Aktivistin des Dannenröder Forst weiterhin in U-Haft

Haftprüfungstermin in Alsfeld

Für eine Aktivistin des Dannenröder Forst fand gestern vor dem Alsfelder Amtsgericht ein Haftprüfungstermin statt. Die Staatsanwaltschaft wirft der jungen Frau, die partout nicht ihre Identität preisgeben will, gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor.

Das sahen rund 50 Aktivisten anders. Vor dem Amtsgericht Alsfeld hielten sie ab 10.00 Uhr eine Mahnwache ab. Mit Gesang und Sprechchören machten sie auf die „Ungerechtigkeit“ aufmerksam und forderten die Freilassung der Aktivistin, die aus dem Europäischen Ausland stammt. Um 13.00 Uhr liefen die Teilnehmer zum Bahnhof und starteten von dort aus eine Kundgebung. Anschließend setzte sich ein friedlicher Demonstrationszug in Bewegung. Vor der Schule in der Schillerstraße ein kurzer Stopp. Auch hier wieder wollten die Aktivisten die Alsfelder Bürger aufmerksam machen, dass in ihren Augen Unrecht geschehe. Lautstark mit Megaphon wollte die Gruppe Schüler der angrenzenden Schule bewegen, den Unterricht zu unterbrechen, damit sie „hier im wahren Leben etwas lernen können“, so die Organisatorin Anja Kraus aus Grebenau. Doch kein Schüler wollte mit der Gruppe mitlaufen. Zumal etliche Schüler schon lange Schulschluss hatten und lieber nach Hause wollten.

Von der Schillerstraße setzten die Aktivisten ihren Marsch durch die Alsfelder Altstadt fort in Richtung Amtsgericht, wo die kleinere Gruppe vom Morgen schon auf diese Gruppe wartete. Die Musikgruppe „Lebenslaute“ sang verschiedene Lieder für die Angeschuldigte, dabei unter anderem das Lied „Die freie Republik“ von 1835 zu „Die freie Aktivisti“. Inzwischen muss wohl schon der Gefangenentransport in der Tiefgarage des Alsfelder Amtsgerichts eingetroffen sein. Per Hintereingang, abgeschirmt von den Aktivisten und Pressevertretern führte man die Inhaftierte in das Gerichtsgebäude. Dort begann nun der Haftprüfungstermin.

Vor dem Gerichtsgebäude am Haupteingang sangen und protestierten die Aktivistinnen und Aktivisten. Auf der eigens dafür abgesperrten Landgraf-Hermann-Straße malten einige Aktivisten mit bunter Kreide Botschaften auf die Straße. Immer wieder forderten sie, die Aktivistin endlich frei zu lassen. Eine Botschaft lautete „Willige Vollstrecker“ mit einem Pfeil in Richtung eines Polizeiwagens. Weitere Botschaften wie „Freiheit für alle Gefangenen“, „Knäste abschaffen“ oder „Klima schützen ist kein Verbrechen“ wurden auf die Straße gemalt. Dazu gab es immer wieder lautstarke Forderungen und Gesänge. Ein ähnliches Bild bot sich in der Schellengasse dicht vor der aktuellen Baustelle. Dort befindet sich die Einfahrt zur Tiefgarage des Amtsgerichtes.

Die Angeschuldigte war in dieser Sache bereits am 26.11.2020 vorläufig festgenom­men worden und befindet sich seit dem 27.11.2020 aufgrund des Haftbefehls des Amtsgerichts Alsfeld vom 27.11.2020 in Untersuchungshaft, zurzeit in der JVA Frankfurt III. Der Haftbefehl vom 27.11.2020 wurde unter anderem auf versuchten Totschlag gestützt. Die Staatsanwaltschaft Gießen hat mit Anklageschrift vom 09.02.2021 gegen die Angeschuldigte Anklage zum Amtsgericht — Schöffengericht — Alsfeld erhoben. Der Angeschuldigten wird nunmehr u.a. gefährliche Körperverletzung, Widerstand ge­gen Vollstreckungsbeamte und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte zur Last gelegt, die sie am 26.11.2020 in der Gemarkung des Dannenröder Forstes, „Camp Nirgendwo“ begangen habe. Im nächsten Schritt hat der Vorsitzende des Schöffengerichts über die Zulassung der Anklage der Staatsanwaltschaft Gießen vom 09.02.2021 zur Hauptverhandlung und über die Eröffnung des Hauptverfahrens zu entscheiden, teilt das Amtsgericht in einer Pressemitteilung mit.

Nach einigen Stunden war der Haftprüfungstermin vorbei. Die Angeschuldigte Aktivistin bleibt bis zum ersten Prozesstag am 08.06.2021 in U-Haft, „weil die dortigen Haftgründe durch die Einlassung der Beschuldigten im heutigen Anhörungstermin in keinster Weise entkräftet worden sind“, sagte Klaus Schwaderlapp, Direktor des Amtsgerichts. Nach diesem Ergebnis löste sich die Gruppe langsam auf. Es bleibt abzuwarten, wie es in diesem Prozess weitergeht. +++