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Auf dem Dach, im Büro: 120 junge Leute bei der Praktikumswoche

 

Das Projekt Praktikumswoche war ein toller Erfolg: 125 Schülerinnen und Schüler haben innerhalb einer Woche die Arbeitsmöglichkeiten in bis zu fünf heimischen Unternehmen kennengelernt. „Das war eine sehr gute Gelegenheit mich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren“, sagt dazu Ben Becker.

 

Den 16 Jahre alten Wigbertschüler traf Landrat Bernd Woide bei seinem Besuch auf einer Baustelle des Dachdeckerbetriebes Müller + Bug, der mehreren Praktikanten Einblicke gewährt hat. „Der Landkreis möchte mithelfen, vor allem auch das Handwerk bei seiner Nachwuchssuche zu unterstützen“, sagte Bernd Woide: „Die Arbeitswelt verändert sich stetig, aber das Internet wird auch künftig kein Dach decken können.

Partner der Aktion Praktikumswoche sind neben dem Landkreis, der Stadt und der Region Fulda GmbH auch die Bundesagentur für Arbeit Bad-Hersfeld – Fulda, das Staatliche Schulamt für den Landkreis Fulda, die Industrie- und Handelskammer Fulda sowie die Kreishandwerkerschaft Fulda.


60 Betriebe erklärten sich bereit, bei dem Angebot „Fünf Unternehmen in fünf Tagen“ mitzumachen. Dafür dankte Landrat Woide ausdrücklich: „Es ist wichtig, jungen Menschen zu zeigen, wie attraktiv das Handwerk ist und dass im Endeffekt wirklich jeder das Handwerk braucht. Ein Haus lässt sich eben nicht virtuell errichten.“ Dennoch stehe die handwerkliche Ausbildung in starkem Wettbewerb zum Studium. „Dabei ist die beste Werbung, dass eine Ausbildung im Handwerk einen qualifizierten und sicheren Arbeitsplatz bietet.

Jürgen Bug, Geschäftsführer von Müller + Bug, sieht Projekte wie die Praktikumswoche als gute Gelegenheit, für das Berufsbild Werbung zu machen: „Unsere Tätigkeit, unser Können ist so vielseitig. Wenn wir das den jungen Menschen vermitteln können, ist das für ihre Berufswahl vielleicht ein entscheidendes Argument“, sagte der Geschäftsführer auch in seiner Funktion als Obermeister der Innung. Es sei aktuell nicht einfach, genügend Auszubildende zu finden. Und weil viele gar kein oder nur ein sehr veraltetes Bild von Handwerksberufen hätten, seien Praktika und Schnuppertage so effektiv.


So sieht das auch Ben Becker, der von der Praktikumswoche auch durch Instagram erfahren hat: „Ich fand das interessant und wollte einfach mal schauen, was da geboten wird“, sagt der 16-Jährige, der sich zufrieden über seine Woche äußerte: „Ich konnte richtig mithelfen. Das hat mich sehr gereizt, und ich habe wirklich viele Eindrücke und Kenntnisse gewonnen.“ Zur Seite stand ihm dabei unter anderem Navid Afzalé, der im zweiten Jahr der Dachdeckerausbildung ist, und ein gutes Beispiel dafür, dass Handwerk auch auf den zweiten Blick begeistern kann. Der 22-Jährige hat bereits eine Lehre als Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. „Aber ich habe gemerkt, dass ich einen Beruf suchte, wo ich anpacken kann und außerdem einen sicheren Arbeitsplatz fürs Leben habe“, sagte er.


76 verschiedene Berufsbilder boten die Betriebe während der Praktikumswoche an. Darunter war auch das Bauunternehmen Kammerdiener Peegut, wo sich der 15-jährige Till Heumüller an der Baustelle der Bäckerei Happ in Neuhof umgesehen und mitgeholfen hat. „Ich bin mir noch nicht sicher, was ich schulisch machen werde, ob ich eine Ausbildung anstrebe oder erst Abitur. Und deshalb möchte ich mir anschauen, was ich für Möglichkeiten habe, welche Berufe für mich in Frage kommen würden. Deswegen habe ich mich bei der Praktikumswoche angemeldet“, sagte der junge Mann, der das Marianum besucht.


„Ein Gefühl dafür zu bekommen, was eigentlich hinter den Berufen steckt, wie sie sich über die Jahre entwickelt haben – das ist ein wichtiger Schritt für junge Menschen, um sich für ihre Zukunft besser entscheiden zu können“, sagte Bernd Woide. „In der Tat haben wir Handwerker viel mehr zu bieten, als gemeinhin so angenommen wird“, sagte Geschäftsführer Dr. Christoph Schetter. „Allein wenn man die Ausbildung betrachtet. Dieses Können, das man erwirbt, das bleibt. Das nimmt einem niemand mehr. Wer Maurer ist, der verlernt das nicht“, sagte er und ergänzte: „Wir stellen auch immer wieder fest, wie erfüllend es für viele ist, zu sehen, was sie mit ihrer Arbeit schaffen können und geschaffen haben.“  Das bestätigte auch Manuel Erb, der als Vorarbeiter auf der Baustelle tätig ist: „Es ist ein selbstständiges Arbeiten, man ist im Freien, das Team ist gut, die Aufgaben sind vielfältig, und man sieht, was man gemacht hat – ich mache das gern.“

