Der Präsident des Deutschen Städtetages, Burkhard Jung, hat mehr Klarheit bei der Beschaffung und Finanzierung von Corona-Schnelltests gefordert. "Wie Schnelltests in großen Mengen künftig beschafft, bezahlt, flächendeckend verteilt werden und auch zu den Menschen kommen, dazu erhoffen wir uns nächste Woche von den Beratungen von Bund und Ländern mehr Aufklärung", sagte Jung der "Rheinischen Post". "Es muss gelten: Man tut, was man sagt, und sagt, was man tut."
Grundsätzlich sieht der Städtetags-Präsident in den Schnell- sowie Selbsttests eine gute Übergangslösung. "Sie helfen, damit wir perspektivisch einzelne Öffnungsschritte besser gehen können." Man dürfe sich damit aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. "Die Ergebnisse gelten immer nur für den Augenblick", so der Sozialdemokrat. Zugleich sieht der Städtetags-Präsident die Tests als wichtige Flankierung bei der Lockerung der Corona-Beschränkungen. "Jeder weitere Öffnungsschritt muss zwingend mit einer passenden Teststrategie verbunden werden", sagte Jung. "Ich glaube, wir haben ein dichtes Netz an Möglichkeiten: Es sind die niedergelassenen Ärzte, die Apotheken und weitere private Testzentren." Es seien auch die Vielen, die inzwischen geschult seien und Tests vornehmen könnten. "Außerdem sind jetzt auch die ersten Selbsttests für Laien zugelassen", sagte der SPD-Politiker.
Apotheker sehen bei Schnelltest-Einführung viele ungeklärte Fragen
In der Debatte um Corona-Schnelltests sieht die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) noch erhebliche praktische Einschränkungen bei der Durchführung der Schnelltests. "Nicht alle Apotheken können Schnelltests auf Covid-19 anbieten, da damit hohe Arbeitsschutzanforderungen wie extra Räume und besondere Schutzkleidung verbunden sind", sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening der "Rheinischen Post". Zwar dürften von Fachpersonal durchgeführte Antigen-Schnelltests für Selbstzahler schon seit Dezember von Apotheken angeboten werden, so Overwiening. Dennoch schlägt sich dies in der Praxis bisher erst wenig nieder. "Je nach Bundesland führen derzeit bis zu zehn Prozent aller Apotheken Schnelltests durch", sagte die ABDA-Präsidentin. "Wenn die Bundesregierung in den nächsten Tagen einen kostenlosen Schnelltest für alle Menschen in Apotheken ermöglichen will, werden sich sicherlich weitere Apotheken entscheiden mitzumachen." Dazu müssten noch viele Details geklärt werden. Zugleich sieht Overwiening Antigen-Schnelltests für Zuhause als Beitrag in der Corona-Bekämpfung. "Sie können ein weiterer Baustein in der Pandemie-Bekämpfung sein, wenn die Menschen sie richtig anwenden und verantwortungsvoll mit einem möglicherweise positiven Testergebnis umgehen. Diese Selbsttests werden auch bald in Apotheken zum Kauf erhältlich sein, inklusive apothekerlicher Beratung", sagte die ABDA-Präsidentin.
Tübingens Oberbürgermeister geht bei Schnelltests voran
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hält die Verzögerung bei der Bereitstellung von Corona-Schnelltests in Deutschland angesichts des Ausmaßes der Coronakrise für unverantwortlich. "Wir stehen uns immer selbst im Weg. Deutsche Gründlichkeit ist wichtig und richtig, aber nicht in solchen Notsituationen", sagte er der "Bild". Gleichzeitig kündigte Palmer an, er werde nach allen Kitas und Schulen in Tübingen pünktlich zur Öffnung am Montag auch alle Friseure der Stadt mit kostenlosen Schnelltests ausstatten. Palmer hatte einfach anwendbare Wattestäbchen-Tests bereits vor Wochen in den Niederlanden bestellt. "Drei Wochen lang habe ich aus Berlin nur gehört, dass die Schnelltests noch nicht zugelassen sind. Dazu kann ich nur sagen: Ja, dann sperrt mich doch ein. Ich warte doch nicht auf eine Erlaubnis zum Nasebohren", sagte der Grünen-Politiker dem Blatt.
GEW enttäuscht über Verzögerungen bei Schnelltests
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat enttäuscht darauf reagiert, dass die kostenlosen Corona-Schnelltests später kommen sollen als ursprünglich versprochen. "Ankündigungen erzeugen immer auch Erwartungen. Leere Versprechen zermürben in der Pandemie", sagte GEW-Chefin Malis Tepe dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Regelmäßiges Testen und Impfungen sollten zentrale Bausteine einer sicheren Öffnungsstrategie für Schulen werden", fügte sie hinzu. Schnelltests könnten ein Beitrag für mehr Sicherheit sein. Die GEW mache sich unabhängig von Impfungen und Schnelltests weiterhin für einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan stark. "Dieser muss vorgeben, bei welchen Inzidenzwerten und weiteren regionalen Faktoren welche Maßnahmen ergriffen werden sollen", sagte Tepe. "Auf dieser Grundlage haben die Länder die Möglichkeit, flexibel zu agieren." +++









and then
Hinterlasse jetzt einen Kommentar