Hatte die SG Barockstadt nun einen Punkt gewonnen beim 3:3 im Heimspiel gegen den FC Homburg in der Regionalliga Südwest - oder hatte sie gar zwei oder mehr verloren? Wenigstens ein Punkt, meinten einige der gerade mal etwas mehr als 1.000 Zuschauer, die selbst das verdammt ungemütliche Wetter nicht davon abgehalten hatte, in die Johannisau zu kommen. Fakt ist aber auch, dass sie eine leidenschaftlich erkämpfte 2:1-Führung aus der Hand gegeben hatte, Homburg einen 3:2-Vorsprung überließ - ehe Marvin Pourié der SGB mit seinem Last-Minute-Treffer noch einen Zähler bescherte.
Blickt man auf das Torverhältnis, sind beide Teilwerte nicht schlecht: 25 geschossene und 22 erhaltene Tore. Die Punktausbeute und die Platzierung sind indessen mickrig, die Lücke nach oben in der Tabelle scheint momentan schwer zu schließen - und es wäre gut, wenn sich die SGB vom viertletzten Platz fern halten könnte. Drei Zähler liegt sie da vor der TSG Balingen. Zumal die nächsten Aufgaben für die SGB nicht ohne sind: Am Mittwoch zunächst könnte im Achtelfinale des Hessenpokals beim Süd-Verbandsligisten VfR Groß-Gerau was gehen (19.30 Uhr, Kunstrasenplatz an der Geschwister-Scholl-Schule) - und die folgenden Punktspiele gleichen Herausforderungen - Freiberg (A), Großaspach (H), FSV Frankfurt (A)/letztes Spiel der Vorrunde sowie Stuttgarter Kickers (A), Eintracht Trier (H) und als abschließendes Spiel des Jahres bei der TSG Balingen.
Das Spiel gegen Homburg lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen: Wieder mal ein frühes Gegentor - glänzende Reaktion des SGB-Teams darauf, mit Mut, gutem und beherztem Spiel mit Ball, leidenschaftlichem Kampf und Charakter - mangelnde Aktivität mit Beginn der zweiten Halbzeit, aber den FCH zunächst vom Tor weggehalten - den Kontrahenten durch schlechtes Spiel gegen den Ball aufgebaut, so dass der FCH seinerseits mit 3:2 in Führung gehen durfte - und das Happy End mit dem 3:3-Ausgleichstor zum Punktgewinn.
Als benötigte die SGB wieder mal einen Weckruf, so ließ sie Homburg nach sechs Minuten in Führung gehen. Einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld durfte Innenverteidger Philipp Steinhart einköpfen - die SGB hatte den ersten Ball nicht bekommen, im Gesamten war sie zu passiv in der Verteidigung des eigenen Tores. Doch wieder einmal zeigte die Mannschaft das, was sie wiederholt bewiesen hatte: eine glänzende Reaktion auf den Rückstand. Sie kämpfte uns biss sich bei tiefem Boden, auf dem drei Tage zuvor das Länderspiel der U23-Frauen stattgefunden hatte, ins Spiel. Die SGB ackerte, um zurückzukommen. Rettete ein Gäste-Verteidiger nach Keanu Krafts scharfer Flanke vor Korzuschek (16.) und bekam „Korzu“ nach Dittmanns Zulieferarbeit keinen Druck hinter seinen Kopfball - hatte sich der Gastgeber bald darauf den Ausgleich erarbeitet.
Und der war sehenswert in seiner Entstehung. Nach einem Ballgewinn auf der linken SGB-Abwehrseite packte Nicola Arcanjo Köhler einen Zauberpass aus und bediente „Dittti“, den gefährlichsten Spieler auf dem Platz in Hälfte eins, zentimtetergenau in den Lauf, zog in den Strafraum, in dem er gefoult wurde - Korzu verwandelte den Elfer. Mehr noch - nachdem SGB-Keeper Justin Duda gegen Baums Flachschuss parierte (27.), und Korzuschek verzogen hatte (30.) - ging die SGB erstmals in Front. Und dieser Treffer war ebenso fein anzuschauen wie der erste: Nach einem Konter nahm Korzu, der sich in zentraler Position befand, Sebastian Schmitt mit - und der hämmerte die Kugel mit seinem starken Linken statt in die Kiste. 2:1 nach gut einer halben Stunde. Beim Gast zeigten sich erstmals zu große Löcher im Defensivverhalten, zudem war ein eigener Angriff gar nicht gut abgesichert. Die SGB aber hatte die Herzen ihrer Anhänger erwärmt an diesen nasskalten Tag.
