
Im Fuldaer Nordend entsteht seit geraumer Zeit auf dem Areal, auf dem einst das „historische Waldschlösschen“ stand, dessen Neubau. Die frühere Gaststätte dürfte vielen Fuldaerinnen und Fuldaern noch gut in Erinnerung sein; gehörte es vor Jahren zu den beliebtesten Ausflugszielen Fuldas. Die Revitalisierung sieht ein Hotel mit Gastronomie mit Biergarten vor. Ferner wird auf dem Areal sozialer Wohnungsbau entstehen. Projektentwicklerin ist die MARGE Consulting GmbH mit Sitz in Fulda, ausführendes Büro die Architekten Reith Wehner Storch ebenfalls mit Sitz in Fulda. Die CDU-Fraktion hat sich die Baumaßnahme angesehen.
„Der Neubau des Projekts ‚Waldschlösschen‘ ist für uns eine absolute Herzensangelegenheit“, hob Diplom-Bauingenieur Martin Geisendörfer, Gründer der MARGE Consulting GmbH, bei dem Vor-Ort-Termin hervor, der für die Investorenfamilien Burg und Geisendörfer begrüßte. Der Unternehmensgründer wurde unweit des Standorts, in der Birkenallee geboren, besuchte den Katholischen Kindergarten „St. Joseph“ und hat an den Stadtteil schöne Kindheitserinnerungen. Wie Martin Geisendörfer ausführte, soll das Bauprojekt in zwei Bauabschnitten erfolgen. Im ersten Bauabschnitt erfolgt der soziale Wohnungsbau mit 30 Wohneinheiten. Dieser soll spätestens im November 2025 fertiggestellt und bezugsfertig sein. Im zweiten Bauabschnitt erfolgt die Revitalisierung des Hotels mit Gastronomie. Die Fertigstellung hier ist auf Mai 2026 datiert.
Investor lobt Zusammenarbeit mit der Stadt
„Ich bin optimistisch, dass wir den Zeitplan einhalten können. Wir haben mit den Reith Wehner Storch-Architekten ein kompetentes, verlässliches Architekturbüro an unserer Seite. Wir sind ein gutes Team. Projektleiter ist mein Sohn, Christian, der heute leider verhindert ist und deshalb nicht bei uns sein kann“, führte Martin Geisendörfer weiter aus. Ein besonderer Dank adressierte an die Stadt Fulda für die bisherige gute Zusammenarbeit, im Besonderen an den Sachgebietsleiter Untere Denkmalschutzbehörde Adrian Hehl, mit dem ein konstruktives Zusammenarbeiten möglich war.
Bezüglich der Quartiersentwicklung hatte man im Vorfeld verschiedene Gutachten erstellen müssen, wie beispielsweise das Artenschutz-Gutachten (12.000 Euro) oder das Schallschutz-Gutachten (120.000 Euro). Bezugnehmend der enormen Kosten und der Äußerung von Bundesbauministerin Verena Hubertz, die Baukosten um 50 Prozent senken zu wollen, nannte Geisendörfer das politische Vorhaben „realitätsfern“. Das Artenschutz-Gutachten hatte ergeben, dass auf dem Areal, auf diesem das Waldschlösschen gebaut wird, zu keiner Zeit Fledermäuse heimisch gewesen sein. Die Baugenehmigung hatte vorgeschrieben im Hinblick auf die Erhaltung von Fledermäusen die Gänge zu erhalten. Das Gutachten habe vieles erschwert.
Gutachten erschwerten Bauvorhaben
70 Kubikmeter Stahlbeton sind für den Ausbau der Gänge verbaut worden. Der notwendige Schritt habe Kosten von 140.000 Euro verursacht, einschließlich die Errichtung eines Einflugschachtes für die Fledermäuse, die, wie sich später ergab, nicht vorhanden waren. „Wenn wir nicht daran arbeiten, diese Dinge einzuschränken und uns Unternehmer mehr Freiheiten einräumt, dann werden die Baukosten vermutlich nie nach unten gehen“, so der Investor, im Wissen, den Naturschutz berücksichtigt zu haben und dass zumindest ein paar Bäume erhalten werden konnten.