Landrat Bernd Woide (rechts) traf Ben Becker (Zweiter von rechts) als Praktikant bei Müller+Bug-Geschäftsführer Jürgen Bug (links) und dem Auszubildenden Nafid Afzalé, der sich nach einer abgeschlossenen Einzelhandelslehre für das Handwerk entschieden hat.
Profi und Praktikant: Vorarbeiter Manuel Erb (links) gibt Till Heumüller Tipps für den Praxistest.
Till Heumüller (Mitte) schnupperte bei Kammerdiener Peegut, das derzeit für die Bäckerei Happ in Neuhof baut. Von links: Landrat Woide, die Geschäftsführer Christoph Happ (Bäcker Happ) und Dr. Christoph Schetter (Kammerdiener) und Vorarbeiter Manuel Erb. Alle Fotos: Sebastian Mannert

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Die Eduard-Stieler-Schule ist energetisch auf dem aktuellen Stand / Investition in Höhe von 6,5 Millionen Euro
Neues Dach, neue Fenster, neue Fassade

FULDA Erweiterung, energetische Sanierung der Gebäudehülle und Neugestaltung der Räume: Der Landkreis Fulda investiert rund 6,5 Millionen Euro in den Ausbau der Eduard-Stieler-Schule in Fulda. Besonders auffallen dürfte dabei die komplette Erneuerung der Fassade, die nun je nach Lichteinfall in verschiedenen Farben schillert.
  
Begonnen haben die Bauarbeiten an einer der größten Schulen des Landkreises bereits Anfang 2019. Damals wurde die vierte Etage des Gebäudes komplett erneuert. Nach und nach wurden auch die anderen Klassenräume im Zuge der energetischen Sanierung neugestaltet und umgebaut. Aufgrund der Größe der Schule wurden und werden die Sanierungen Stück für Stück auf die verschiedenen Gebäudekomplexe aufgeteilt. Dabei wurden unter anderem auch die Bäckerei und die Pflegeräume komplett erneuert.

 

Bei den Voruntersuchungen zur Erneuerung der Schule wurde schnell klar, dass zum einen der Brandschutz den aktuellen Bestimmungen angepasst werden muss und dass zum anderen die Räume der Verwaltung über die Jahre hinweg zu klein geworden sind. Der Verwaltungstrakt wurde deshalb um etwa die Hälfte vergrößert und an die Vorderseite des Gebäudes angebaut. Hier gibt es nun eine klarere Raumaufteilung, die durch die vielen Glaselemente viel Helligkeit und Transparenz in die Arbeitsräume bringen. Insbesondere wurden mehrere große und kleine Lehrerarbeitsräume sowie ein weiterer Besprechungsraum geschaffen.

 

Eine besondere Herausforderung war, das gesamte Gebäude barrierefrei zu erschließen. Es wurden mehrere Varianten erarbeitet, um alle vier Ebenen mit einem Aufzug zu erreichen.

 

Erbaut wurde die Eduard-Stieler-Schule im Jahr 1972, zwei Jahre später zogen die Schülerinnen und Schüler in das Gebäude. „Zwar wurden immer mal wieder Anpassungsarbeiten durchgeführt, energetisch war die Schule jedoch nicht auf dem neusten Stand“, erläutert Markus Reichel aus dem Fachdienst Gebäudemanagement des Landkreises Fulda. Sowohl die Fenster, als auch das Dach und die Fassade wurden deshalb komplett erneuert. Dafür wurden Modulcontainer auf dem Schulhof errichtet, sodass sechs Klassenzimmer ausgelagert werden konnten. „Einige Klassen hatten zwischenzeitlich keine Fenster, da sie ausgetauscht werden mussten. Deshalb haben wir uns für die Modullösung auf dem Hof entschieden“, fügt Reichel an.

 

Neben neuen Fenstern ist mittlerweile auch die große Dachfläche auf dem neuesten Stand, es wurde ein Raumlüftungskonzept erstellt und die Fassade erneuert. „Die Putzfassade war stark verwittert. Unser Ziel war es, eine langlebige und robuste Außenfassade an der Schule anzubringen“, betont Markus Reichel. „Deshalb haben wir uns für eine ganz besondere Metallfassade entschieden, die zum einen ein echter Blickfang ist und zum anderen keine weitere Unterhaltung benötigt, da sie absolut pflegeleicht ist.“ Die Fassade sieht aber nicht nur schön aus. Durch die energetische Sanierung der Gebäudehülle samt Fenstern, Fassade und Dach kann der jährliche Energieverbrauch um einen sehr großen Teil gesenkt werden, gibt Jürgen Obermeier, Leiter des Fachdienstes Gebäudemanagement, zu bedenken.

 

Geplant wurde die Sanierung durch das Architekturbüro Sturm und Wartzeck (Dipperz). Die Bauarbeiten an der Schule dauern noch bis 2022 an. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 6,5 Millionen Euro.

Blick auf die Bauarbeiten im Herbst vergangenen Jahres. Die Arbeiten dauern noch bis 2022 an. Foto: Sebastian Mannert
Je nach Lichteinfall schillert die beigefarbene Fassade der Schule rot, grün oder blau. Foto: Lisa Laibach

Info

Rund 1400 Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit die Eduard-Stieler-Schule in Fulda.. Folgende Vollzeitschulformen bietet die Eduard-Stieler-Schule an: Hotelfachschule, Fachschule Fachbereich Wirtschaft, Berufliches Gymnasium, einjährige Fachoberschule, zweijährige Fachoberschule, Höhere Berufsschule Schwerpunkt Chemietechnik. Praxis und Schule, einjährige höhere Berufsfachschule, Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung und Pflege in Hessen integriert. Folgende Berufsschulformen bietet die Eduard-Stieler-Schule an: Gastronomieberufe, Nahrungsberufe, Gesundheitsberufe, Friseurberufe, Agrarberufe und Produktionsberuf Chemie.