Interviw mit Trainer Urbansky: Die Identifikation steht über allem

Michael Urbansky. Foto: Sofieke van Bilsen/DFB

Am Donnerstag kommt Fulda groß heraus. Im Städtischen Stadion eröffnet das U23-Team des Deutschen Fußball-Bundes die europäische Länderspielrunde der Frauen-Fußballerinnen. Die Vertretung Englands ist der spannende und hochrangige Gegner; Anstoß in der Johannisau: 18.15 Uhr. Im Interview spricht Michael Urbansky, Cheftrainer des DFB-Teams, über die Aussichten, die Philosophie und die Identifikation „mit dem Adler auf der Brust“.

Herr Urbansky, Sie haben in Bad Hersfeld Quartier bezogen. Wie sind die Bedingungen?

Urbansky: Ja, das Funktions- und Trainerteam ist am Sonntagabend in Bad Hersfeld eingetroffen. Zuvor hatte unser Team-Management natürlich schon eine Vorreise angetreten, um sich die Bedingungen vor Ort anzuschauen. Und die Bedingungen sind wirklich sehr gut in Bad Hersfeld und Fulda.

Unter welchen Vorzeichen haben Sie den Job angetreten?

Urbansky: Weil ich stolz bin, mein Land vertreten zu dürfen. Und weil ich hochmotivierte Spielerinnen auf dem Weg ihrer Entwicklung begleiten möchte. Da geht es neben dem sportlichen Bereich vor allem auch um die Persönlichkeitsentwicklung jeder einzelnen Spielerin. Und natürlich geht es auch um Identifikation: mit der Mannschaft und dem Land, das wir vertreten dürfen.

Können Sie die Ziele Ihrer Arbeit umreißen?

Urbansky: Da gibt es einige. Zu allererst: den Spielerinnen eine Plattform zu geben. Eine internationale Plattform. Und zum anderen ist unser Ziel, über unsere Gruppe ins Halbfinale zu kommen. Doch Vorrang hat es insgesamt, die Spielerinnen bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.

In der vergangenen Saison hat das DFB-Team die U23-Länderspielrunde gewonnen, nachdem sie Norwegen im Elfmeterschießen besiegt hatte. Nun gibt es zwei Fünfer-Gruppen - Ihr Team ist in der Gruppe A gelandet. Neben England gehören Portugal, Frankreich und Norwegen dazu. Wie schätzen Sie die Aussichten ein?

Urbansky: Primär schauen wir auf uns und dass wir unsere Themen platzieren. Unsere Gruppe ist spannend und herausfordernd. Und wir brauchen die Gegner, um voranzukommen. Entwicklung heißt immer: raus aus der Komfortzone.

Was darf man von Auftaktgegner England erwarten?

Urbansky: In der jüngeren Vergangenheit hat sich England zum Kreis der Top-Nationen entwickelt. Da kommt ein Top-Gegner auf uns zu, fußballerisch und besonders auch physisch.

Frauenfußball boomt in Deutschland. Sehen Sie das ähnlich?

Urbansky: Der Frauenfußball ist sehr ehrlich. Es wurde schon immer viel investiert, und es wird immer mehr. Die Vereine im oberen Bereich haben sich professionalisiert. Es herrschen gute Bedingungen. Es gibt immer mehr Trainer mit guter Ausbildung. Dazu kommen immer mehr Zuschauer in unsere Stadien. Das hat sich der Sport verdient. Die Identifikation zählt. Ein schönes Beispiel: Zu den Spielen des Bundesliga-Aufsteigers Union Berlin gehen die Leute, weil Union spielt.

Was sagt Ihnen Fulda?

Urbansky: Eine schöne Stadt. Die Leute freuen sich total auf das Spiel. Sie tun wirklich alles dafür, um dem Spiel einen passenden Rahmen zu geben. Das ehrt uns sehr.

Wir in Fulda haben Shekiera Martínez aus Horas, die bei den „Hammers“ West Ham United spielt und jetzt den Sprung in den Kader der Nationalmannschaft schaffte. Wie sehen Sie ihre Entwicklung und überrascht Sie das?

Urbansky: Keine Frage: Sie hat sich das verdient. „Sheky“ muss sich in England durchsetzen - in einer Top-Liga. Mich hat die Nominierung nicht überrascht, es ist nur ein logischer Entwicklungsschritt.

Seit 2014 arbeiten Sie beim DFB. Bis 2022. Sie waren Stützpunkt-Koordinator in Bayern. Auch ein Jahr Co-Trainer der A-Auswahl. Von 2023 bis 2025 haben Sie die U19 trainiert. Was nehmen Sie aus all den Jahren mit?

Urbansky: Ich nehme vieles mit. Was für mich persönlich zählt: Ich bin so, wie ich bin. Das habe ich gelernt im Laufe der Jahre. Ehrlichkeit und respektvoller Umgang sind mir wichtig. Die Beziehung, das Verhältnis zu den Spielerinnen, geht vor Inhalt. Bei mir fängt das mit gelebten Werten an.

Der Kader des DFB-Teams umfasst 23 Spielerinnen. Das Finale der Länderspielrunde ist für den 17. April 2026 im spanischen Murcia angesetzt. Weitere Termine: 27. Oktober Test in Schweden, 27. November in Portugal, 1. Dezember gegen Frankreich, 2. März 2026 in Norwegen, 6. März Test gegen Belgien. +++ rl


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