
Das Rebhuhn wurde zum Vogel des Jahres 2026 gewählt und steht damit stellvertretend für die dramatische Lage vieler Feldvögel in Deutschland. Mit 81.855 Stimmen, was einem Anteil von 44,5 Prozent entspricht, setzte sich der kleine Hühnervogel deutlich gegen seine Mitbewerber durch. Auf den zweiten Platz kam die Amsel mit 49.011 Stimmen (26,6 Prozent), gefolgt von der Waldohreule (12,7 Prozent), der Schleiereule (11,7 Prozent) und dem Zwergtaucher (4,5 Prozent). Die Wahl fand vom 2. September bis zum 9. Oktober 2025 statt. Jeder der fünf Kandidaten stand dabei für ein eigenes Naturschutzthema. Ab Januar 2026 übernimmt das Rebhuhn das Amt vom bisherigen Jahresvogel, dem Hausrotschwanz.
Das Rebhuhn (Perdix perdix) ist ein typischer Bewohner offener Feldlandschaften. Seine Heimat sind Äcker, Wiesen und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Besonders in den frühen Morgen- und späten Abendstunden ist der charakteristische, raue Revierruf der Hähne zu hören, der dem Vogel auch seinen Namen gegeben hat. Der deutsche wie der wissenschaftliche Name gehen auf dieses markante „girrhäk“ zurück, das weithin über die Felder hallt.
Als Mitglied der Familie der Hühnervögel und der Ordnung der Fasanenartigen zeigt sich das Rebhuhn deutlich unauffälliger als viele seiner bunt gefiederten Verwandten. Männchen und Weibchen unterscheiden sich kaum – lediglich das orangebraune Gesicht und der dunkle Bauchfleck kennzeichnen das Männchen. Das graubraune Gefieder bietet eine perfekte Tarnung für das Leben am Boden, wo die Tiere nach Samen, Kräutern und Getreidekörnern suchen oder im Staub baden.
Die Ernährung der Rebhühner ist größtenteils pflanzlich, doch in den ersten Lebenswochen sind Jungvögel auf eiweißreiche Kost angewiesen. Insekten, Spinnen und andere Kleintiere sind für ihr Wachstum unentbehrlich. Die Weibchen legen bis zu 20 Eier in gut geschützte Bodennester. Nach dem Schlüpfen kümmern sich beide Elternteile um den Nachwuchs, der nach etwa fünf Wochen selbstständig ist. Dennoch bleibt die Familie – die sogenannte „Kette“ – oft bis zum Winter zusammen.
Ursprünglich in den Steppen Europas und Asiens beheimatet, fand das Rebhuhn mit der Ausbreitung der Landwirtschaft im Mittelalter neue Lebensräume. Heute gilt es als typischer Kulturfolger und steht symbolisch für viele Vogelarten der Agrarlandschaft. Doch die moderne Landwirtschaft hat den Bestand der Rebhühner drastisch schrumpfen lassen. Monokulturen, Pestizide und der Verlust von Hecken, Feldrainen und Brachen haben ihren Lebensraum stark eingeschränkt. Seit 1980 sind die Bestände in Deutschland um rund 87 Prozent zurückgegangen – ein alarmierender Verlust.
Um das Rebhuhn und andere Feldvögel zu schützen, fordern Naturschützer mehr Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft. Blühstreifen, Hecken, Brachen und extensivere Bewirtschaftungsformen bieten Rückzugsräume und Nahrung. Auch der Verzicht auf Pestizide und eine angepasste Düngung tragen dazu bei, die Insektenvielfalt zu fördern – eine entscheidende Voraussetzung für das Überleben von Rebhuhn, Küken und vielen weiteren Tierarten.
Mit seiner Wahl zum Vogel des Jahres 2026 steht das Rebhuhn stellvertretend für den dringenden Appell an Politik und Landwirtschaft, die Artenvielfalt auf den Feldern zu sichern und Lebensräume wiederherzustellen. +++
Hinterlasse jetzt einen Kommentar