Im barocken Ambiente des Fürstensaals im Stadtschloss entfaltete sich erneut jenes musikalische Panorama, das das Jahreskonzert der Musikschule Fulda seit Jahren prägt: eine beeindruckende Vielfalt an Stilen, Epochen und Temperamenten. Dabei setzte der Abend weniger auf spektakuläre Effekte als auf Ernsthaftigkeit, Vielfalt und künstlerische Substanz – und zeigte damit einmal mehr, welches hohe Niveau die musikalische Ausbildung in Fulda erreicht.
Den Auftakt gestaltete Mahina Freier (Violoncello, Klasse Maksim Fedcenko-Pietsch) mit dem ersten Satz aus Dmitri Schostakowitschs Konzert für Violoncello und Orchester Es-Dur Op. 107, am Klavier begleitet von Dongbin Leo Kim. Freier überzeugte durch einen dichten, kontrollierten Ton und bemerkenswerte gestalterische Reife. Nach dem Grußwort des Vereins zur Förderung der Musikschule Fulda e. V. folgte Bertold Hummels „Marsch der Zinnsoldaten“, präzise am Klavier vorgetragen von Soheyl Romeo Bajrovic (Klasse Renate Hunold), der Sinn für formale Klarheit und rhythmische Exaktheit bewies. Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Das Schifflein“ Op. 99.4 verlieh die Sängerin Henriette Drechsel (Klasse Carsten Rupp) dem Abend eine lyrische Note. Ihr heller Sopran entfaltete sich in ausgewogener Abstimmung mit dem Begleiter Carsten Rupp zu einer fein atmenden Interpretation.
Cécile Chaminades Concertino Op. 107, gespielt von Fabienne Fuß (Querflöte, Klasse Stephanie Vautz) und begleitet von Carsten Rupp, offenbarte ein ausgeprägtes stilistisches Bewusstsein für das französische Repertoire. Anschließend ließ Elischa Ortlieb (Klavier, Klasse Maja Zirkunow) Haydns Sonate D-Dur mit unbeschwerter Virtuosität erklingen – klar strukturiert und rhythmisch beweglich. Für einen charmanten Bruch im Programm sorgte eine Bläsergruppe unter der Leitung von Martin Klüh, die in Markus Plattners Arrangement von Gershwins „I Got Rhythm“ amerikanischen Esprit und federnde Rhythmik aufblitzen ließ. Das Ensemble mit Jost Bachmann, Clemens Frisch, Amalia Klug (Horn) und Theo Günther (Euphonium) spielte mit Schwung und sichtbarer Freude. Zum Abschluss des ersten Teils präsentierte Onrie-Ilay Bajrovic (Klavier, Klasse Renate Hunold) Heitor Villa-Lobos’ „O Polichinelo“ aus A Prole do Bebê Nr. 1 und verband technische Präzision mit tänzerischer Energie.
Nach der Pause standen vokale Klangfarben im Mittelpunkt. Der Chor Capannello Vocale unter der Leitung von Carsten Rupp spannte mit einem fein abgestimmten Programm den Bogen von Salomone Rossi bis Burt Bacharach. Homogenität, klare Intonation und eine kultivierte Klangbalance zeichneten das Ensemble aus. Mit Alexander Klyutscharews „Kobold“ zeigte Jakob Kiel (Klavier, Klasse Marina Gajda) anschließend Witz und Spielfreude, ohne auf bloße Effekte zu setzen. Darauf folgte Ferdinand Wehner, der gemeinsam mit Gastmusiker Luis Plunien in Barry Cockcrofts „Slap me“ das expressive Potenzial des Saxophons auslotete. Das rhythmisch pointierte, technisch anspruchsvolle Werk verlangte dem Instrument ein breites Spektrum an Klangfarben ab.
Hanna Morlang (Klavier, Klasse Marina Gajda) widmete sich dem dritten Satz aus Beethovens Sonate Op. 31 Nr. 2 d-Moll mit feinem Gespür für Struktur und innerer Spannung. Mit Erik Oldenburgs Darbietung der Etüde Op. 8 Nr. 12 von Alexander Skrjabin erreichte der Abend einen weiteren interpretatorischen Höhepunkt: dramatische Klangfarben und ein ausgeprägtes Empfinden für Skrjabins harmonische Intensität verbanden sich zu einem eindrucksvollen Vortrag. Zum Abschluss kehrte Ferdinand Wehner auf die Bühne zurück und beschloss das Konzert mit Darius Milhauds „Scaramouche“, begleitet von Carsten Rupp, in rhythmischer Verve und tänzerischem Schwung.
Ein besonderer Moment galt den Schülerinnen und Schülern, die in diesem Jahr ihre Ausbildung an der Musikschule beenden. In kurzen Wortbeiträgen schilderten sie Erlebnisse, Erfahrungen und gaben persönliche Übetipps weiter – Reflexionen, die den pädagogischen und menschlichen Wert der Einrichtung unterstrichen. „Musik begleitet unsere jungen Menschen durchs Leben – sie stärkt, verbindet und öffnet Perspektiven, die weit über den Unterricht hinausreichen“, sagte Musikschulleiterin Natalya Oldenburg zum Abschluss. +++








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