Wintergerste und Rapserträge alles andere als zufriedenstellend

Eschborn. „Aufgrund des unbeständigen Wetters mit häufigen Niederschlägen musste die Getreideernte immer wieder unterbrochen werden. Das ist nervenaufreibend und belastet unsere Bauern zusätzlich, nachdem die Ernteergebnisse bei Wintergerste und Raps alles andere als zufriedenstellend sind.“ Das sagte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal, beim heutigen Pressegespräch in Eschborn im Main-Taunus-Kreis. Während die erste Jahreshälfte 2015 viel zu trocken gewesen sei, war es in diesem Jahr, insbesondere in Südhessen, viel zu nass. Bei den Niederschlagsmengen ergebe sich ein auffälliges Süd-Nord-Gefälle. Auch deshalb startete die Wintergerstenernte in Nordhessen schon in der ersten Juliwoche, etwa zeitgleich mit dem Rhein-Main-Gebiet. „Besonders regenreich und sonnenscheinarm war der Juni. Das hat die Kornausbildung merklich gehemmt“, so Schmal. Die Ernte der Wintergerste sei in Hessen bis auf einige Restflächen vollständig abgeschlossen. Mit 67.000 Hektar sei die Anbaufläche nahezu unverändert geblieben.

In den Regionen mit einem Überangebot an Wasser verursachte Staunässe im Wurzelraum der Pflanzen Sauerstoffmangel. Dies beeinträchtigt das Wurzelwachstum und führt zu Mindererträgen. „In erster Linie waren die besseren Standorte davon betroffen. Flachgründigere Böden haben die hohen Niederschläge besser verkraftet und für ihre Verhältnisse durchschnittliche bis gute Ernteergebnisse gebracht“, erläuterte Schmal. Bei der Wintergerste lägen die Erträge im Durchschnitt etwa zehn Prozent unter dem fünfjährigen Mittel von 64 dt je Hektar. Aufgrund der ungünstigen Wachstumsbedingungen seien die Körner in diesem Jahr kleiner als sonst. Deshalb sei auch das Hektolitergewicht mit teilweise weniger als 60 Kilogramm enttäuschend.

Pflanzenschutzmittel unverzichtbar

Ein besonderes Problem in diesem Jahr seien Pilzkrankheiten, hervorgerufen durch die feucht-warme Witterung. „Wie wichtig es ist, diese mit Pflanzenschutzmitteln gezielt zu bekämpfen, zeigen die aktuellen Versuchsergebnisse. Demnach waren die Erträge in den unbehandelten Parzellen etwa 20 bis 30 Prozent niedriger als in den behandelten Parzellen“, betonte Präsident Schmal. Wirksame Pflanzenschutzmittel seien notwendig, um Ernten und Qualitäten zu sichern. Sie seien unverzichtbar für Landwirte und Verbraucher.
Beim Winterraps, der einerseits hochwertiges Öl, andererseits eiweißreiches Rapsschrot liefere, ließen die Erträge sehr zu wünschen übrig. Sie lägen etwa zehn bis zwanzig Prozent unter dem Durchschnitt der letzten Jahre (39 Dezitonnen je Hektar). Das gelte insbesondere für Bestände, in denen Pilzkrankheiten nicht rechtzeitig oder gar nicht bekämpft wurden. Die Bandbreite der Erträge bewege sich je nach Witterungsbedingungen und Region zwischen 25 und 45 Dezitonnen je Hektar. Bei Roggen und Triticale sind die Erträge auf Vorjahresniveau. Zwei Drittel dieser Fruchtarten stehen noch auf dem Halm.

Schmal kritisierte die deutlich unter dem Vorjahresniveau angesiedelten nicht kostendeckenden Wintergersten- und Winterrapspreise. Er wies darauf hin, dass aufgrund der schwierigen Witterungsverhältnisse während der Vegetationsperiode gute Qualitäten eher knapp sein würden. Wer die Qualitätsansprüche erfülle, könne mit Preisaufschlägen rechnen. „Für die jetzt anstehende Haupternte des Winterweizens, der mehr als die Hälfte der hessischen Getreideanbaufläche von rund 300.000 Hektar einnimmt, brauchen wir dringend eine stabile Wetterperiode mit viel Sonne und Wärme“, hob Schmal hervor. Die Silage- und Heuernte, die unter schwierigen Bedingungen stattfand, bezeichnete Schmal als gut. Auch die Zuckerrüben und der Silomais hätten sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten gut entwickelt. Für Ernteprognosen sei es aber noch zu früh. In Kartoffelbeständen sei ein gezielter Einsatz von Fungiziden in diesem Jahr unerlässlich, um die Kraut- und Knollenfäule in den Griff zu bekommen.

Landkreis mit großer Vielfalt

„Der Main-Taunus-Kreis ist der kleinste Landkreis in Deutschland, aber mit einer sehr großen Vielfalt an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, angefangen von Getreide, Raps und Zuckerrüben über Erdbeeren, Äpfel und Spargel bis hin zum Wein“, informierte Karl-Heinz Gritsch, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Taunus. 4.843 Hektar werden ackerbaulich genutzt, hinzu kommen 1.567 Hektar Grünland und 253 Hektar Dauerkulturen. Gritsch berichtete von weit unterdurchschnittlichen Erträgen bei der Wintergerste und dem Raps, auch die bislang vorliegenden Winterweizenerträge seien enttäuschend. Berthold Heil, Obstanbauer aus Kriftel, beklagte starke Hagelschäden in seinen Erdbeer- und Apfelanlagen. Besondere Probleme bereitete in diesem durch häufige Niederschläge gekennzeichneten Jahr die Kirschessigfliege. Durch den Fraß der Maden seien viele Kirschen, Himbeeren und Erdbeeren verdorben. Es gebe kaum geeignete Mittel zur Bekämpfung. In Brombeeren setze er ein Fliegennetz mit bislang gutem Erfolg ein. +++ fuldainfo


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