punkrock mit politischen Inhalten, die sich an der bundesrepublikanischen Gesellschaft abarbeiten, prägen das Œuvre der Band, die ähnlich wie Schiller als stilprägend für ihr Genre gilt.“ Er möchte eine Inszenierung kreieren, in der Schillers mitreißendes, bahnbrechendes Werk durch Songs der Toten Hosen erweitert, ergänzt oder konterkariert wird und dadurch neue emotionale Räume geöffnet werden.

Eröffnet werden die 74. Bad Hersfelder Festspiele am Freitag, den 20. Juni 2025 mit der Inszenierung der „Sommernachtsträume“ nach William Shakespeare, begleitet von dem Orchester der Bad Hersfelder Festspiele unter der Leitung von Christoph Wohlleben. „In der neuen Hersfelder Fassung haben sich eine Vielzahl anderer Shakespeare-Charaktere im Wald verirrt, die wir aus anderen Stücken kennen. Das Stück ist eine Hymne auf die Liebe und eine Hymne auf das Theater. Es strotzt nur so vor skurrilen Einfällen, erotischer Fantasie, unerwarteten Wendungen, feinsinniger Melancholie und fantastischer Komik, die man weiterspinnen kann“, so Festspiel-Intendant Joern Hinkel. „Es ist ein Stück nicht über Liebe, sondern eher über Verliebtheit, über den Wahnsinn von Zaubertränken, Hormonen, und für mich auch ein Stück über die Verliebtheit in Zeiten der grenzenlosen Verletzungen.“

Als Shakespeare dieses Stück schrieb, im 16. Jahrhundert, reisten Privatleute bereits um die ganze Welt. Die schnelle Vernetzung spielt auch eine Rolle in Hinkels Inszenierung. „Ich verlege meinen Sommernachtstraum in die Zeit als die ersten Telefone gebaut wurden, ins 19. Jahrhundert.“ Ganz besonders freut sich der Intendant und Regisseur darauf, mit dem großen Orchester der Bad Hersfelder Festspiele ausnahmsweise einmal im Schauspiel zusammen zu arbeiten. Jörg Gollasch, der schon die Musik und die Chöre für „Wie im Himmel“ geschrieben hat, wird eine neue Musik für Orchester komponieren. Vor zehn Jahren hat Joern Hinkel übrigens auf der „Spielwiese“ an der Apsis der Stiftsruine schon einmal Shakespeares Komödie erfolgreich inszeniert. Es war seine erste Regiearbeit in Bad Hersfeld. Aus der Arbeit mit Profis und Amateuren ist u.a. die Jugendtheatergruppe „Sommernachtsträumer e.V.“ entstanden.

Für den scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg, Reinhard Faulstich, und Matthias Haupt war die seit Jahren bestehende finanzielle Unterstützung der Bad Hersfelder Festspiele immer ein großes Anliegen. So erinnerte Reinhard Faulstich heute in den Sparkassenräumlichkeiten an das Baujahr der Rotunde in 1951, in eben demselben Jahr auch die Bad Hersfelder Festspiele das erste Mal aufgeführt wurden.

Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann blickt voller Vorfreude auf die kommende Festspielsaison. „Wir blicken nicht nur auf eine tolle Spielsaison 2024 zurück, sondern – und davon bin ich überzeugt – dürfen uns auch auf eine grandiose Spielsaison 2025 freuen“, so Bürgermeisterin Anke Hofmann. Und auch die Bühne im Schloss Eichhof will man bei der nächsten Festspielsaison wieder bespielen, mit welchem Stück, darüber werden die Verantwortlichen zu gegebener Zeit informieren. Beenden wird die Festspielsaison 2025 eine Abschluss-Gala, die in diesem Jahr ausblieb. Die Abschluss-Gala wird am Montag, den 18. August 2025, nach den letzten Aufführungen, um 20. Uhr in der Stiftruine stattfinden. In diesem Rahmen wird man die zurückliegende Festspiel-Saison und den Intendanten Joern Hinkel gebührend verabschieden. Der Vorverkauf für die 74. Bad Hersfelder Festspiele beginnt am Freitag, den 11. Oktober um 10 Uhr. +++ jessica auth


Popup-Fenster