Etwa 120 Ärztinnen und Ärzte der Primärversorgung (Hausärzte, Kinderärzte und Fachärzte) in niedergelassenen Praxen in der Stadt und der Region Fulda haben sich heute anlässlich einer Protestaktion auf dem Universitätsplatz Fulda versammelt. Ihre Forderungen: Bessere Rahmenbedingung vonseiten der Bundespolitik für eine bessere medizinische Behandlung zum Wohle der Patienten. Seit Jahren haben niedergelassene Arztpraxen mit immer schlechter werdenden Bedingungen zu kämpfen, was junge Ärztinnen und Ärzte in ihrer Entscheidung, sich selbstständig in eigener Praxis niederzulassen; sehr zum Nachteil des Arztberufes. Anstatt hier durch Reformen Abhilfe zu schaffen, wird Ärzten ihre Arbeit durch die neuesten Pläne des Bundesgesundheitsministeriums nur noch mehr erschwert. „Es geht nicht um verweigerte finanzielle Hilfen, sondern um Verweigerung zumindest eines Inflationsausgleichs der Vergütung, de facto um eine radikale Vergütungskürzung“, so der Vorstand des in Fulda ansässigen Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO), einem Verbund von circa 150 Ärztinnen und Ärzten aus der Region. Sie alle eint, ein maximaler Qualitätsanspruch zum Wohle ihrer Patientinnen und Patienten. Diesen Qualitätsanspruch aufrechtzuerhalten, wird vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen jedoch immer schwieriger; nicht zuletzt durch immense bürokratische Vorgaben.
Nach der Mammutaufgabe, die niedergelassene Haus- und Fachärzte in nahezu drei Jahren Corona-Pandemie zu stemmen hatten, soll den Niederlassungen nicht nur keinerlei finanzielle Hilfe zugestanden, sondern die finanzielle Grundlage mit dem geplanten Wegfall der Neupatientenregelung ausgehöhlt werden. Die niedergelassenen Ärzte fühlen sich an die Wand gedrückt. „Niedergelassene Ärzte sind auch mittelständische Unternehmer und müssen wirtschaften. Auch wir laufen ebenso wie andere Unternehmungen Gefahr, insolvent zu werden. Wer soll dann die Patienten weiter versorgen? Wir haben ja aktuell schon Probleme. Was will die Bundespolitik erreichen? Etwa das Ende der niedergelassenen Praxen – hin zu Polikliniken in Hand von Konzernen?“, so der Vorstandsvorsitzende des Gesundheitsnetzes Osthessen Ralph Hönscher, der in Petersberg bei Fulda in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis tätig ist. Hönscher geht es vor allem auch um entgegengebrachten Respekt für medizinische Fachangestellte in den Niederlassungen vonseiten oft genervter Patienten, wegen oft zu langen Wartezeiten bei der Terminvergabe. Hönscher: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen leisten großartiges, das haben sie auch in der Corona-Pandemie bewiesen; sie haben es nicht verdient, dass man sie anpöbelt und seine schlechte Laune an ihnen auslässt. Sie arbeiten schon am Limit.“
Für den Verein Ambulante Medizin Osthessen sprach heute Dr. med. Silvia Steinebach (Landarzt MVZ), Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie sowie Notfall- und Rettungsmedizin, die mit Dr. med. Julia Demuth im Landarzt MVZ am Campus Sickels tätig ist. „Mir ist wichtig, zu sagen, dass es hier nicht immer nur um Geld geht; uns geht es um die Anerkennung für das, was wir hier in der Corona-Pandemie geleistet haben und immer noch leisten. Uns geht es auch um die Anerkennung für Arzthelferinnen, die beim Corona-Bonus ignoriert werden. Viele Ärzte, die heute hier unter uns sind, haben ihren Arzthelferinnen aus eigener Tasche einen Corona-Bonus bezahlt, aber uns fehlt bundespolitisch die Anerkennung für solche Themen“, so Silvia Steinebach. Und weiter: „Ähnlich verhält es sich beim Thema Neupatienten. Wenn wir Neupatienten in die Praxis bekommen, dann sind unsere Leistungen budgetiert. Das bedeutet, dass uns nicht jede Leistung, die wir erarbeiten, auch bezahlt wird. Und wenn so etwas dann wegfällt, wie es bisher geregelt war – zuletzt war es so geregelt, dass wenn wir Neupatienten aufgenommen haben und das obwohl die Praxis aus allen Nähten platzte, dann wurde diese Arbeit wenigstens vergütet – dann glaube ich, dass unsere Bereitschaft, immer wieder über die Grenzen hinaus, Arbeit am Limit zu leisten, dann irgendwann auch mal schwindet.“
Politische Unterstützung erfuhren die rund 120 Ärztinnen und Ärzte von Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, der eigens der Protestaktion auf den Universitätsplatz gekommen war. „Zeit ist auch für Sie das höchste Gut und Sie alle sind hochengagiert – sei es bei den Nachtschichten, den Spät- oder Wochenenddiensten“, rief er den Ärzten von der Bühne aus zu. „Wir, die Stadt, der Landkreis sind vor Ort bemüht, zu helfen und zu unterstützen, damit eine bestmögliche medizinische Versorgung der Patienten gelingen kann; doch das können Sie nur, wenn dafür auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Ich weiß aus vielen Gesprächen weiß ich, dass es für niedergelassene Ärzte immer schwieriger wird, das zu tun, was Sie gerne leisten möchten, nämlich mit ärztlicher Kompetenz und Empathie für Ihre Patienten da zu sein. Wir als Stand und Landkreis haben nur bedingt Einfluss auf die Bundespolitik, wir können Sie aber dabei unterstützen, Ihre Forderungen zu transportieren.“
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld hieß die Protestaktion ein „starkes, wichtiges Zeichen“, was es braucht, damit sich etwas im positiven Sinn bewegt. Vor dem Hintergrund des drastischen Ärztemangels sagte Wingenfeld, dass Nachwuchsmediziner nur dann auch in ausreichender Zahl gewonnen werden können, wenn auch der Arztberuf attraktiv gehalten werde und die politischen Rahmenbedingungen stimmen. +++ ja









and then