Stolpersteine in Flieden: Mahnmale gegen das Vergessen

Ein Zeichen setzen – gegen das Vergessen

Zehn Jahre ist es nun her, dass in Flieden die ersten vier Stolpersteine verlegt wurden. Am 29. Juli 2015 setzte die Gemeinde damit ein sichtbares Zeichen der Erinnerung an ihre jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden.

Die Verlegung dieser kleinen Messingtafeln im Gehwegpflaster war das Ergebnis eines interfraktionellen Beschlusses der Gemeindevertretung vom 23. Juni 2009. Doch obwohl die politische Entscheidung früh getroffen wurde, verzögerte sich die Umsetzung – erst sechs Jahre später konnte die erste Verlegung stattfinden. Insbesondere die SPD-Fraktion Flieden hatte sich für dieses Erinnerungsprojekt stark gemacht und es maßgeblich vorangetrieben.

Erinnerung vor der Haustür

Die Stolpersteine erinnern an Menschen, deren Leben in Flieden ein Zuhause hatte – und die von dort aus in den Tod geschickt wurden: In der Straße „Am Küppel 1“ lebte die Familie Goldschmidt. Markus und Hilda wurden 1942 nach Sobibor deportiert und dort ermordet. In der Reinhardstraße 2 wohnte die Familie Seliger. Isidor und Johanna wurden im selben Jahr nach Majdanek verschleppt und ermordet. Die Steine wurden bewusst an den letzten freiwilligen Wohnorten der Opfer verlegt – mitten im Alltag, auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit, zum Einkauf. Die Stolpersteine mahnen im Vorübergehen: Nie wieder. Nie vergessen.

Erinnerung braucht Ausdauer

Ein Jahrzehnt nach der ersten Verlegung ist es Zeit, die begonnenen Versprechen einzulösen. In Flieden gab es weitere jüdische Bürgerinnen und Bürger, die unter dem NS-Regime litten und starben. Für sie fehlen bis heute Stolpersteine. Die Initiative von 2015 darf kein symbolischer Schlussstrich gewesen sein. „Erinnerung ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern eine bleibende Aufgabe“, so Stimmen aus dem Umfeld der Initiative. Es bedarf weiterhin des politischen Willens und bürgerschaftlichen Engagements, um auch den anderen Opfern ihre Namen und ihre Geschichten im öffentlichen Raum zurückzugeben.

Ein Zeichen setzen – gegen das Vergessen

Die Stolpersteine in Flieden sind mehr als Gedenktafeln – sie sind ein Aufruf zur Verantwortung. Sie fordern dazu auf, hinzusehen, nachzufragen, nicht zu schweigen. Gerade in einer Zeit, in der antisemitische Tendenzen in Deutschland wieder zunehmen, sind solche Zeichen wichtiger denn je. Dank gebührt all jenen, die sich damals für die Verlegung eingesetzt haben – und all jenen, die heute daran anknüpfen wollen. Erinnerung braucht nicht nur Platz – sie braucht auch Mut. +++


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