Klartext mit Radtke: Hausbau, Wohnungsmarkt, Strom und Heizungswahn

Vieles ist unzumutbar und durch nichts zu entschuldigen

Energie

Wie sollen sich Bürger noch ein Eigenheim leisten können? Zum einen haben wir immer noch eine sehr hohe Inflation. Vor allem bei den Gütern und Waren des täglichen Gebrauchs ist die Preissteigerung besonders hoch. Hinzu gesellen sich weitere ungünstige Rahmenbedingungen und Fakten. So sind die Werte für Immobilien generell gesunken. Dies bedeutet allerdings auch, dass Häuser nicht mehr so hoch beliehen werden können. Des Weiteren sind die Kosten für Hypotheken stark angestiegen.

Hat man in den letzten Jahren einen Hausbaukredit für ca. 1 Prozent erhalten, zahlte man inklusive 3 Prozent Tilgung insgesamt 4 Prozent. Heute sind es 7 oder sogar 8 Prozent! Das bedeutet bei einem Darlehen in Höhe von 400.000 Euro statt 16.000 Euro jährliche Belastung nun das Doppelte, nämlich 32.000 Euro. Und schließlich wird auch noch die Grundsteuer steigen und die Wohngebäudeversicherungen haben um 25 Prozent die Prämien erhöht. Letztlich kommt noch etwas Entscheidendes hinzu. Im Rahmen der Kreditwürdigkeit der Antragsteller prüfen die Banken, ob der Kreditnehmer die Raten überhaupt stemmen kann. Und dabei werden natürlich die gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie die Aufwendungen für Energie berücksichtigt. Somit können viele die monatlichen Annuitäten gar nicht mehr aufbringen.

Alles in allem bedeutet das im Ergebnis, dass der Wohnungs- und Hausbaumarkt vor großen Problemen steht. Dies zeigt sich deutlich in dem Rückgang der Kredite bei den Banken. Aber nicht nur dort. Auch Notare bemerken den deutlichen Rückgang bei Hausbau, Verkauf und Ankauf. Dies wird auch die mittelständische Wirtschaft merken und belasten. Denn wenn weniger gebaut und saniert wird, dann werden auch viele Handwerksbetriebe (Installateure, Elektriker, Heizungsmonteure, Dachdecker) keine Aufträge mehr erhalten.

Strom und Heizungswahn

Wenn wir schon die höchsten Strompreise der Welt haben und auch das Heizen durch die ebenfalls hohen Gaspreise sehr teuer geworden ist, sollten die politisch Verantwortlichen Entscheidungen mit Augenmaß und ohne ideologische Verbrämung treffen. Wie kann es denn sein, dass wir unsere drei letzten (sicheren) Atomkraftwerke abschalten, wenn weltweit neue gebaut werden und Herr Habeck Atomkraft in der Ukraine für „in Ordnung“ hält. Und das nach Tschernobyl. Zudem kaufen wir in den Nachbarländern Atomstrom ein. Wie ist diese Doppelmoral zu begründen? Strom wird benötigt – und in Zukunft werden wir noch viel mehr Strom verbrauchen und zur Verfügung stellen müssen. Denn Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge werden den Verbrauch in die Höhe schnellen lassen. Da wir mit unserer Stromerzeugung nicht hinterherkommen, werden Öl, Gas und nun wieder verstärkt Braunkohle verbraucht, was die CO2 Bilanz erst einmal kräftig verschlechtert.

Die Heizungen in Deutschland haben weltweit einen Anteil von 0,4 Prozent am CO2 Ausstoß! Wissenschaftler haben ebenso berechnet, dass – wenn man Deutschland industriell „abschalten“, also sämtlichen CO2 Ausstoß vermeidet – sich dies auf die weltweite Bilanz kaum auswirken würde. Natürlich bedeutet das nicht, dass wir nichts für das Klima tun sollten. Überhaupt nicht. Es bedeutet, dass wir nur weltweit das Klima retten können – und Schwellen- und Entwicklungsländer als Erste Maßnahmen ergreifen müssen. Von den in Deutschland verbrauchten 571,3 kWh werden immerhin bereits 44 Prozent mit Erneuerbaren hergestellt. Uns sollte auch immer wieder klar werden, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur ein ungeheures menschliches Leid darstellt, sondern auch eine unglaubliche Umweltverschmutzung bedeutet. Wie übrigens jeder andere Krieg auch. Dass in unserer „zivilisierten“ Welt so viele Kriege geführt werden ist ohnehin ein Drama. Genauso wie die Unterdrückung der Frauen im Iran oder die jüngsten Entwicklungen in Israel. Hoffnung geben lediglich die vielen mutigen Menschen, die sich dagegen unter Lebensgefahr auflehnen und zivilen Ungehorsam leisten.

Und wenn Bürgern schon Auflagen gemacht werden, dann kann das nicht zur Folge haben, dass Menschen kalt enteignet werden. Wie sollen denn bitte die vielen denkmalgeschützten Immobilien energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Ist es den Verantwortlichen eigentlich klar, was ihre Entscheidungen bedeuten? Wenn man zum Beispiel ein mittelgroßes Haus aus 1965 energetisch sanieren möchte heißt das konkret: Neues Dach für 60.000 Euro, Wärmepumpe für 50.000 Euro, Photovoltaik für 30.000 Euro Stromspeicher für 20.000 Euro, Fußbodenheizung für 60.000 Euro und die dreifach-Verglasung für 60.000 Euro. Macht 280.000 Euro. Welcher Rentner kann das bezahlen? Welcher Erbe kann das Aufbringen? Ein Haus gehört mit zur Alterssicherung der meisten Menschen, für die solche Summen überhaupt nicht finanzierbar sind. Selbst die Hälfte wäre nicht zu stemmen.

Wenn also das Klima gerettet werden soll, dann bitte nicht auf Kosten derjenigen, die sich unter „Schweiß und Tränen“ Eigentum erworben haben. Ich würde es mir noch eingehen lassen, wenn dies in Kombination mit entsprechenden Hilfen, Subventionen und Fördergeldern geschieht. Der ein oder andere mag einwenden: das gibt es doch. Ja, aber in welchem Umfang und mit welchen Konditionen und Bedingungen? Keine attraktiven jedenfalls. Da müssen großzügige Beteiligungen her – ohne dass die Industrie das zum Anlass nimmt, die Preise wieder zu erhöhen. Also Kaufanreize sowie zinslose Darlehen und meinetwegen Befreiung von der Mehrwertsteuer wie jetzt bei den Photovoltaik Anlagen. Aber es ist zu kontrollieren, ob die Firmen diese Anreize durch Erhöhung der Verkaufspreise nicht zunichte machen. Hinzu kommen schnellere Genehmigungsverfahren. Wenn ich von Betrieben höre, dass umweltschonende Projekte (Biogasanlage z. B.) ein bis drei Jahre benötigen, um umgesetzt werden zu können, dann ist das unzumutbar und durch nichts zu entschuldigen. +++ Klaus Radtke


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