ifo Institut: Stimmung der Selbständigen deutlich verschlechtert

Auch in der Gesamtwirtschaft verschlechterte sich die Stimmung

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Das Geschäftsklima unter Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen in Deutschland hat sich im September deutlich eingetrübt. Der aktuelle Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex verzeichnet einen Rückgang von minus 13,8 auf minus 19,8 Punkte. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate fielen spürbar pessimistischer aus als im August. Die Lagebewertung sank um 5,9 Punkte auf minus 15,1, die Erwartungen um 6,0 Punkte auf minus 24,3.

Auch in der Gesamtwirtschaft verschlechterte sich die Stimmung: Nach fünf Anstiegen in Folge fiel der Index von minus 5,7 auf minus 8,3 Saldenpunkte. „Die Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung erhielt damit einen deutlichen Dämpfer“, erklärte Katrin Demmelhuber vom ifo Institut.

Parallel dazu hat die wirtschaftliche Unsicherheit unter Selbstständigen leicht zugenommen. 30,4 Prozent der Befragten gaben an, ihre Geschäftsentwicklung nur schwer einschätzen zu können, nach 30,1 Prozent im Vormonat. Zugleich berichteten deutlich mehr Selbstständige von Problemen beim Zugang zu Krediten. Der Anteil jener, die aktuell Kreditverhandlungen führen, stieg von 9,6 auf 10,8 Prozent. Von diesen bewerteten 45,1 Prozent die Kreditvergabe als restriktiv – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem zweiten Quartal, als dieser Wert noch 34,9 Prozent betrug. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft liegt der Anteil restriktiver Kreditbewertungen derzeit bei 29,1 Prozent, allerdings führen dort deutlich mehr Unternehmen (25,5 Prozent) entsprechende Verhandlungen.

Matthias Henze, CEO und Mitgründer von Jimdo, bezeichnete die gleichzeitige Verschlechterung von Erwartungen, Geschäftslage, Kreditzugang und Unsicherheit als „alarmierende Entwicklung“. Diese sei jedoch nicht überraschend. Er verwies auf die aktuelle IAB-Prognose, nach der die Zahl der Selbstständigen bis 2025 auf rund 3,66 Millionen und bis 2026 auf 3,62 Millionen sinken wird – der niedrigste Stand seit 1992. Henze kritisierte den mangelnden politischen Handlungswillen und betonte die Bedeutung der Selbstständigen für den wirtschaftlichen Aufschwung und die Resilienz der Wirtschaft.

Auch der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland e. V. (VGSD) sieht dringenden Handlungsbedarf. Dessen Vorstandsvorsitzender Andreas Lutz hob hervor, dass die Stimmung unter Selbstständigen in den kommenden Monaten stark von der Haltung der Bundesregierung zur Aktivrente abhängen werde. Sollte es dabei bleiben, dass angestellte Rentner ab dem kommenden Jahr monatlich 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen können, während selbstständige Rentner weiterhin vollständig steuerpflichtig bleiben, wäre das laut Lutz „ein verheerendes Signal“ und würde den Rückgang der Selbstständigkeit in Deutschland weiter beschleunigen. +++


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