
Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric Egger, sieht eine historische Chance für Frieden im Gazastreifen. "Die Chancen auf Krieg sind immer höher als auf Frieden gewesen", sagte sie den "Tagesthemen" der ARD am Dienstag. "Aber wir haben jetzt eine einmalige Chance, die ergriffen werden muss."
Es sei keine Rückkehr zum Leid der letzten zwei Jahre möglich. "Die Menschen haben keine Widerstandskraft mehr. Das Gebiet ist zerstört. Die Politiker, die einen Einfluss auf die Situation haben, stehen jetzt in einer außerordentlichen Pflicht, alles daran zu setzen, dass diese Waffenruhe hält", sagte sie. "Alles andere wäre die absolute Katastrophe."
Spoljaric Egger erklärte, dass es eine gemeinsame Anstrengung von Partner der Vereinten Nationen, internationaler NGOs, nationaler und lokaler Behörden brauche, sonst könne der Wiederaufbau nicht gelingen. Eine konkrete Angabe, wie lange ein Wiederaufbau im Gazastreifen dauern könnte, machte sie nicht.
"Das Ausmaß des Leids der letzten zwei Jahre hat alles übertroffen, was wir die letzten Jahrzehnte gesehen haben. Wir können jetzt nicht davon ausgehen, dass all das und das Trauma der Menschen über Nacht rückgängig gemacht werden kann." Es werde keine Lösung geben, "wenn nicht all diejenigen, die von diesem Konflikt betroffen sind auch das Gefühl haben, dass ihre Rechte, ihr Dasein berücksichtigt wird", so die Präsidentin des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes.
Unicef warnt vor Kürzung der Entwicklungshilfe
Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell hat eindringlich davor gewarnt, durch die Kürzung von Entwicklungshilfe Kinder in Gefahr zu bringen. "Wir rechnen derzeit mit einem Rückgang unserer weltweit verfügbaren Mittel für humanitäre Hilfe und langfristige Programme für Kinder und Familien um mindestens 20 Prozent in diesem Jahr", sagte Russell dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" . "Wir versuchen, jeden Dollar so gut wie möglich zu nutzen. Aber die Wahrheit ist, dass die Kinder darunter leiden werden."
So könnten Kinder dann weniger geimpft und schlechter medizinisch versorgt werden. Viele könnten ihre Schulbildung nicht fortsetzen. Dies könne weitere dramatische Folgen haben, warnte Russell. "So etwas destabilisiert die Länder und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Konflikte oder Krisen geraten. Das wirkt sich schlussendlich auf uns alle aus."
US-Präsident Donald Trump hat die US-Entwicklungsbehörde USAID schließen lassen, was mit drastischen Einschnitten bei der Entwicklungshilfe einhergeht. Auch die Bundesregierung hat den Entwicklungshilfeetat gekürzt.
Das Ziel für die sogenannte "ODA-Quote" für öffentliche Entwicklungsleistungen, das 1970 von der UN-Generalversammlung vereinbart wurde, soll ein Mindestmaß an globaler Entwicklungshilfe garantieren. Es besagt, dass die entwickelten Länder 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungsleistungen zur Verfügung stellen sollen. 2015 wurde die Vorgabe auch in den UN-Entwicklungszielen verankert. In Deutschland lag die ODA-Quote 2024 bei 0,67 Prozent. Aktuell ist geplant, dass sie 2026 auf 0,52 Prozent sinken soll und 2029 nur noch 0,43 Prozent betragen soll. +++
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