Mietvertrag für stationäres Hospiz im Vogelsberg unterzeichnet

Tanja Bohn (Mitte) und Projektleiterin Linda Sator (rechts) präsentierten gemeinsam mit Ralf Bohn, Hans-Jürgen Herbst, Stefan Strack, Landrat Dr. Jens Mischak, Karsten Schmidt, Susanne Botthof-Schlitt, Dr. Norbert Sehn, Ulrich Bauch und Dr. Sigrid Stahl (von links) die Pläne des stationären Hospizes, das in Alsfeld gebaut wird. Foto: Sabine Galle-Schäfer

Der Vogelsbergkreis hat einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der palliativen Versorgung getan: Nach jahrelanger Planung wurde der Mietvertrag für das erste stationäre Hospiz im Kreisgebiet unterzeichnet. Im Amtszimmer von Landrat Dr. Jens Mischak besiegelten Investoren und Träger den Start des Projekts „Haus Lichtermeer – Unser AWO-Hospiz im Vogelsberg“.

„Was lange währt, wird endlich gut“, sagte Mischak bei dem offiziellen Termin, der als Meilenstein in der regionalen Palliativversorgung gilt. Neben dem Investor Ralf Bohn von der Carus Holding GmbH nahmen Vertreter der AWO Hessen-Süd, darunter Geschäftsführer Ulrich Bauch, Bezirksvorstand Hans-Jürgen Herbst und Projektleiterin Linda Sartor, an der Unterzeichnung teil. Ebenfalls anwesend waren die Architekten Stefan Strack und Karsten Schmidt sowie Dr. Norbert Sehn, Palliativmediziner im Vogelsberg, Dr. Sigrid Stahl und Susanne Botthof-Schlitt von der Fachstelle Gesundheitliche Versorgung. Tanja Bohn, die die Lichtermeer-Stiftung vertrat, war ebenso dabei und gehört zu den zentralen Initiatorinnen des Projekts.

Mischak erinnerte an den langen Weg bis zu diesem Tag. Bereits 2015 habe sein Vorgänger Manfred Görig erste Initiativen angestoßen. Es folgten Arbeitskreise, Fachausschüsse und der Aufbau eines Hospiz- und Palliativnetzwerks. 2017 begannen die ersten Bemühungen, einen Investor, einen Träger und einen geeigneten Standort zu finden. Mit der Gründung der Vogelsberger Hospiz- und Palliativstiftung Lichtermeer 2021 kam ein entscheidender Partner hinzu. Seit 2022 wurde das Vorhaben mit der AWO Hessen-Süd als künftigem Träger konkretisiert. „Die wohnortnahe Hospizversorgung ist eine gute Nachricht für die Menschen im Vogelsberg“, betonte der Landrat. „Das ist ein großer Schritt in der Pflege- und Versorgungslandschaft.“

Investor Ralf Bohn sprach von einem „Herzensprojekt“. Eigene Erfahrungen hätten ihn und seine Frau Tanja dazu bewegt, sich in der Hospizversorgung zu engagieren. „Dies ist unsere erste Investition ohne Gewinnerzielungsabsicht – sie schließt eine Lücke für die Menschen in der Region“, sagte Bohn. Das Projekt habe einen langen Atem und gegenseitiges Vertrauen erfordert. Besonders hob er das Engagement seiner Frau hervor, die das Vorhaben im Rahmen ihrer Stiftungsarbeit kontinuierlich vorangetrieben habe.

Tanja Bohn betonte, dass ein solches Projekt viele Menschen brauche, „die es gemeinsam wollen, die die Idee mittragen und mit Herzblut dabei sind“. Für die AWO im Vogelsberg dankte Hans-Jürgen Herbst allen Beteiligten. Das Hospiz werde schwerkranken Menschen am Ende ihres Lebens einen Ort der Geborgenheit, Würde und Nähe bieten. Es sei ein Beispiel dafür, wie bürgerschaftliches Engagement und institutionelle Zusammenarbeit zu greifbaren Ergebnissen führen können.

AWO-Geschäftsführer Ulrich Bauch hob hervor, wie wichtig es sei, mit einem solchen Projekt in der Region willkommen zu sein. Dieses Gefühl habe er von Beginn an verspürt. Das Konzept, die Bewohner als Gäste zu behandeln und ihnen „die Regie über ihr Leben zurückzugeben“, sei vorbildlich. Er lobte auch die architektonische Umsetzung. Zwar müsse ein Hospiz gesetzlich fünf Prozent seines Finanzbedarfs über Spenden decken, doch dieses Risiko gehe man „guten Gewissens“ ein.

Als „großen Tag und Meilenstein“ bezeichnete Palliativmediziner Dr. Norbert Sehn den Vertragsabschluss. Bereits 2007 sei die Idee eines stationären Hospizes im Vogelsberg aufgekommen. „Der ländliche Raum muss versorgungssicher bleiben – mit diesem Hospiz gehen wir einen bedeutenden Schritt“, sagte er. Er zeigte sich zuversichtlich, dass bis zur geplanten Eröffnung Anfang bis Mitte 2027 qualifiziertes Fachpersonal gefunden werde.

Architekt Karsten Schmidt stellte abschließend das Bauprojekt vor. In Alsfeld, in der Straße Am Lieden, soll ein Haus mit acht Gästezimmern auf einem denkmalgeschützten Areal entstehen. Die Räume sollen Hotelcharakter haben, ergänzt durch eine Terrasse, einen Teich und Gemeinschaftsbereiche. Auch an barrierefreie Zugänge und eine günstige Lage in Bahnhofsnähe sei gedacht. „Wir rechnen damit, dass ab dem kommenden Frühjahr mit der Bautätigkeit begonnen werden kann“, so Schmidt. +++

Hintergrund: Stationäre Hospize
Stationäre Hospize sind wohnliche Einrichtungen mit meist acht bis 16 Betten für Menschen mit unheilbaren Erkrankungen in der letzten Lebensphase. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten palliativpflegerische, medizinische, psychosoziale und spirituelle Begleitung. Die Aufnahme erfolgt nach Antrag des Haus- oder Klinikarztes und Kostenzusage der Krankenkasse. 95 Prozent der Kosten werden durch die Krankenkassen getragen, die restlichen fünf Prozent müssen über Spenden finanziert werden (§ 39a Satz 1 SGB V).

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