
Vor zehn Jahren wurde der Verein Sternenpark Rhön e. V. gegründet – ein Meilenstein im Engagement für den Schutz der natürlichen Nachtlandschaft im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Die Region ist seit August 2014 offiziell als Internationaler Sternenpark anerkannt, zertifiziert durch die International Dark-Sky Association (IDA). Bereits 2015 folgte die Vereinsgründung, mit dem Ziel, das Thema Lichtverschmutzung dauerhaft in der Region zu verankern und die Akzeptanz für den Schutz der Dunkelheit zu fördern.
Der Verein versteht sich als unabhängiger Akteur, der losgelöst von kommunalen Strukturen agiert, die hauptamtliche Arbeit unterstützt und mit fachlichem Input ergänzt. „Mit der Ausrufung der Rhön zum Sternenpark war kein Ziel erreicht, sondern ein Startsignal gegeben“, betont Dr. Andreas Hänel, Gründungsmitglied und fachlicher Mentor. Die ursprüngliche Initiative zum Schutz der Nacht, aus der der Verein hervorging, entstand an der Hochschule Fulda und wurde durch das Fachforum Wirtschaft und Tourismus des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön e. V. (VNLR) in das UNESCO-Biosphärenreservat eingebracht.
Die Herausforderungen waren zu Beginn erheblich. Obwohl der Naturschutz in der Rhön traditionell stark verankert ist, war die Bedeutung der natürlichen Dunkelheit lange Zeit kaum präsent. Dabei spielt sie eine zentrale Rolle für viele heimische Arten, die dämmerungs- oder nachtaktiv sind. Eine durch künstliches Licht aufgehellte Nacht stört ökologische Rhythmen, beeinflusst Tiere und Pflanzen – und auch der Sternenhimmel verliert durch Lichtverschmutzung an Sichtbarkeit und kultureller Bedeutung.
Ein zentraler Aspekt der Vereinsarbeit ist daher die Sensibilisierung von Bevölkerung und Kommunen. Denn Lichtemissionen, die aus bewohnten Gebieten in die Schutzgebiete strahlen, beeinträchtigen die natürliche Dunkelheit weit über Siedlungsgrenzen hinaus. Besonders die Stadt Fulda, die selbst den Titel „Sternenstadt“ trägt, kommt hierbei eine wichtige Rolle zu.
Der Verein Sternenpark Rhön e. V. zählt heute 71 Mitglieder aus Hessen, Thüringen, Bayern und darüber hinaus – darunter Natur- und Artenschutzexperten, Wissenschaftler, Hobby-Astronomen, Kommunen, Unternehmen und engagierte Privatpersonen. Zu den aktiven Projekten zählen unter anderem die Mitwirkung an einem digitalen Monitoring-System zur Messung der Nachthimmelqualität in Kooperation mit der Sternwarte Fulda sowie die Unterstützung des Europäischen Dark Sky Symposiums 2022 in Fulda.
Ein weiteres zentrales Element der Vereinsarbeit ist die Ausbildung regionaler „Sternenführer“. Seit der ersten Qualifizierung im Jahr 2015 vermitteln sie in öffentlichen Führungen Wissen über den Sternenhimmel und die Bedeutung der Dunkelheit. Die Veranstaltungen, die in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und Kommunen durchgeführt werden, erfreuen sich großer Beliebtheit bei Einheimischen wie Besuchern. Neben dem Bildungsauftrag leisten sie auch einen Beitrag zur touristischen Entwicklung in der Region.
Ein Vorzeigeprojekt ist auch die astronomische Beobachtungsplattform auf der Hohen Geba in Thüringen, die gezielt für Hobby-Astronomen eingerichtet wurde und deutschlandweit Gäste anzieht.
Nach zehn Jahren aktiver Vereinsarbeit zieht der Sternenpark Rhön e. V. eine positive Bilanz. Das Thema Lichtverschmutzung hat in der Region an Aufmerksamkeit gewonnen, der Sternenpark genießt breite Akzeptanz und wird auch überregional als Vorbild wahrgenommen. Die Vereinsmitglieder blicken mit Zuversicht in die Zukunft – und sehen weiterhin großen Handlungsbedarf, um den Schutz der Nacht dauerhaft zu sichern. +++
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