
Das sind Etikette, die alle Sportler verfolgen. Fußballer erst recht. Mit Herz und Leidenschaft wirbt die SG Barockstadt für sich. Sie proklamiert diese Werte. Und hat sie sich zum Ziel gesetzt. Das Gute: Sie erinnerte zumindest daran beim 1:1-Unentschieden gegen den SV Sandhausen in der Regionalliga Südwest. Es lohnt sich wieder, ihre Heimspiele in der Johannisau anzusehen. Mit Herz und Leidenschaft ja. Aber es bleiben Fragezeichen. Offene Fragen.
Der Vergleich nicht gutklassig - aber unterhaltsam und spannend, „weil beide Mannschaften den Sieg wollten“, wie Sandhausens Trainer Olaf Janßen, ein Stückchen deutscher Fußballgeschichte, bekannte. In dem indessen die SGB frühzeitig in Rückstand geriet. War er naiv in seiner Entstehung? In jedem Falle überflüssig und töricht, weil es Energien kostet, dann wieder zurückzukommen. Das war passiert: Die SGB wollte hoch pressen, setzte das aber nicht konsequent um. Keanu Kraft hatte Anteile, Milian Habermehl musste hinterher laufen. Der Gastgeber war zweiter Sieger, musste zusehen und kam einen oder auch zwei Schritte zu spät. Die Folge: Sandhausen spielte in den Rücken der gegnerischen Abwehr, der schnelle Phil Halbauer erlief sich die Kugel, gab nach innen - und der Ball landete im zweiten Versuch bei David Mamutovic, der sich die Chance nicht entgehen ließ. Führung Sandhausen. Und Barockstadt-Trainer Daniyel Cimen haderte: „Mal wieder sind wir einem 0:1 nachgelaufen. Aber das hat uns wachgerüttelt.“
Postwendend fast besaß die SGB die Chance, auszugleichen - als ein Gästespieler quasi auf der Linie rettete (5.) und wenig später eine zweite Möglichkeit folgte. Weiteres Positivum: Wieder einmal zeigte die SGB eine willensstarke Reaktion. Eine, die von Charakter zeugt. Zwar hatte sie zunächst eine Spur Glück - als wiederum Halbauer nach Testroets starkem ersten Kontakt und Direkt-Zuspiel in den Rücken der Abwehr zurücklegte (14.) und Keeper Duda bei Testroets Versuch nach missglückter Pomnitz-Hacken-Ablage aufpasste - dann aber kam der Gastgeber.
Gut seine Aktvität im Aufbau, und man merkte, dass sie Ausgleich und Wende im Spiel herbeiführen wollte. Erst nahm Moritz Dittmann seinen Mitspieler Tim Korzuschek auf der linken Seite mit - „Korzu“ zog auf und davon, bis in den Strafraum, einen Elfer aber bekam er nicht (26.). Dann kam die SGB wieder über links, dieses Mal der schnelle Dittmann, dessen scharfe Eingabe niemand seiner Teamkollegen unter Kontrolle brachte (31.). Später war Pech im Spiel: Nach Pomnitz-Ecke gewann der wieder in der Anfangsformation stehende Aaron Frey das Kopfball-Duell, sein Innenverteidiger-Kollege Milian Habermehl aber kam nicht zum Abschluss, legte zurück - und Freys Schuss wurde geblockt (36.). Später rettete Wimmer, für den kurz danach Osee kam, am kurzen Pfosten (38.).
Keine Top-Chancen? Ja, und das hatte seine Gründe. Das Spiel der SGB war in seinem Aufbau versprechend - aber im letzten Drittel fehlten Mut, Geradlinigkeit, Entschlossenheit und Tempo. In diesen torgefährlichen Räumen mangelte es an diesen Zutaten - dort, wo es im Fußball wichtig wird. Der SV Sandhausen wirkte, mit der Führung im Rücken, eine Spur cleverer, verteidigte gut und zäh. Vor allem im Zentrum stand er gut. Herausragend und bester Mann auf dem Platz: Innenverteidiger Schulz. Mit überragender Zweikampfquote. Gut sein Zweikampfverhalten. Er setzte immer wieder geschickt seinen Körper ein. Er antizipierte gut. Bewies Präsenz und gutes Stellungsspiel.
