Unsicherheit in der osthessischen Wirtschaft nach drei Jahren Rezession groß

Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK-Fulda stellte den Bericht vor.

Stellte den Bericht vor. Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda

Die wirtschaftliche Lage in Osthessen bleibt angespannt. „Es ist weiter kein Aufbruch in Sicht. Der Geschäftsklimaindex ist einmal mehr im rezessiven Bereich. Die konjunkturelle Talfahrt geht ins nunmehr vierte Jahr. Der Herbst der Reformen der Bundesregierung spiegelt sich bislang nicht in den Konjunkturdaten wider“, kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda, die aktuellen Ergebnisse der dritten Konjunkturumfrage 2025.

Aktuelle und zukünftige Geschäftslage

Die gegenwärtige Geschäftslage wird von 58,4 Prozent der Unternehmen als befriedigend eingeschätzt. Im Mai lag dieser Wert noch bei 63,2 Prozent. Eine schlechte Lage sehen 27,2 Prozent der Betriebe, während lediglich 14,4 Prozent ihre Situation als gut bezeichnen. Die Erwartungen an die kommenden Monate bleiben gedämpft: 28,0 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verschlechterung der Lage, 52,8 Prozent erwarten gleichbleibende Verhältnisse und nur 19,2 Prozent hoffen auf eine Verbesserung. Damit bleibt der Geschäftsklimaindex mit 89,2 Punkten nahezu unverändert gegenüber dem Maiwert von 89,4 Punkten. Seit über drei Jahren liegt der Index unter der 100-Punkte-Marke und signalisiert weiterhin eine rezessive Phase in der Region. Auch in der Industrie ist die Lage per Saldo negativ und hat sich im Vergleich zu Mai weiter verschlechtert. 31,1 Prozent der Industriebetriebe bewerten ihre aktuelle Situation als schlecht, nur 6,7 Prozent sprechen von einer guten Geschäftslage. Für die kommenden Monate erwarten 30,4 Prozent der Unternehmen eine ungünstigere Entwicklung, während 19,6 Prozent mit einer Verbesserung rechnen. Der Geschäftsklimaindex der Industrie liegt aktuell bei 82,1 Punkten und ist damit leicht gesunken. Im Handel beträgt der Index 93,8 Punkte und bleibt ebenfalls im negativen Bereich.

Investitionen und Beschäftigung weiter rückläufig

Die Investitionsbereitschaft zeigt sich branchenübergreifend schwach. 39,2 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionspläne reduziert, während nur 20,8 Prozent steigende Investitionen erwarten. Hauptgründe für Investitionen sind der Ersatzbedarf (59,2 Prozent), Rationalisierungsmaßnahmen (48,3 Prozent), Produktinnovationen (30,0 Prozent), Kapazitätserweiterungen (16,7 Prozent) sowie Umweltschutz (12,5 Prozent). Auch bei der Beschäftigung überwiegt die Zurückhaltung. 29,3 Prozent der Betriebe rechnen mit einem Personalabbau, während lediglich 10,6 Prozent neue Stellen schaffen wollen. In der Industrie erwarten 30,4 Prozent der Unternehmen sinkende und 10,9 Prozent steigende Beschäftigtenzahlen in den kommenden zwölf Monaten. Im Außenhandel gehen 21,6 Prozent der Unternehmen von steigenden Exporten aus, 56,8 Prozent erwarten stabile und 21,6 Prozent sinkende Exportvolumina.

Vielschichtige Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung

Die größten Risiken sehen die Betriebe in sich verschlechternden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (70,2 Prozent), einer schwachen Inlandsnachfrage (64,5 Prozent), steigenden Arbeitskosten (64,5 Prozent), dem Fachkräftemangel (42,7 Prozent) sowie in höheren Energie- und Rohstoffpreisen (41,9 Prozent).

Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung

Ein weiterer Belastungsfaktor für viele Unternehmen ist die anstehende Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns von 12,82 auf 13,90 Euro im Januar 2026. Aktuell zahlen 25,4 Prozent der befragten Unternehmen den Mindestlohn und müssen diesen entsprechend anheben. Weitere 50,8 Prozent der Betriebe werden aufgrund dieser Anpassung auch höhere Lohnstufen anheben müssen. 40,2 Prozent planen, die gestiegenen Personalkosten über Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterzugeben.

Appell an die Bundesregierung

„Die Unsicherheit in der osthessischen Wirtschaft ist nach drei Jahren Rezession groß. Nach wie vor bestimmen multiple Risiken die kommenden Monate“, fasst Michael Konow zusammen. Er verweist darauf, dass die jüngsten Vereinbarungen des Koalitionsausschusses ein Signal dafür seien, dass die Bundesregierung bereit ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Gleichzeitig mahnt er, keine Entscheidungen zu treffen, die Arbeitskosten stärker als die Produktivität steigen lassen. In der aktuellen kritischen Phase, in der sich die deutsche Wirtschaft und insbesondere die Industrie befinden, dürfe die Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter geschwächt werden. +++


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