Polio-Vorsorge: Gesundheitsamt rät zur Überprüfung des Impfstatus

Derzeit bestehe kein akuter Anlass zur Sorge in der Region

Dr. Dorothee Hofmann
„Überprüfen Sie Ihren Impfstatus“, rät die Leiterin des Vogelsberger Gesundheitsamtes, Dr. Dorothee Hofmann. Foto: Sabine Galle-Schäfer

Angesichts aktueller Nachweise von Polio-Viren in Abwasserproben mehrerer deutscher Großstädte empfiehlt das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises eine Überprüfung des eigenen Impfschutzes gegen Polio. Zwar bestehe derzeit kein akuter Anlass zur Sorge in der Region, dennoch rät Amtsleiterin Dr. Dorothee Hofmann dazu, auf Nummer sicher zu gehen.

Wie das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) mitteilt, wurden in Städten wie München, Dresden, Hamburg, Köln, Bonn, Düsseldorf und Mainz Polio-Viren in Abwässern entdeckt. Dabei handele es sich um sogenannte impfstoffabgeleitete Viren, die auf die orale Schluckimpfung (OPV) zurückzuführen sind. Das Abwassermonitoring dient laut HLfGP als Frühwarnsystem, um eine mögliche Verbreitung frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Auch in anderen europäischen Ländern wurden bereits ähnliche Funde dokumentiert.

Die Poliomyelitis, kurz Polio oder auch Kinderlähmung, ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. In vielen Fällen verläuft sie symptomlos, kann jedoch in schweren Verläufen das zentrale Nervensystem angreifen und zu dauerhaften Lähmungen oder gar zum Tod führen. „Es können bleibende Behinderungen entstehen, die vermeidbar gewesen wären“, warnt Dr. Hofmann.

In Deutschland wird seit 1998 ausschließlich der Impfstoff mit inaktivierten Viren (IPV) eingesetzt, der per Injektion verabreicht wird. Der zuvor verwendete Schluckimpfstoff (OPV) enthält abgeschwächte, lebende Viren, die – wenn auch selten – mutieren und wieder infektiös werden können. Der Nachweis solcher Viren im Abwasser gibt Anlass zur Vorsicht, obwohl bisher keine klinischen Polio-Fälle oder Verdachtsmeldungen beim Robert Koch-Institut (RKI) registriert wurden. Die letzte dokumentierte Erkrankung in Deutschland stammt aus dem Jahr 1990.

Trotz der geringen Ansteckungsgefahr, insbesondere dank hoher Impfquoten und guter Hygienestandards, empfiehlt das HLfGP, bestehende Impflücken zu schließen. Besonders Kinder unter fünf Jahren und Erwachsene ohne vollständigen Impfschutz gelten als gefährdet.

Dr. Hofmann rät daher zur Kontrolle des Impfpasses: „Schauen Sie in Ihren gelben Impfausweis und lassen Sie im Zweifel Ihren Hausarzt den Impfstatus überprüfen. So kann bei Bedarf eine Auffrischung erfolgen und der Schutz gewährleistet werden.“ +++


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