Berlin. Das Rentenniveau anzuheben oder zumindest auf dem jetzigen Stand einzufrieren, wird nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung äußerst teuer. Um das Netto-Rentenniveau vor Steuern von derzeit 47,5 Prozent beizubehalten, statt es nach den Vorausberechnungen bis 2030 auf 44,4 Prozent sinken zu lassen, seien "Mehraufwendungen in zweistelliger Milliardenhöhe, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Beitragssatz" nötig, sagte der Präsident der Deutschen Rentenversicherung (DRV), Axel Reimann, der "Süddeutschen Zeitung".
So kostet nach Angaben der DRV schon ein Prozentpunkt Veränderung des Niveaus einen Rentenbeitrag von 0,5 Prozent. Das entspricht, so rechnen Rentenexperten vor, etwa sechs Milliarden Euro jährlich. Trotzdem macht sich Reimann dafür stark, "dass sich die Politik in absehbarer Zeit mit dem Alterssicherungssystem insgesamt befasst". Dazu gehörten neben der gesetzlichen Rente die betriebliche und die private Altersvorsorge. "Hier wären regelmäßige Monitoring-Berichte nötig, in welchem Umfang die Bürger für das Alter ergänzend abgesichert sind und sein werden. Auf einer solchen Grundlage wäre über weitere Reformschritte auch für die Zeit nach 2030 zu entscheiden", sagte Reimann der SZ. In der großen Koalition mehren sich unterdessen die Stimmen, die einen Kurswechsel in der Rentenpolitik fordern. Für Karl-Josef Laumann, Chef der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) in der CDU, ist klar: "Wer über die Rente redet, sollte auch über die Zukunft des Rentenniveaus reden." Dessen Senkung könne langfristig "das Vertrauen in die Rentenversicherung untergraben.
Gleiches gilt für den Fall, dass jemand, der keine oder kaum Rentenbeiträge gezahlt hat, aus der staatlichen Grundsicherung womöglich genauso viel erhält wie jemand, der jahre- und jahrzehntelang in die Rentenkasse eingezahlt hat." Der Bundestag müsse sich daher in der nächsten Legislaturperiode mit dem Rentenniveau beschäftigen, verlangte Laumann. Auch in der SPD wächst die Sorge um das Alterssicherungssystem. "Wir müssen die gesetzliche Rentenversicherung stärken und das Rentenniveau wieder anheben", forderte Klaus Barthel, Vorsitzender der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA). Er begründet dies mit der Erkenntnis, dass "die Riester-Rente gescheitert ist". Die frühere rot-grüne Bundesregierung wollte mit der privaten und betrieblichen Altersvorsorge das Minus beim Rentenniveau ausgleichen. Barthel und Laumann sind sich jedoch einig, dass das nicht funktioniert hat. "Gerade die Geringverdiener, die es besonders bräuchten, nutzen die zusätzliche, kapitalgedeckte Vorsorge zu wenig", sagte der SPD-Abgeordnete. "Der Staat muss aufhören, neue Verträge zu subventionieren." Nur für alte Verträge solle weiter Steuergeld fließen, zuletzt etwa drei Milliarden Euro jährlich. "Das Geld ist in der gesetzlichen Rentenversicherung besser aufgehoben", so Barthel. +++ fuldainfo









and then
Das Rentendilemma der gesetzlichen Rentenversicherung
Seit 1992 und besonders in der Regierungszeit von Gerhard Schröder (SPD) wurden die Rentenleistungen nach und nach für zukünftige Rentner massiv reduziert:
• Keine Anerkennung von Ausbildungszeiten als Rentenpunkte
• Drastische Verkürzung der Anerkennung von Ausbildungszeiten für Rentenzeiten
• Abschaffung der Berufsunfähigkeitsrente
• Nachgelagerte Besteuerung der Rente,
Rentenzahler mittleren Alters unterliegen evtl. sogar einer Doppelbesteuerung
• Weitere Kürzung der Rentenansprüche auf 43% des Durchschnittsverdiensts bis 2030
• Keine Anerkennung von Harz4 Zeiten mehr für Rentenansprüche
• Erhöhung Renteneintrittsalter auf 67 Jahre mit der Folge Rentenkürzung für jüngere Rentner
Die als große Verbesserungs-/ bzw. Gegenmaßnahmen angekündigten „Errungenschaften“ wie die Riesterrente sind mittlerweile entzaubert und haben vor allem Schröders Umfeld (Maschmeier, Riester, usw.) und der Versicherungswirtschaft gedient aber mit nicht den arbeitenden sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern.
Eine weitere von Politikern stets gepriesene Säule der Altersversorgung, die betriebliche Rente, wurde in den letzten Jahrzehnten eher radikal abgebaut als gefördert.
Vielen Arbeitnehmern ist nicht klar, dass sie, wenn sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können, direkt zum Harz 4 Empfänger werden.
Vermutlich ist den meisten zukünftigen Rentenempfängern noch nicht bekannt, was nach Abzug von Steuern-, Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträgen usw. netto als Rente nur noch zum (Über-)Leben übrig bleibt.
Potz Blitz!
Von welchem Baum der Erkenntnis haben wir denn genascht?
Welche behäbigen Wege solche Wahrheiten in der Politik gehen sieht man schön wenn man sich erinnert das der " Monitor" schon kurz nach Einführung der Riesterrente genau das vorgerechnet hat. Und das ist bekanntlich schon Jahre her. Aber das Offensichtliche zur Kenntnis zu nehmen und sich einzugestehen eklatante Fehler gemacht zu haben geht erst wenn die Wahrheit nicht mehr zu unterdrücken ist. Der Hinweis darauf das die Beiträge für die Zahler nicht mehr zu stemmen ist entbehrt jeglicher Grundlage wenn man bedenkt wie viel Milliarden dafür ausgegeben werden um der Versicherungsbranche den Lebensabend mit Provisionen zu vergolden.
Außerdem sollte man sich nicht länger davor verschließen ganz andere Wege zu gehen so wie in der Schweiz. Dort ist die Einnahmeseite auf das ganze Volk verteilt alle zahlen von allem ein. Und die Ausrede dann müssten exorbitant hohe enten gezahlt werden stimmt auch nicht. Es gibt dort eine Mindest- und eine Höchstrente. Und kein Schweizer auch die Reichen von denen käme auf die Idee deswegen das Land zu verlassen.
Also hört endlich auf uns Märchen zu erzählen. Man kann etwas verändern man muss es nur wollen.
Langsam wird es für die SPD eng, denn es zeigt sich, welche ungeheuren Auswirkungen ihre Agenda 2010 mit der Rieste-Rente auf die Menschen in diesem Lande nun entstehen. Bis zur Hälfte der neuen Rentner werden auf dem Sozialhilfe-Niveau landen, wenn nicht bald etwas geschieht. Der Unternehmer-Lobby muss klar gemacht werden, dass es nicht in ihrem Interesse sein kann, wenn der soziale Friede in diesem Land nachhaltig gestört wird und die Binnennachfrage nach unten geht, weil ein Großteil der Bevölkerung nur noch über Einnahmen in Höhe der Sozialhilfe verfügt. Der Rentenbeitrag muss also erhöht werden, so wie dies in anderen Ländern (siehe Österreich) schon lange der Fall ist und die dortige Wirtschaft keineswegs ruiniert hat. Jetzt sind mutige Politiker gefragt und nicht solche CDU-Typen wie Linnemann, die am Meinungstropf der Unternehmerverbände hängen.