Wohnungswirtschaft hält Sanierungspflicht für undurchführbar

Der Präsident des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko, kritisiert das EU-Parlament für seine Pläne, alte Gebäude mit schlechter Energiebilanz energetisch sanieren zu müssen. Der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Form sei eine "Katastrophe" für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen, also den überwiegenden Teil der Mieter, sagte Gedaschko den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Den Vorschlag des EU-Parlaments, dass bis 2030 alle Wohnimmobilien die EU-Energieklasse E erreichen sollen und bis 2033 sogar die Klasse D, nennt Gedaschko "schlicht verantwortungslos". Weiter warnte der ehemalige Wirtschaftssenator von Hamburg vor extrem hohen Kosten. Sollten sich Eigentümer weigern, die Sanierungspflicht umzusetzen, könnte eine Ordnungsstrafe in Höhe von bis zu 50.000 Euro fällig werden, so Gedaschko. Doch auch die energetische Sanierung sei sehr teuer. "Insgesamt wäre man dann bei einem Einfamilienhaus minimalistisch gerechnet z  wischen 80.000 und 120.000 Euro. Das wären dann neue Fenster, neue Kellerdeckendämmung, Dachgeschossdämmung, größere Heizkörper, neue Heizungsanlage - ob aber auch eine Dämmung der Hausaußenwände mit in dem Preis drin wäre, da würde ich mal ein Fragezeichen setzen." Gedaschko verwies zudem auch auf das Hin und Her zum Verbot neuer Gas- und Ölheizungen. Klimaschutz sei zwar eine Gemeinschaftsaufgabe, wo jeder seinen Teil beitragen und zahlen müsse, jedoch müssten faire Förderungswege gefunden werden, sagte Gedaschko. In Richtung Politik forderte er eine "praktisch umsetzbare sowie sozial und wirtschaftlich machbare Energiewende".

Bauministerin warnt vor Einbau neuer Gasheizungen

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) warnt Eigentümer davor, angesichts der Heizungspläne der Koalition noch schnell neue Gasheizungen einbauen zu lassen. "Wer also jetzt denkt, er ist besonders sparsam, und kauft sich noch schnell eine Gasheizung, der irrt und wird sich in einigen Jahren ärgern", sagte sie der "Rheinischen Post". Denn momentan werde der Gaspreis noch mit Milliarden stabilisiert. "Das wird nicht ewig so bleiben. Der CO2-Preis steigt", so Geywitz. Zugleich müsse man den Menschen den Einstieg in den Ausstieg durch staatliche Unterstützung ermöglichen. "Machen wir das nicht und die Leute bauen sich jetzt rasch preiswertere Gasheizungen ein, wäre das teuer und kontraproduktiv." Bei der energetischen Sanierung sei es zudem so, dass sie nach mehreren Jahren wirtschaftlich sei. Auch der Gesetzentwurf zum neuen Gebäudeenergiegesetz mache deutlich: "Am Anfang wird es teurer, doch dann spart man. Ich sehe aber das Problem, dass sich viele erst mal die Investition nicht leisten können. Darüber sprechen wir jetzt in der Koalition", sagte Geywitz. +++


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