Dirk Schüttrumpf, den man in Fulda noch vom Parkhotel Kolpinghaus kennt, sowie aktueller Hoteldirektor des Hotels „Platzhirsch“ in der Fuldaer Innenstadt, wird das Waldschlösschen betreiben. „Der Name ‚Waldschlösschen‘ hat in Fulda Tradition, die werden wir auf alle Fälle beibehalten“, hob Schütrumpf bei dem Vor-Ort-Termin hervor. Die 25 Zimmer sollen so personalarm wie möglich betrieben werden. Auch eine Rezeptionistin / einen Rezeptionisten gibt es dank „Self-Check-in-Funktion“ nicht mehr. „Hotelgäste werden mit ihrem Smartphone bzw. iPhone selbst einchecken. Sie bekommen alle wichtigen Daten auf ihr mobiles Endgerät“, erläuterte Schütrumpf.
Lediglich die Gastronomie verspricht nicht klein zu werden. Beim Hotelbetrieb setzt der Hoteldirektor wochentags vor allem auf die Tagungsgäste. Diesbezüglich ist das Waldschlösschen mit unmittelbarer Nähe zum ICE-Bahnhof geradezu prädestiniert. Doch Fulda erfreut sich gerade auch im Hinblick auf viele Veranstaltungsformate wie der Fuldaer Musical Sommer, die Fuldaer Domplatzkonzerte oder Kultur findet Stadt zunehmender Beliebtheit. Darüber hinaus ist das historische Waldschlösschen die ideale Location für private Familienfeiern.
Gaststube mit Biergarten in bayerischer Atmosphäre
Der Biergarten mit 120 Sitzplätzen, in dem ausschließlich das Augustiner-Bräu aus Münchens ältester Privatbrauerei angeboten werden wird, soll ebenso so personalarm wie möglich betrieben werden. Soll heißen: Das Bier zapft man sich als Gast selbst. Das gastronomische Angebot verspricht regionale wie saisonale leichte Kost. Unterschiedliche Themen-Abende wie Haxen-Abende oder Live-Musik sollen für Unterhaltung der Gäste sorgen – dies ganz zwanglos und in legerer Atmosphäre, wie man das auch von München her kennt.
Dirk Schütrumpf: „Dass wir ausschließlich Augustiner im Ausschank haben, wird Vielen aus der Region nicht gefallen, aber wir wollten mal etwas machen, das es bislang noch nicht bei uns gibt. Die Tegernseer Biere standen auch auf unserer Liste, doch die werden vereinzelt in der Region angeboten.“ Die Gaststube im unteren Bereich soll von der Optik her so werden, wie man das auch von München her kennt. Über sie gelangt man auch auf die Terrasse, von der man einen Blick auf die gegenüberliegende Ochsenwiese hat. Auf ihr soll Bedienung mittels Servicekräften stattgegeben werden. Die Zentrale wird das Hotel Platzhirsch sein, von dort aus auch die Reservierungen aufgegeben werden.
Quartiersentwicklung an geschichtsträchtigem Ort
„Das Projekt hat eine gewisse Historie hinter sich gebracht. Im Fokus steht das historische Waldschlösschen, das unter Denkmalschutz steht. Erbaut wurde es im Jahr 1844 und war ursprünglich eines der ersten Ausflugslokale außerhalb der Stadt gelegen, wo sich das aufstrebende Bürgertum organisierte und politische Veranstaltungen stattfanden“, führte Architekt Diplom-Ingenieur sowie Diplom-Betriebswirt Stephan Storch vom Architekturbüro Reith Wehner Storch in Fulda zum Bau aus, der fortfuhr: „Es handelt sich hierbei also um einen sehr geschichtsträchtigen Ort; und an diesen und seine gastronomische Nutzung mit Ausflugscharakter wollen wir als Architekten wieder anknüpfen. Beim historischen Waldschlösschen handelt es sich um ein kleines, feines Boutique-Hotel mit 25 Zimmern davon sind drei von ihnen barrierefrei ausgestattet. Das Hotelgebäude ist in Richtung der Amand-Ney-Straße ausgerichtet. Im Erdgeschoss werden drei Veranstaltungsräume entstehen mit knapp 100 Quadratmetern, in diesen bis zu 90 Personen Platz finden. Hier können Familienfeiern wie Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen aber auch Seminare abgehalten werden. Die drei Räume lassen sich zusammenschalten.
