Polizeipräsident Günther Voß: „Geringste Unfallzahlen seit Bestehen des Polizeipräsidiums!“

Mit 9.413 Verkehrsunfällen hat das Polizeipräsidium Osthessen im Vergleich zum Vorjahr 2.231 Unfälle weniger registriert. Das entspricht einem Rückgang um 19,2 Prozent (2019: 11.644 Fälle), es ist der niedrigste Wert seit Bestehen des Präsidiums. Der Anteil an den Gesamtunfallzahlen des Landes Hessen (122.786) beträgt 7,7 Prozent. Verkehrsunfälle mit Todesfolge sanken von 28 auf 25. Dabei starben 25 Menschen, vier weniger als im Vorjahr. 1.721 Personen verunglückten im vergangenen Jahr auf osthessischen Straßen, was einem Rückgang von 24,3 Prozent (553 Fälle) entspricht. Die Zahl der Schwerverletzten sank ebenfalls um 92 auf 433 Personen (2019: 525) und liegt damit deutlich unter der 500-Marke.

„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung spürbar beeinflusst und auch zu einem deutlichen Rückgang der Verkehrsunfälle geführt“, sagt Polizeipräsident Günther Voß. Darüber hinaus arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums mit Verkehrskontrollen und Verkehrssicherheitskonzepten daran, die Unfallursachen nachhaltig zu senken. „Neben Kontrollmaßnahmen setzen wir auf unsere Präventionsarbeit“, so Voß. „Jeder verhinderte Verkehrsunfall ist ein Erfolg, jeder Unfall mit schweren Folgen ist einer zu viel.“

Unfälle wegen nicht angepasster Geschwindigkeit rückläufig

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich deutlich weniger Unfälle auf Grund nicht angepasster Geschwindigkeit ereignet. Die Gesamtzahl von 920 Unfällen bedeutet nicht nur einen Rückgang um 136 Fälle, sondern den zweitniedrigsten Stand an Fallzahlen der letzten sechs Jahre. Auch der Anteil der Verunglückten ist rückläufig. So ging die Zahl der Schwerverletzten von 181 auf 146 zurück, bei den Leichtverletzten ist sogar ein Rückgang um 130 auf 288 Personen zu verzeichnen. Dennoch bleibt überhöhte Geschwindigkeit auch im Jahr 2020 die Hauptursache bei Verkehrsunfällen mit getöteten oder schwerverletzten Personen. Fast jeder zehnte Unfall (9,8 Prozent) ist auf zu schnelles Fahren zurückzuführen. Ursächlich für jeden vierten Unfall mit Toten, Leicht- oder Schwerverletzten war oft auch in Kombination mit anderen Ursachen nicht angepasste Geschwindigkeit. 14 Menschen verloren im vergangenen Jahr durch zu schnelles Fahren ihr Leben, im Vorjahr waren es 15.

Einsatz von moderner Technik zur Geschwindigkeitsüberwachung

Nicht angepasste Geschwindigkeit ist nach wie vor Hauptunfallursache Nummer eins bei Unfällen mit schweren Folgen. Deshalb ist die Überprüfung der Geschwindigkeit auch weiterhin ein zentraler Punkt polizeilicher Verkehrsüberwachung. Mit einem Geschwindigkeitsmessanhänger, der auf den osthessischen Autobahnabschnitten eingesetzt wird, verfügt das Polizeipräsidium bereits seit mehreren Jahren über eine weitere mobile Messanlage, mit der rund um die Uhr kontrolliert werden kann. Darüber hinaus setzt die osthessische Polizei auf den Einsatz von Fahrzeugen mit moderner Video-Aufzeichnungstechnik. Mit zwei speziell ausgestatteten Motorrädern - „Videostreife-Krädern“ - werden gefährliche Fahrmanöver und / oder Geschwindigkeitsüberschreitungen beweisgesichert dokumentiert. Ferner werden acht Streifenwagen - „Videostreifen-BAB“ – zur Ahndung von Rettungsgassenverstößen und anderen schweren Ordnungswidrigkeiten und Straftaten im Straßenverkehr eingesetzt.

Rückgang bei den Unfällen unter Alkohol- und Drogeneinfluss

213 Verkehrsunfälle unter Einfluss von Alkohol und / oder anderen berauschenden Mitteln ereigneten sich im Jahr 2020, 14 weniger als im Vorjahr. Jeder Dritte dieser Unfälle endete mit Personenschäden, ein Mensch verstarb (2019: zwei Personen). Die Zahl der Schwerverletzten sank von 52 auf 30, die der Leichtverletzten von 88 auf 65. 606 Verkehrsteilnehmer wurden von der Polizei bei einer folgenlosen Trunkenheitsfahrt erwischt. Dies führte in allen Fällen zur Sicherstellung des Führerscheins.