Was tat die SGB aber mit Beginn des zweiten Abschnitts? Auf den ersten Blick hielt sie das Spiel der mit wenig Durchsetzungsvermögen oder Durchschlagskraft operierenden Gäste vom eigenen Tor weg - auf den zweiten aber war sie zu passiv und nicht konsequent in ihrer Anlage. Zudem wechselte Homburgs Trainer Roland Seitz Mendler und Petermann ein - nicht den Sieg, aber wichtige offensive Impulse, die den FCH auf den Weg zu einem Dreier hätten bringen können. Besonders Justin Petermann stach - und wie. Sieben Minuten nach seiner Einwechslung glich er nach 70 Minuten zum 2:2 aus. Der Gast griff über die rechte Seite an, ein Querpass erreichte Petermann, der aus knapp 20 Metern abziehen durfte - und flach ins entfernte Eck traf. Wo aber war das Spiel gegen den Ball der SGB? Sie störte weder den Passgeber energisch, noch verteidigte sie den Rückraum - ein Verhaltensmuster, das im Fußball nicht geht.
Zwar verkürzte Homburgs Keeper Gelt gegen Korzu, von Moritz Reinhard bedient, gut den Winkel (69.), doch der FCH schlug nochmals zu. Wieder durch Petermann, der nach Mendlers Freistoß aus halbrechter Position einköpfen durfte. Vorausgegangen war ein ebenso unnötiges wie überflüssiges Foul des Innenverteidigers Aaron Frey. Und warum gewann der körperlich nicht eben so große Torschütze wieder den ersten Ball? Doch die SGB steckte nicht auf. Das tut sie nie. Sie warf, nachdem Matas Eingabe auf der Gegenseite knapp vorm Tor niemand beim Gast erreichte, alles nach vorne. Alles in die Waagschale. Nicht mehr viel zu spielen war in der regulären Spielzeit - es lief die vorletzte Minute - da erreichte ein Ball auf den zweiten Pfosten einen SGB-Spieler, der gab nach innen, und Marvin Pourié traf aus Nahdistanz hoch unter die Latte zum viel umjubelten 3:3. Er hatte das gemacht, was ein „Neuner“ machen muss. Eine letzte Chance bot sich der SGB noch, als in einer Kontersituation Pourié „Hille“ mitnahm, der nach innen flankte, der eingewechselte Göbel an den Ball kam - und der mit links übers Tor traf. Dann war Schluss.
Zurück blieb ein unterhaltsames, kämpferisch betontes Spiel bei tiefem Boden. Mit sechs Toren. Hatte die SGB jetzt einen Punkt gewonnen? Ja, das hatte sie. Und ihre Situation bleibt spannend.
SG Barockstadt: Duda - Kraft (52. Iljazi), Habermehl, Frey, Schmitt (84. Hillmann) - Sarpei - Dittmann (84. Siebert), Arcanjo Köhler (76. Pourié), Pomnitz, Korzuschek - Reinhard (76. Göbel)
FC Homburg: Gelt - Schumann, Baum (61. Mendler), Qenaj (61. Petermann), Joachims (46. Goncalves), Rösler, Jörg (74. Gouras), Steinmetz, Ristl, Steinhart, Mata (90.+4 Suljic)
Schiedsrichter: Niklas Diehm
Tore: 0:1 Philipp Steinhart (7.), 1:1 Tim Korzuschek (23., Foulelfmeter), 2:1 Sebastian Schmitt (32.), 2:3 Justin Petermann (68.), 2:3 Justin Petermann (73.), 3:3 Marvin Pourié (89.) +++ rl







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