Kranichzug über Hessen: Naturschauspiel am herbstlichen Himmel

In Hessen ziehen die Kraniche meist am Nachmittag

Derzeit lässt sich über Hessen wieder das eindrucksvolle Schauspiel ziehender Kraniche beobachten. Viele Naturfreunde konnten bereits die laut trompetenden „Glücksvögel“ auf ihrem Weg in den Süden entdecken. Die majestätischen Tiere legen dabei regelmäßig Zwischenstopps in Hessen ein, um sich von ihrem kräftezehrenden Flug zu erholen und Nahrung aufzunehmen. Der Naturschutzbund (NABU) Hessen bittet Beobachterinnen und Beobachter, an Rastplätzen einen Mindestabstand von 300 Metern einzuhalten, um die erschöpften Vögel nicht zu beunruhigen. Besonders an sonnigen Tagen mit klarer Sicht bestehen gute Chancen, die Kraniche am Himmel zu sehen.

Hessen liegt auf einer der Hauptzugrouten der Kraniche, die von der Ostsee bis in ihre Winterquartiere im Südwesten Europas führt. Die meisten Vögel steuern die spanische Extremadura an. Bevor sie ihre lange Reise antreten, sammeln sich im Herbst an den norddeutschen Rastplätzen, etwa auf Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte, rund 80.000 bis 100.000 Tiere. Bei sonnig-kaltem Hochdruckwetter und Ostwind starten sie in einzelnen Schwärmen am frühen Morgen, fliegen östlich und westlich am Harz vorbei und erreichen über die Auen von Fulda und Werra das hessische Gebiet.

In Hessen ziehen die Kraniche meist am Nachmittag oder in den Abendstunden durch. Sie folgen dabei bevorzugt den Flusstälern Ober- und Mittelhessens. Mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Stundenkilometern fliegen sie weiter über die Auen von Main und Rhein und setzen ihren Weg über Frankreich in Richtung Südwesten fort.

Für Beobachter sind die Zugvögel leicht an ihrer typischen keilförmigen Formation und den markanten trompetenartigen Rufen zu erkennen. An der Spitze fliegen die erfahrensten Tiere, gefolgt von Familien mit meist zwei Jungvögeln. Unter günstigen Wetterbedingungen können die bis zu 1,30 Meter großen Vögel ohne Zwischenhalt bis nach Südeuropa gelangen. Bei ungünstiger Witterung rasten einige jedoch auch in Hessen – beispielsweise an Fulda und Werra, im Amöneburger Becken, an Ohm und Lahn, in der Wetterau oder in den Rheinauen.

„Je mehr Daten wir über das Zugverhalten der Kraniche sammeln, desto gezielter können wir vor Ort Schutzmaßnahmen ergreifen – etwa zum Erhalt geeigneter Rastplätze in Hessens Flussauen und Feuchtgebieten“, erklärt Bernd Petri, Kranich-Experte des NABU Hessen.

Um ein möglichst genaues Bild des Zuggeschehens zu erhalten, bittet der NABU Hessen alle Naturfreunde, ihre Beobachtungen online über die Plattform NABU-Naturgucker zu melden. Dort können nicht nur eigene Sichtungen eingetragen, sondern auch Beobachtungen anderer Nutzerinnen und Nutzer aus Hessen und ganz Deutschland eingesehen werden. So lässt sich der imposante Kranichzug, bei dem jährlich mehr als 300.000 Vögel über Hessen hinwegfliegen, leicht mitverfolgen. +++


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