Gehörlosenseelsorgerin Sperzel macht im Sommer ein besonderes Angebot für Gehörlose

„Wir wollen in Verbindung bleiben“

Die evangelische Pfarrerin Clara Sperzel ist Gehörlosenseelsorgerin für Fulda und Main-Kinzig. Foto: Claudia Pfannemüller

Für Gehörlose läuft in der Corona-Pandemie nichts wie sonst. „Mit Maske funktioniert die Gebärdensprache nicht“, erklärt die evangelische Gehörlosenseelsorgerin Clara Sperzel. Ganz wichtig für die Verständigung in Gebärdensprache seien Mimik und Lippenbewegungen. „Das Mundbild gehört wesentlich dazu und viel wird von den Lippen abgelesen.“ Die Corona-Pandemie treffe schwerhörige und gehörlose Menschen ganz besonders hart, denn die soziale Isolation sei noch gravierender gewesen, als sonst. In vielen Bereichen sei eine barrierefreie Teilhabe noch schwieriger geworden.

 Besuche zum Kennenlernen

Die junge Seelsorgerin hat bereits vier Kurse in deutscher Gebärdensprache (DGS) absolviert, ein fünfter soll folgen. Dabei hat sie gelernt, ihre Hände und ihren Körper und ihre Mimik als sprachliches Ausdrucksmittel zu gebrauchen. Der 31-jährigen Pfarrerin merkt man ihre Begeisterung für diese Sprache an. Besonders die Teilnahme an einem Gebärdenchor habe ihr gezeigt, wie ausdrucksstark die Sprache sei. Gottesdienste für Gehörlose finden in der Regel sonntags um 14 Uhr in den Gemeinderäumen der Christuskirche im Haus Oranien statt. Im August setzen die Gottesdienste aus, stattdessen gibt es ein persönliches Kontaktangebot der Pfarrerin. Unter dem Motto: „Lust auf Besuch?“ lädt sie zu persönlichen Gesprächen ins Café oder in den Garten ein. „Ich möchte die Menschen noch besser kennenlernen, die zu meinen Gemeinden gehören,“ sagt sie. Ihren Dienst als Gehörlosenseelsorgerin hat sie bereits im April angetreten, doch in Pandemiezeiten habe es wenig Gelegenheit für persönliche Begegnungen gegeben, bedauert die Pfarrerin. Besonders die Gemeindenachmittage mit viel Zeit zum gemeinsamen Austausch und Plaudern vermissen viele.

 „Gemeinschaft ist wichtig“

Clara Sperzel ist gebürtige Gelnhäuserin und absolvierte nach dem Abitur ein diakonisches Jahr in einer Einrichtung für Drogenabhängige in Dänemark: „Dort habe ich erlebt, wie wichtig Gemeinschaft ist, um das Leben zu meistern.“ Sie studierte Theologie in Marburg und absolvierte ihr Vikariat in Stadtallendorf. Als Gehörlosenseelsorgerin ist ihr Dienstsitz in Fulda, als evangelische Gehörlosenseelsorgerin ist sie auch für Hanau und den Main-Kinzig-Kreis zuständig. Die Gehörlosengemeinde in Hanau feiert aktuell ihre Gottesdienste in den Räumen der Stadtkirchengemeinde Hanau. Über die regelmäßigen Gottesdienste hinaus werden auch Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Beerdigungen in Gebärdensprache angeboten. Entweder sie finden in DGS statt oder werden von Lautsprache in Gebärdensprache gedolmetscht.

Kirche macht überregionale Angebote für Gehörlose

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck bietet in Kassel zusätzliche Beratung durch eine Dipl.-Sozialpädagogin an. Dorthin können sich Interessierte wenden, wenn sie beispielsweise Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge für das Gehörlosengeld benötigen. Außerdem gebe es überregionale Familien- und Seniorenfreizeiten mit Gebärdensprache. Es gebe Familien, in denen die Eltern hörend und das Kind gehörlos sei – und umgekehrt. Das Ziel der Gehörlosenseelsorge sei deshalb auch, barrierefreie Angebote für hörende und gehörlose Menschen gleichermaßen zu schaffen, erklärt die Pfarrerin.

Digitale Medien Fenster zur Welt

Die Nutzung von digitalen Medien sei für Gehörlose in der Pandemie ein Fenster zur Welt gewesen, sagt Sperzel. Videoanrufe hätten für Austausch gesorgt, Videos mit Andachten in Gebärdensprache seien häufig abgerufen worden. Trotzdem sei der persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen. „Die Energie und Lebendigkeit der Gottesdienste und der persönlichen Begegnungen haben einfach gefehlt.“  „Wir wollen in Verbindung bleiben,“ betont Sperzel, deren Angebote allen interessierten Gehörlosen und Hörgeschädigten offenstehen. Pfarrerin Sperzel ist zu erreichen unter Tel. 0151-56184696 und per Email: gehoerlosenseelsorge.fd@ekkw.de. +++ pm

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