
Es war ganz großes Kino. Die Parkplätze auf dem nicht eben kleinen Einkaufszentrum in Hilders waren alle belegt am Sonntagmorgen. Alles voll. Picke-packe voll. Doch es war eine Atmosphäre, in der man sich einfach wohlfühlen musste. Und die einem sagte: Hier ist ja allerhand los. Zig Läufer kreuzten den Weg. Konnten ihren Start kaum erwarten. Überfall Helfer und Helferinnen. Auch Kids waren erwartungsfreudig, ihre Augen gaben das wieder, was ansteht. Alles voll auch auf der Sportplatzanlage des TSV Hilders. Buntes Treiben. Buntes Leben. Wohin das Auge schaut. Willkommen beim HochRhön Berg Trail. Es war die vierte Veranstaltung.
Eine, die die Rhön schmückt. Die ganz Osthessen schmückt. Benedikt Beck, Initiator und Kopf der Veranstaltung, zieht das Fazit, das er sich gewünscht hat. „Natürlich ist das ein Riesen-Aufwand. Das ganze Jahr über. Und vor allem in der Woche davor. Aber es lohnt sich. Es hat sich gelohnt. Wir haben großes und positives Feedback der Läufer erhalten. Unser Ziel ist es, dass die Leute Spaß haben. Und die Veranstaltung gut finden.“ Über gut und gerne 500 Teilnehmer freuten sich die Organisatoren - 500 auf den vier Trailstrecken 5, 14, 29 und 42 Kilometer, 100 waren es bei den beiden Kinder-Rennen.
Viele „Genussläufer“ waren darunter - das ist keinesfalls abwertend gemeint. Sondern sind es diejenigen, die ihre Strecke erstmals laufen und die Atmosphäre genießen wollen. Hinzu kamen natürlich viele Ambitionierte, die mit den Hufen scharrten. Und mehr als 90 Helfer. Eine gigantische Zahl. „Sie bieten sich an und wollen mithelfen. Und das transportiert sich auf die Teilnehmer“, sagt Beck - und er schiebt ein Selbstverständnis nach, das sich im Laufe der Jahre beim „HochRhön BergTrail“ angekommen ist. „Die Veranstaltung hat einen Spirit entwickelt, der sich auf die Läufer überträgt. Man spürt das. Und der Spirit geht vom Helfer-Team aus.“
Zur stimmigen und lebhaften Atmosphäre trug fraglos die professionelle Moderation bei, die Markus Oster aus Aschaffenburg vornahm. Man merkte, dass er weiß, was wichtig ist. Weiß, worauf es ankommt. Auch Sensibilität streut. Den Laufsport erlebbar rüberbringt. Dass er Befindlichkeiten spürt. Oster und zwei seiner Kumpanen sorgen auch beim Zugspitz UltraTrail für Moderation und Unterhaltung.
Benedikt Beck und seine Ehefrau Carolin - beide waren den ganzen Tag unter Strom - spürten anderes an diesem Tag. Philipp Stuckhardt überreichte beiden im Anschluss an die Siegerehrung ein kleines Blumensträuschen. Als Anerkennung dafür, was sie in den vergangenen Jahren für den Laufsport in dieser, in der osthessischen Region - und besonders in der Rhön - geleistet haben. Wie sich dafür einsetzen. „Das war Gänsehaut. Das erste Mal, das mir oder uns so etwas zuteil wurde. Da sieht man, wie geerdet Philipp ist. Ein prima Typ.“ Becks Familienfreude füllte sich, als ihre Kinder das i-Tüpfelchen aufsetzten. Gustav gewann das Kinderrennen über 400 Meter. Er ist Sechs. Seine drei Jahre ältere Schwester Matilda wurde Dritte über 2.000 Meter. Aus diesem Holz sind Becks geschnitzt.
Apropos Philipp Stuckhardt. Der Bergläufer internationalen Rangs siegte auf der Trailstrecke über 29 Kilometer. Recht souverän erschien seine Vorstellung. „Super war es und lief es. Ja, ich bin mein Tempo durchgelaufen - hab‘ aber nicht 100 Prozent gegeben. Weil keiner so richtig nachkam in meinem Rennen und ich bei den erst noch kühlen Temperaturen nicht richtig warm wurde. Ich hätte auch schneller laufen können.“ Unter zwei Stunden wollte er bleiben. Das gelang nicht ganz. Er kam in 2:01.33 ins Ziel. Philipp lief noch einen kleinen Umweg. Ein Missverständnis mit einem Streckenposten, der ihn falsch geleitet hatte.
Doch der 33-Jährige aus Kohlhausen bei Bad Hersfeld erlebte einen wundervollen Tag. „Die Strecke war wunderschön und sehr abwechslungsreich“, sagte er, „ich hab‘ alles richtig genossen. Es ging durch den Wald. Mit Buchen, Fichten, über Wiesen oder Forstwege“. Dass es nass war, störte ihn nicht. Vielmehr nahm der Natur- und Tierliebhaber den Geruch und die frische Erde wahr. Jeder, der ihn kennt, der weiß, dass ihm das gefällt. Dass er das spürt. Abschließend sagte er zufrieden: „Ich hab‘ meine gute Form wieder“. Der Wettkampf in der Rhön war für ihn eher ein Trainingsreiz. Vor zwei Jahren kam er in Hilders noch als Erster über 14 Kilometer ins Ziel.
Und überhaupt: Die heimischen Läufer räumten tüchtig ab beim HochRhön BergTrail. Das 42-Kilometer-Marathon Rennen entschied Jennifer Romanowski aus Mittelaschenbach für sich, bei den Männern wurde Hans Appel aus Schweinfurt Erster. Hier startete auch der ehemalige Olympia-Teilnehmer von Rio 2015 und Deutsche Meister im Halbmarathon, der heute 39-jährige Julian Flügel. Er belegte Platz fünf in Hilders. Die 29-Kilometer-Konkurrenz gewann Nadine Hübel aus Dipperz bei den Frauen - und wie erwähnt Philipp Stuckhardt bei den Männern.
Ebenfalls keine weite Anreise hatten Jens Fries und Anna-Lena Klee vom SC Ostheim. Sie siegten über 14 Kilometer. Ostheim gilt als Verein, der starke Läufer hervorbringt - der SCO ist Gastgeber der zweiten Station des Burgentrails. Dort geht auch Benedikt Beck an den Start. Über 20 Kilometer mit 550 Höhenmetern. Schließlich gewann Daniel Latzel vom OCR Fulda über fünf Kilometer - mit der sehr ansprechenden Zeit von 19 Minuten und 19 Sekunden.
Auch der 1. Vorsitzende des gastgebenden TSV Hilders, Markus Reinhardt, lief mit. Er ging über 29 Kilometer an den Start. Der HochRhön BergTrail hatte erneut auf sich aufmerksam gemacht. Hatte an Ansehen und Reputation gewonnen. Er schmeckte der Rhön und Osthessen einfach nur gut. Auch wenn für Benedikt Beck die Arbeit wieder von vorn losgeht. +++ rl
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