Berlin. Der frühere IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff fordert die deutsche Regierung auf, mehr Geld auszugeben, um die Wirtschaft in der Euro-Zone anzukurbeln. "Es wäre sicherlich sinnvoll, wenn Deutschland und andere Kernländer der Euro-Zone die extrem niedrigen Zinsen nutzen, um mehr Geld auszugeben", sagte Rogoff der "Welt am Sonntag". "Allerdings sollte das Geld nicht rausgepustet, sondern sinnvoll investiert werden, etwa in Bildung oder wichtige Infrastruktur."
Politiker aus Italien und Griechenland, aber auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten jüngst gefordert, mit höheren staatlichen Ausgaben das Wachstum zu stärken. Rogoff, der an der US-Universität Harvard lehrt und forscht, hält es außerdem für möglich und wünschenswert, dass Zentralbanken künftig Negativzinsen von bis zu minus sechs Prozent einführen. "Eines Tages werden wir eine neue schwere Finanzkrise bekommen und dann könnten wir negative Zinsen von minus sechs oder minus fünf Prozent brauchen, um schnell aus der Krise zu kommen", sagte Rogoff im Gespräch mit der Zeitung.
Allerdings schränkte der Ökonom ein, dass dieses geldpolitische Instrument sicherlich erst in einigen Jahren einsatzbereit wäre; schließlich müssten stark negative Zinsen weltweit koordiniert werden. "Das wäre auch wirklich nur eine Maßnahme für extreme Situationen", sagte Rogoff. "Aber bis das überhaupt möglich würde vergehen sicherlich 15 oder 20 Jahre." +++









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Die schwarze Null ist ein Dogma, das offenbar auch der Bevölkerung gefällt. Die Menschen in Deutschland wissen allerdings in ihrer Mehrheit nichts von den makroökonomischen Zusammenhängen dieses Dogmas. Und hier genau liegt das Problem: In Deutschland wird zu wenig in die Zukunft investiert. Die Infrastruktur und das Bildungswesen werden auf Verschleiß gefahren und der nachfolgenden Generation desaströs hinterlassen. Bei der jetzigen Zins-Situation wären staatliche Investitionen dringend notwendig; auch, um die Importe zu erhöhen durch Zulieferungen aus dem EU-Ausland, insbesondere aus Frankreich und Italien. Wenn die desaströse Politik der jetzigen Regierung fortgeführt wird, werden wir sehr bald einen europäischen Trümmerhaufen erleben und den Euro können wir dann auch vergessen.