TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - Ein Trip ins Bergische, der sich nicht lohnte

Es gibt Tage, da scheint ein Ausflug nicht sinnvoll. Gut, das weiß man nicht vorher; aber gerade im Sport ist das so. Die 1:3-Niederlage des TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in der vom Online-Portal „Tischtennis-Bundesliga“ als „Topspiel“ bezeichneten Prüfung beim TTC Schwalbe Bergneustadt verdeutlichte, dass das Team aus Fulda alle Kräfte mobilisieren und bündeln muss, um in dieser - jetzt noch recht jungen - Saison die Playoffs zu erreichen. Aktuell belegt der TTC RhönSprudel Rang fünf - hinter Spitzenreiter Bremen, Saarbrücken, Bergneustadt und Düsseldorf. Lassen Sie uns die Eindrücke vom Mittwochabend Revue passieren.

Nee, Favorit war Fanbo Meng nicht in seinem Eröffnungseinzel gegen den kurzfristig in der Weltrangliste von 8 auf 10 abgerutschten Benedikt Duda. Ein hartes Brett war die Aufgabe für die TTC-Identifikationsfigur aus Fulda. Natürlich hatte Fanbo in der jüngeren Vergangenheit bewiesen, gegen „Große“ mithalten und konkurrieren zu können. In den Sätzen eins und drei hielt er auch prima dagegen. Und nun, kommen Sie einfach mit.

Früh schon kriecht die Spannung unter die Haut in der Burstenhalle. Fanbo ist von Beginn an auf Augenhöhe. Zum 5:5 gleicht er aus. Und geht in Führung. Ausgeglichen ist es auch noch beim 7:7. Noch einmal führt er beim 8:7. Dann 8:8 - und die Crunchtime beginnt. Erst da muss Fanbo abreißen lassen. Duda nutzt gleich seinen ersten Satzball. Zum 11:8. Es riecht nach mentaler Stärke, die Fanbo noch fehlt. Der Zweite ist klar. Fanbo muss ständig einem Rückstand nachlaufen. Doch im Dritten ist er wieder bei sich. 6:6 und 7:7 heißt es da. Bis Duda beim 10:7 drei Matchbälle hat. Noch muss Fanbo Meng reifen - bis seine Blüte der Entwicklung aufgeht.

Die Frage, die sich nun stellt: Holt Jonathan Groth drei Tage nach seinem 33. Geburtstag den ersten Punkt für sein Team - im Duell gegen den Franzosen Leo de Nodrest? Es entwickelt sich ein Match, das alle mitreißt und fasziniert an diesem Abend. Die ersten beiden Sätze muss Groth knapp abgeben. Doch der Weg dorthin ist eine Geschichte, die es nur im Tischtennis gibt. 5:5 im Ersten, dann führt der Däne mit 9:5 in Führung. Beim 10:8 hat er zwei Satzbälle. Doch de Nodrest verkürzt. Und er gleicht aus. Ein Krimi im Bergischen Land. Nein, kein Nebel in landschaftliche Idylle - auf der Platte. 11:11. Plötzlich Satzball für den Franzosen. 13:11. Der Fuldaer Fanclub kann es nicht fassen. Aber rein in Satz zwei. „Auf geht‘s, Jona. Auf geht‘s.“ Über 4:4 geht‘s auf 4:7 aus Sicht des Dänen. Groth muss aufpassen. 4:8. 5:9. Beim 7:10 hat er drei Satzbälle gegen sich. Doch Groth antwortet. 10:10 - Jona hat sich in die Overtime gekämpft. Aber auch der Satz geht weg. Mit 10:12. Da gewinnt er halt in Fünfen, denkt sich so mancher.

Und was sich als Wunsch anhört, das wird zur Realität. 0:4 im Dritten. Groth aber lässt sich nicht abschütteln. Nicht einfach so. Er stellt den Anschluss her. Nicht nur das. Beim 7:7 hat er den Ausgleich geschafft. 8:9. 9:9 heißt es dann. Stellen wir uns vor, Hitchcock würde in die Halle luken - er würde blass wegen der Spannung, die in Dramatik übergreift. Beim 10:9 hat Groth Satzball. De Nodrest gleicht aus. Beim 11:10 hat Groth seinen zweiten Satzball. Und der sitzt. 12:10. Er verkürzt auf 1:2-Sätze.

Im Vierten ist Groth, mit Selbstvertrauen im Rücken, obenauf. Von 5:5 zieht er auf 10:5 weg- wow, fünf Punkte in Folge. Die Folge ist ein Happy End. 11:6. Siehste, denkt jetzt doch so mancher im Fanclub, Jonathan Groth macht es in Fünfen. In diesem Entscheidungssatz geht Groth beim 5:4 erstmals in Führung. Das ist wichtig, die Richtung anzuzeigen. 7:5, er hat hat Rückenwind. Dann die Erlösung. 10:5 für Groth. Und fünf Matchbälle. Doch da. Er lässt seinen Gegner rankommen. Will er Tom und Jerry spielen mit dem? 9:10 heißt es plötzlich. Doch Groth macht den Sack zu. 11:9. Jonathan Groth hat den Fünfsatz-Krimi gewonnen - nach 0:2-Satzrückstand. Alle scheinen zu wissen, warum ihn der TTC RhönSprudel zurückgeholt hat. 1:1 steht es zwischen beiden Teams.