Im Sockelgeschoss wird die Gastronomie entstehen mit anschließendem Biergarten. Die Gaststätte wird in den Hang reingeschoben. In der Kellerebene wurden Erdarbeiten vorgenommen und eine Verbindung an das historische Waldschlösschen geschaffen, im Gewölbekeller wird ein ‚Gewölberaum‘ entstehen. Das Waldschlösschen bietet Platz für 120 Personen (120 Sitzplätze). Im Biergarten gibt es einen Gastgarten, der den Seminarräumen zugeordnet ist mit insgesamt 120 Außensitzplätzen. Wir hoffen, dass die Gäste das Angebot gut annehmen werden.“
„Zweites Leben“
Der Architekt weiter: „Die Bauteile, die wir ergänzt haben, stehen auf historischem Grund. Das Waldschlösschen, so wie wir es kennen, hat nicht immer so ausgesehen. Ursprünglich war das Waldschlösschen in Kombination mit einer Brauerei konzipiert worden. D.h., vor dem Waldschlösschen im Hang stand ursprünglich einmal eine mehrgeschossige Brauerei, an diese ein unterirdischen Gang angebunden war; und das nehmen wir wieder auf, um unterirdisch die Gastronomie an das Waldschlösschen anzubinden, um diese Hangthematik praktisch beibehalten zu können. Später wird lediglich ein leichtes Pavillondach im Garten zu sehen sein. Der Hang wird aufgefüllt, damit wird die historische Situation wieder hergestellt und sie erhält sozusagen ein ‚zweites Leben‘“.
Ergänzend fügte Diplom-Ingenieur Architekt Max Reith hinzu: „Das Haus auf dem grünen Hügel sozusagen, welches die Menschen vom früheren Vorbeifahren oder auch aus ihrer Erinnerung noch im Sinn haben, bleibt erhalten. Die Gastronomie fügt sich wie ein Flugdach in das grüne Landschaftsbild ein, sodass das historische Waldschlösschen nach wie vor erhaben auf dem Hügel thronen kann. Hier wurde ein Stück Stadtgeschichte sensibel baulich weiterentwickelt. Die größeren Volumina, wie der Wohnkomplex, ordnen sich dem Bild quasi unter und treten in den Hintergrund. Metaphorisch gesprochen ist es fast so, dass ein Stück Stadtgeschichte in die nächste Generation getragen wird und ihr ein zweites Leben gegeben wird.“
Wie Stefan Grauel, dem bei der Begehung die Leitung oblag, hervorhob, handelt es sich beim sozialen Wohnungsbau um zwei Wohngebäude mit 30 Wohneinheiten mit einer 25-jährigen Mietpreisbindung für insgesamt sechs Wohneinheiten für 6,50 Euro / Quadratmeter mit einer gemeinsamen Tiefgarage. Die beantragte Wohnanlage stellt den ersten Bauabschnitt einer Quartiersentwicklung um das historische Waldschlösschen dar. Für die Quartiersentwicklung gab es Förderzuschüsse vonseiten der Stadt und des Landes Hessen. Der alte Ahornbaum, auf dem Areal, auf diesem das Hotel entsteht, soll erhalten bleiben. Man hofft, dass er die Baumaßnahme gut übersteht. +++ jessica auth
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