Die SGB aber blieb dran. Erhöhte ihre Schlagzahl. Und war drauf und dran, einiges von dem zu verbessern, was zuvor Defizite waren. Sie spielte schneller, besetzte offensive Räume. Vor allem „Korzu“ beherzigte dies, wenn auch nicht konstant. Kam sein Zuspiel vors Tor nicht (47.), zeigte die SGB wenig später, wie es gehen könnte. Frey setzte sich im Aufbau willensstark durch, nahm Pomnitz mit, der bediente Reinhard, jener legte klug in den Rücken auf Sechzehner-Höhe - Frey aber hatte die Kugel im Abschluss auf seinem Rechten (51.). Unterdessen verstand es der SVS, das Vorgehen der SGB immer wieder mal im Keim zu ersticken.
Pech für die SGB, als nach Korzuscheks Freistoß ein Gästespieler erneut auf der Linie rettete (58.). Bis die Arbeit des Teams aus Fulda, das hin und wieder im Verteidigen beider Außenseiten anfällig wirkte, doch noch belohnt wurde. Groß war der Aufschrei, die Erleichterung schien bis in die Innenstadt zu hören. Sebastian Schmitt nahm einen zweiten Ball mutig und zapfte seine Schussstärke an: sein Versuch landete platziert und flach im Eck (69.). Glück besaß der Gast, als Osees Rückpass kurz nach dem Ausgleichstreffer - als die SGB wieder einmal hoch attackierte - knapp am eigenen Tor vorbeiging.
Der Schiedsrichter bekam keine gute Note an diesem Tag. Vor allem nicht, als er der SGB einen verheißungsvollen Konter - der eingewechselte Göbel war gefoult worden - zurück- und abpfiff (78.). Hinten heraus drückte noch einmal der SVS - Justin Duda war zweimal zur Stelle, einmal davon in der Nachspielzeit. Man sah Olaf Janßen später an, dass er nicht eben zufrieden war mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Zunächst das Positive: „Für uns war es eine besondere Woche. Nach einer Englischen Woche und dem 1:5 zum Abschluss. Thema Nummer eins war das Verteidigen. Die Mannschaft war gefordert. Und das haben wir über 90 Minuten ganz gut hinbekommen.“ Nicht einverstanden war der Ex-Profi mit dem Verhalten im Ballbesitz. „Grausam war es nicht. Aber nah‘ dran.“
Das aber liegt beim SVS sicher auch daran, dass er seit Saisonbeginn unter großem Verletzungspech leidet. „Unsere Sechser waren zu selten anspielbar. Wir hatten auch zahlreiche Standards, die zu wenig gefährlich wurden. Und wir hatten kaum Möglichkeiten, die zu Toren hätten führen können.“ Der Anspruch bei Janßen und dem ehemaligen Zweitligisten ist durchaus spürbar. Und auch das ist eine Fußnote wert: Sandhausens Maximilian Wagner hatte Besuch. Seine Großeltern kamen aus Kassel angefahren beim beweglichen Spieler, der einst beim Nachwuchs des VfB Stuttgart und bei den Bayern in der Zweiten Mannschaft kickte.
Daniyel Cimen indessen hielt sich bedeckt. Seine Worte schienen sparsam. Mag sein, dass er sich bisweilen fühlt wie in der Rolle „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Der Entwicklungsprozess ist halt schleppend. Und er erfordert Geduld. Jedenfalls ist seine Mannschaft auf dem Weg, die Fans mitzunehmen. Cimen sagte nur „ich hoffe, dass wir es schaffen, diese 50:50-Spiele auf unsere Seite zu ziehen“. Trainer treffen nicht immer, aber oft den Punkt.
SG Barockstadt: Duda - Habermehl, Grösch (67. Pourié), Frey - Kraft (90.Iljazi), Schmitt (90. Arcanjo Köhler) - Sarpei, Korzuschek (80. Hillmann), Pomnitz - Dittmann, Reinhard (67. Göbel)
SV Sandhausen: Schneller - Kolbe, Wimmer (40. Osee), Schulz, Halbauer (85. de Meester), Krauße, Tarnat (85. Zahnen Martínez), Akmestanli, Mamutovic, Wagner, Testroet (64. Inaler)
Schiedsrichter: John Bender
Tore: 0:1 David Mamutovic (3.), 1:1 Sebastian Schmitt (69.) +++ rl
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