
Fulda. Die Kommunalwahl steht vor der Tür und die kandidierenden Parteien geben sich in Teilen offen für mehr Bürgerdialog und –beteiligung. Einige Abgeordnete, Parteien und Jugendorganisationen nutzen dazu bereits die Online-Plattform fuldabistdu.de. „Gerne suche ich das Gespräch und nehme Ideen ins Stadtschloss mit, wenn ich im Internet unterwegs bin. Gerade zur Kommunalwahl bietet diese Plattform die Chance zeit- und ortsungebunden für Nachfragen erreichbar zu sein“, so Karin Masche von der Linken Offenen Liste.“
Einige Parteien haben sich bereit erklärt, sich zur Kommunalwahl den Ideen, Fragen und Problemen der Bürger zu stellen und mit der interessierten Bürgerschaft öffentlich zu diskutieren. „Jedes kommunale Thema kann öffentlich mit verschiedenen Akteuren diskutiert werden. Auch die Kandidaten, und dies parteiübergreifend. Jeder kann sich frei äußern und profilieren. Der Beste macht den Stich. Das ist gelebte Demokratie“, sagt Helge Mühr vom Betreiberverein Vesta.
Die Dialog-Plattform gibt es schon seit einigen Jahren und mobilisierte zuletzt hunderte Jugendliche zum Fuldaer Jugenddialog. In diesem regionalen Netzwerk agieren Politiker, Organisationen und die Bürgerschaft „auf Augenhöhe“, wie es Mühr ausdrückt. "Für den Wahl-O-Mat, der sich technisch leicht in jede Webseite integrieren lässt, haben wir in den letzten Jahren zahlreiche Ideen, Wünsche und Meinungen gesammelt, ausgewertet und in 25 Bürgerthesen zusammengefasst. Diese wurden von den Parteien und Organisationen beantwortet und stehen nun den Fuldaer Bürgern als Wahlhilfe zur Verfügung“, erklärt Mühr.
Alle zur Wahl stehenden Parteien und Wählergruppen haben zu Themen wie Innenstadt, Einzelhandel, Verkehrsberuhigung, Parkplatz- und Radfahr-Thematik, Nachmittagsbetreuung an Schulen aber auch zu Themen wie Flüchtlingspolitik, Integration und Sicherheit Stellung bezogen. Auch das Thema Bürgerbeteiligung und der bessere Dialog mit dem Bürger ist gerade der Opposition ein großes Anliegen. „Wir müssen den Bürgerwillen fördern und auch umsetzen. Das ist auch unser Bestreben. Reden kann jeder, aber täglich handeln ist angesagt.“, so der Spitzenkandidat der CWE Martin Jahn.
Der Grund für die Notwendigkeit des Umdenkens und die Öffnung der Kommunalpolitik für mehr Dialog mit dem Bürger ist auch in der dramatisch sinkenden Wahlbeteiligung begründet. In Fulda ist diese 2006 auf einen dramatischen Tiefstwert von 36,2 Prozent gesunken. Deshalb hat sich der Vesta e.V. auch die Förderung der politischen und kulturellen Bildungsarbeit in die Satzung geschrieben. Mit strategischen und kooperativen Aktionen versucht er seither das Wissen und die Kreativität der Bürgerschaft anzuzapfen und den politischen Entscheidern zur Verfügung zu stellen.
„Der CDU geführte Magistrat hat in den letzten Legislaturperioden so gut wie nichts unternommen, um dieser Entwicklung entgegenzutreten. Alle Anträge der Oppositionsparteien die mehr Bürgerbeteiligung und den besseren Dialog mit den Bürgern zum Ziel hatten wurden komplett abgelehnt“, erklärt der SPD Fraktionschef Jonathan Wulff. "Bei vielen Dingen kann es sehr hilfreich sein, wenn Bürger ihre Ideen einbringen können, da diese oft näher am Thema dran sind. Dafür müssen Zugangswege geschaffen werden. Der direkte Zugang zu Parteien ist auf Grund bestehender Politikmüdigkeit derzeit offensichtlich nicht gesellschaftsfähig", teilt der Spitzenkandidat der FDP Michael Grosch mit. +++ fuldainfo / gw
Großen Dank an Herrn Helge Mühr für die Zusammenstellung und Verwirklichung des Wahlomat, er hat es wirklich sehr fair umgesetzt.
Auch ich als Fraktionsvorsitzende "Die Linke.Offene Liste" habe die Wahlomatfragen im Sinne des Programms der Wählergemeinschaft beantwortet.
Wünschenswert wäre für uns gewesen, dass nicht einfach "LINKE" da steht sondern der Charakter der Wählergemeinschaft als Projekt der Partei "DIE LINKE" gemeinsam mit aktiven Bürgern aus den sozialen und ökologischen Bewegungen deutlich wird: die Mehrzahl der Kandidatinnen und Kandidaten ist nicht parteigebunden.
Es erfreut mich, dass alle Parteien und Wählergemeinschaften den Satz "In Fulda muss mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden." positiv bewerten. Es ist ein großer Erfolg unserer bisher kleinen Fraktion, dass wir es geschafft haben, die Forderung "bezahlbarer Wohnraum", die wir unermüdlich, immer wieder in die Gremien getragen haben nun breit in den Fraktionen verankert haben. Endlich gibt es wieder ein Wohnungsbauförderungsprogramm. Wir sehen weitergehende Möglichkeiten kommunalen Handelns, aber immerhin ist der Anfang gemacht.
Was mir beim Wahlomat noch fehlt sind die Themen Arbeit, Bauprojekte, Transparenz, Spielplätze und Gebühren.
Gerade beim Einsatz von Leih- und Zeitarbeit in und durch die Stadt Fulda haben wir im Laufe unserer Oppositionsarbeit verdeutlicht, dass die Menschen in Fulda einen auskömmlichen Lohn benötigen. Die städtische Zeitarbeitsfirme "ProCommunitas" und die Ausgliederungen im Klinikum liefern die Schlagworte. In diesem Sinne werden wir weiter den Finger in die Wunde legen.
Auf große Empörung und Unverständnis sind in Fulda die Bauprojekte der letzten Jahre in der Bürgerschaft gestoßen: Löhertor, Abriss Grüne Au, Gemüsemarkt, "Zuschke"bau. Auch die fehlende Transparenz bei den Umsetzungen fehlt. Leider gibt es dazu keine Wahlomat-Fragen.
Es bleibt also beim Wähler und der Wählerin, den Wahlomat als Anregung zu nutzen und die fehlenden Themen für sich selbst zu gewichten.
Nochmals vielen Dank für dieses nützliche Instrument!
Schick. Tolle Idee, gute Fragen, super Entscheidungshilfe.
Sehr aufschlussreich.