Höchststand der Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten seit 2016

Auch die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten sank von 2.434 auf 1.917 Fälle. In 91 Fällen wurde mindestens eine Person verletzt, für zwei Menschen endete der Unfall tödlich. Die Aufklärungsquote stieg um drei Prozentpunkte auf 44 Prozent, dies ist der höchste Steigerungswert seit 2016. Mit 20,4 Prozent stellt die Deliktgruppe der Verkehrsunfallfluchten rund ein Fünftel am Gesamtunfallgeschehen in Osthessen dar. Vor allem sind es aufmerksame Zeuginnen und Zeugen, die einen wichtigen Beitrag zur Ermittlung von Unfallflüchtigen leisten. Ob eine kurze Notiz des Kennzeichens, der Marke und Farbe des Wagens oder ein Foto des Flüchtigen: All dies kann zur späteren Fahrerermittlung beitragen. Auch durch die erfolgreichen Ermittlungen der Polizei muss fast jeder zweite Unfallflüchtige damit rechnen, dass er zur Verantwortung gezogen wird. Dabei erwartet den Täter neben der Schadensregulierung auch ein Strafverfahren, damit verbunden empfindliche Geld- oder Freiheitsstrafen sowie Führerscheinentzug.

Wildunfälle nach Anstieg im Vorjahr wieder rückläufig

Die Zahl der Wildunfälle in Osthessen sank im Jahr 2020 nach einem Anstieg im Vorjahr um 247 auf 2.796 Fälle, was einen Rückgang um rund acht Prozent bedeutet. Dennoch war annähernd jeder dritte Unfall ein Wildunfall. Sieben Menschen wurden bei einem derartigen Unfall schwer-, 16 leichtverletzt. In 99 Prozent der Fälle blieb es bei Sachschäden.

Entgegen des Trends: Mehr Rad- und Pedelec-Fahrer verunglückt

Während die Unfallzahlen in fast allen Bereichen rückläufig waren, stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fahrrädern und Pedelecs im Jahr 2020 um 31 auf 257 Fälle (2019: 226). Dabei verunglückten 227 Menschen auf dem Rad, was einem Anstieg um 15,2 Prozent entspricht. Fünf Menschen kamen ums Leben (2019: eine Person). Auch hier dürften die Auswirkungen der Pandemie eine Rolle spielen. Der Fahrradverkauf boomt, deutlich mehr Fahrradfahrerinnen und -fahrer bewegen sich auf Straßen und Wegen. Sicher ist dies unter verschiedenen Gesichtspunkten ein erfreulicher Trend, leider steigen jedoch mit der Zunahme dieser Fahrzeuge im Straßenverkehr auch die Unfallzahlen und damit das Risiko. Insbesondere scheint eine Vielzahl von Besitzern eines Pedelecs oder E-Bikes die Geschwindigkeit ihres Fahrrades zu unterschätzen.

Pedelec-Training gegen steigende Unfallzahlen

Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs stieg um 70,3 Prozent auf 63 Fälle (2019: 37) an. Dabei ist fast jeder fünfte Unfall auf zu schnelles Fahren zurückzuführen. Das Präventionsangebot der Polizei wird daher erweitert. Unter dem Motto „PEDELEC … mit Rückenwind, aber sicher!“ bringt die osthessische Polizei im Juni dieses Jahres mehrere Übungen über ihre Social Media-Kanäle heraus. Polizistinnen und Polizisten klären in kurzen Videosequenzen über Gefahren im Straßenverkehr auf und zeigen anhand von unterschiedlichen Fahrübungen, was bei der Benutzung eines motorisierten Fahrrads zu beachten ist. Zudem sind mehrere Fahrsicherheitstrainings für Pedelec-Fahrer im Spätsommer 2021 geplant.

„FahrRADschule“ via Instagram

Auch die Jugendverkehrsschule musste wegen der Pandemie vorübergehend schließen. Die virtuelle „FahrRADschule“ brachte jedoch die Verkehrserzieherinnen und -erzieher kurzerhand via Instagram heraus. Über 15.000-mal wurden die 10 Videos der Jugendverkehrsschule angeklickt, in denen die Polizistinnen Kindern, Eltern und Lehrern das richtige Verhalten im Straßenverkehr vermittelten, über Gefahren aufklärten und über die richtige Ausstattung der Fahrräder informierten. +++ pm/ja


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