Im dritten Einzel trifft Dimitrij Ovtcharov auf Romain Ruiz. Entpuppt sich Dima wieder als Punktelieferant für sein Team? Doch irgendwie reiben sich alle die Augen. Aber Dima ist ja auch nur ein Mensch. Die vielen Reisen tun ihr Übriges. Dima zieht mit 1:3 den Kürzeren. Und so kam es dazu.

0:5. 1:7 - und 4:11 im Ersten steht es da aus Dimas Sicht. Kann passieren. im Zweiten dreht Dima den Spieß um. Nach dem Motto „wenn er etwas braucht, dann ist er da“. Was er braucht? Einen besseren Start und die Führung. Das beherzigt er. 4:0, 6:6, 9:6 - das sind die Stationen. Und 11:6. Ausgleich nach Sätzen. „Lass nicht nach“, mag man ihm zurufen - oder: „Auf geht‘s Dima. Auf geht‘s.“ Zunächst ist der Dritte ausgeglichen. Doch dann führt Ruiz mit 6:3. Und 8:4. Beim 10:5 hat er fünf Satzbälle. Der erste sitzt. Auch Dima muss es in Fünfen machen, denkt man. Wiederholungen gehören zum Sport. Muster der Wiederholungen. Was im Training 1000-mal geübt wird. Doch es kommt anders. Schnell liegt Ruiz wieder vorn. 4:1. Dima robbt sich ran. Liegt dann aber wieder 4:7 hinten. Jetzt wird‘s eng. 5:8, 7:9. Soll ich das glauben? Will ich das glauben? Beim 7:10 muss Dima drei Matchbälle abwehren. Das aber klappt nicht. Ruiz verwandelt seinen ersten. 11:7. Dima, der Mensch.

Im sogenannten Spitzeneinzel messen sich Benedikt Duda und Jonathan Groth. Schafft es Groth ausgerechnet gegen Duda? Im Ersten wird‘s schwer. Der Däne wehrt sich gegen den Rückstand. Permanent. Von 3:6 schafft es er auf 5:6. Dann aber 5:8. Beim 5:10 hat er fünf Satzbälle gegen sich. Kämpft sich heran. Bis auf 8:10. Duda aber macht den Deckel drauf. Im Zweiten aber zeigt Jonathan Groth, was in ihm steckt. Er kämpft unverdrossen. Groth stellt auf 4:4 - und beim 5:4 geht er erstmals in diesem Match in Führung. Eine Spur Hoffnung macht sich breit bei Fuldas Anhängern. Aus Groths 6:4-Vorsprung wird ein 6:6. Über 7:7 steht es plötzlich 7:9. Gegen Groth. Doch er kratzt all seine Energien zusammen. Zwei Satzbälle muss er abwehren beim 8:10. Und das tut er: 10:10. Er dreht das Ding sogar. 12:10. Jonathan Groth, was hast du nur für einen Wert für diese Mannschaft?

Doch die Durchgänge drei und vier ziehen zu schnell an dem Dänen vorüber. Im Dritten setzt sich Duda frühzeitig ab. Beim 4:10 hat Groth nicht nur sechs Satzbälle gegen sich, er kommt noch einmal bis auf 7:10 heran. 11:7 ist der Endstand. Ehe es Jonathan Groth im Vierten noch einmal spannend macht. 1:6 schon liegt er erneut hinten, beim 5:7 aber ist er wieder da. Doch dann: 6:8 und 7:9 aus Groths Sicht. Beim 7:10 besitzt Duda drei Matchbälle. Groth gelingt der achte Punkt. Auch der neunte. 9:10 heißt es da. Wieder aber lässt ihn Duda nicht mehr rein. 11:9 für Duda. 3:1 für Bergneustadt. Nach exakt zwei Stunden und 45 Minuten.

Es gibt hat Tage, an denen sich ein Trip nicht unbedingt lohnt. Doch Profisportler sind es ja gewohnt, damit umzugehen. Negativ-Erlebnisse abzuhaken. Und nach vorn zu blicken.

Die Spiele im Einzelnen

Benedikt Duda - Fanbo Meng 3:0 (11:8, 11:7, 11:8)

Leo de Nodrest - Jonathan Groth 2:3 (13:11, 12:10, 10:12, 6:11, 9:11)

Romain Ruiz - Dima Ovtcharov 3:1 (11:4, 6:11, 11:5, 11:7)

Benedikt Duda - Jonathan Groth 3:1 (11:8, 10:12, 11:7, 11:9) ++ rl


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