Studie: Immer mehr Kinder bekommen Firmenanteile in Millionenhöhe

Berlin. Etliche Familienunternehmer haben laut einer Studie ihre Firma an ihre Kinder verschenkt, weil sie erwarten, dass die heute großzügigen Steuernachlässe für Firmenerben von den Verfassungsrichtern beschnitten werden. 1.289 Kinder unter 14 Jahren erhielten von 2011 bis 2014 Firmenanteile steuerfrei übertragen, heißt es in der Untersuchung des DIW-Steuerexperten Stefan Bach, über die das "Handelsblatt" berichtet. 90 der Kinder wurden Multimillionäre: Sie erbten Betriebsanteile, die im Schnitt 323 Millionen Euro wert waren. Diese Zahlen hat Bach aus der Erbschaft- und Schenkungssteuerstatistik herausdestilliert.

Die Schenkungen an Minderjährige hätten im Jahr 2012 deutlich zugenommen, so Bach. In dem Jahr begann das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, das Ende 2014 tatsächlich mit dem von Unternehmerfamilien befürchteten Urteil endete: Gerade für große Erbschaften müssten die Anforderungen höher sein, die ein Erbe erfüllen muss, um sich die Vergünstigung zu verdienen, entschieden die Richter und verlangten vom Gesetzgeber eine Reform. Über diese Reform streiten am Donnerstag Bundestag und Bundesrat im Vermittlungsausschuss. Kommt es im September erneut nicht zu einer Einigung, will sich das Bundesverfassungsgericht wieder mit dem Thema befassen. Während sich die 90 minderjährigen Multimillionäre 29,7 Milliarden Euro teilten, erhielten die 1.199 weiteren Kinder unter 14 Jahren Schenkungen jeweils unter 20 Millionen Euro. Diese summierten sich auf weitere 2,5 Milliarden Euro. +++


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1 Kommentar

  1. "90 minderjährigen Multimillionäre teilen sich 29,7 Milliarden Euro." - Bedarf es hier noch eines Kommentars? 29 Tausend Millionen Euro an 90 Kinder. Die Bürger in diesem Lande ahnen nicht im Geringsten, welche Riesenvermögen sich in Deutschland bei einigen wenigen Familien inzwischen angehäuft haben. Schuld daran ist ein völlig ungerechtes Steuersystem, das den Facharbeiter prozentual höher belastet, als den Multimilliardär mit Einkünften aus Kapitalvermögen. Das ist eine Schande! Und dennoch jammern die "Familienunternehmen" stets und ständig über ihre Steuerbelastung und wie schlimm die Erbschaftssteuer ist, die bereits jetzt schon so minimal ist, dass es ohnehin nur der Steuerberater der sogenannten Familienunternehmen irgendwo in den Zahlen bemerkt und keineswegs eine Beschneidung der immer stärker steigenden Vermögen der Betroffenen ist. Eine Schande ist es auch, wenn solche Superreichen mit dem Argument, die Erbschaftssteuer koste Arbeitsplätze, die Öffentlichkeit blenden. Von den Regierungsparteien ist hier nichts zu erwarten; sie sind bereits selbst zu Konzernen verkommen und denken sich selbst die kühnsten Konstruktionen zur Steuervermeidung aus - bis hin zu Verlagerung von Firmenbeteiligungen ins Ausland. Der unbedarfte Bürger liest derweil die BILD oder FZ und denkt, alles ist in Ordnung!

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