Palmer kritisiert Diesel-Fahrverbote

Auto in der Stadt

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat in der Feinstaub-Debatte Diesel-Fahrverbote scharf kritisiert. Deren "Nutzen für die menschliche Gesundheit bleibt völlig unklar", schreibt Palmer in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Mittwochsausgabe). Sechs Prozent des Feinstaubs in Stuttgart etwa stammten von Dieselmotoren. "Die Stickoxidmengen, die Menschen in Stuttgart einatmen, werden durch die Fahrverbote allenfalls um wenige Prozent sinken. Ob solche minimalen Veränderungen auch nur ein Menschenleben retten, kann niemand sagen."

Dies werde sich auch rückblickend nicht durch Studien klären lassen. "Wir sind im rein spekulativen Bereich." So seien alle Angaben über angeblich durch Stickoxide und Feinstaub zu befürchtenden Todesfälle mit großer Unsicherheit behaftet, schreibt Palmer. "Dieser äußerst unscharfe Befund steht in krassem Gegensatz zu der Verbissenheit, mit der um die vermeintliche Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch die  Luft an Straßen und die daraus abgeleiteten Fahrverbote gekämpft wird." Palmer kritisierte weiter: "Die Grenzwerte in der Luft werden nur in so vielen Städten überschritten, weil die Industrie die Grenzwerte am Auspuff mit krimineller Energie einfach außer Kraft gesetzt hat." Die Betrügereien der Fahrzeughersteller seien "rechtlich, ethisch und wirtschaftlich ein einziger Skandal. Sie dafür zu bestrafen, ist notwendig. Aber mit Fahrverboten für die Kunden trifft man halt die Falschen."

Am wichtigsten finde er, dass nun alle Neufahrzeuge die Grenzwerte einhielten. "Die Grenzwerte für einige Jahre etwas anzuheben, um Fahrverbote auf absolute Ausnahmen zu beschränken, wäre vertretbar. Die Verfehlungen der Autoindustrie muss das Strafrecht beantworten. Treiben wir die Verkehrswende voran und fördern wir gesunde Lebensstile, statt Schrottplätze zu füllen." Das Geld für die Nachrüstung und Verschrottung von Diesel-Fahrzeugen sollte lieber in die Zucker- und Tabakprävention sowie die Förde  rung von Fuß- und Radverkehr gesteckt werden. "Schützen wir die Innenstädte durch Mautsysteme wie in Stockholm vor den täglichen Blechlawinen, die den Städtern nicht nur dicke Luft, sondern Dreck, Lärm, Stau und Platzprobleme bescheren. Führen wir kostenfreien ÖPNV ein wie in Luxemburg, damit es sich endlich lohnt, das Auto stehen zu lassen." +++


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2 Kommentare

  1. Unglaubwürdige deutschenLungenfachärzte erweisen der Gesundheit einen Bärendienst!
    Der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach und seine Parteikollegin Schulze sind einige der wenigen Besonnen in der aktuellen, von selbsternannten und falschen Experten angefachten, und von bestimmten Fake-News-Medien befeuerten Grenzwert-Diskussions-Hysterie, an der nur Unwissende oder im Diesel-Lobbyismus Verstrickte wie der Bundes-Verkehrsminister Freude haben.
    Da wird die aktuelle, durch keinerlei Studie oder neue wissenschaftlichen Erkenntnisse untermauerte Meinung von 3% der in der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) versammelten Fachärzte - eine Minderheit und krasse Außenseitergruppe innerhalb der relevanten Wissenschaftsgemeinde - zur absoluten Wahrheit hochgejubelt, während diese DGP gerade Ende 2018 erst erklärt hatte: „Studien zeigen, dass Feinstaubbelastung durch Landwirtschaft, Industrie und Verkehr gesundheitsschädlich ist“.
    Die DGP und ihr Präsident haben zu der veröffentlichten Meinung der rd. 100 Fachärzte folgende Erklärung herausgegeben:
    "Eine Bagatellisierung der Auswirkungen von Luftschadstoffen gefährdet die Bemühungen, Risiken und Gefahren von Luftverschmutzung zu minimieren!"
    Es wird Zeit, in dieser Diskussion wieder die bedrohte Gesundheit der Menschen und nicht die ökonomische Gesundheit der Automobilindustrie in den Mittelpunkt zu stellen!

    Und jetzt wird ruchbar, dass die Erklärung der 3% der Fachärzte auch der Automobilindustrie Nahestehende mit verfasst haben! Das Ganze stinkt zum Himmel! Wie so Vieles aus der Automobilindustrie und der mit ihr in enger Kumpanei verbandelten Politik!
    Da erinnert man sich doch plötzlich auch wieder, dass nicht wenige Ärzte der (Pharma-)Industrie immer mal wieder gerne zu Diensten waren!

  2. Tempo-Limit: Nach Krampp-Karrenbauer eine Phantom-Debatte? Soll heißen, wir haben anstelle von steuernden Verkehrsministern nur Phantome in der Regierung? Soll heißen, Behauptungen, dass höhere Geschwindigkeit mit höherem Spritverbrauch und damit höheren Abgaswerten verbunden seien, sind Phantom-Behauptungen? Soll heißen, Behauptungen, dass höhere Geschwindigkeit größere Unfallrisiken bergen, sind Phantom-Behauptungen? Soll heißen, dass die Hunderte von Verkehrstoten, die vermieden werden könnten, sind Phantom-Tote? Und das soll christliche Politik sein?
    Aber im Autoland Deutschland kann man keine Wählerstimmen gewinnen mit Tempolimits und Fahrverboten! Eher übernimmt die Autoindustrie die Regierung! Ach, schon passiert?

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