Grüne im Kreisverband Fulda hielten Mitgliederversammlung ab

Marie-Louise Puls (Grüne)

„Nach der Wahl ist vor der Wahl!“ hieß es gestern bei den Grünen des Kreisverbandes Fulda. Auf der Kreismitgliederversammlung in Petersberg haben die rund 30 anwesenden Mitglieder aus den umliegenden Stadt- und Ortsverbänden eine Analyse der Bundestagswahl und des Wahlkampfes vorgenommen. Auch wenn das Wahlergebnis von 11,6 Prozent ernüchtern ist, gelte es jetzt „nach vorne zu schauen“ und bei den nächsten Kommunalwahlen 2026 „ein gutes Ergebnis“ zu erzielen.

Bei aller Politikverdrossenheit, die in der gesellschaftlichen Debatte spürbar gewesen sei, erinnern sich die Grünen aber auch an viele positive Gespräche und Begegnungen im Wahlkampf und nicht zuletzt der hohe Zuwachs an Neumitgliedern im Fuldaer Stadtgebiet sowie im Landkreis sorgten für Rückenwind. Umso ernüchternder das Wahlergebnis. War Habeck der richtige Mann gewesen? Waren unsere Wahlkampfveranstaltungen ausreichend? Haben die Wahlplakate die Wählerinnen und Wähler erreicht? Waren die Themen richtig gesetzt? Fragen, die sich die Mitglieder stellten und zum Teil auch Antworten fanden.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien nach Auffassung der Kreisverbandssprecherin und ehemaligen Spitzenkandidatin, Marie-Louise Puls, viel zu wenig bespielt worden, und auch das Grüne Profil sei in den Hintergrund verschwunden. Themen seien auf das Migrations-Thema verengt worden. So hätte man sich beispielsweise mehr Kommunikation von den Bundestagskandidaten gewünscht, die mit dem Thema im Wahlkampf geworben haben. Leise Kritik äußerte Puls deshalb auch am Landesverband, der ihrer Auffassung nach hier zu wenig selbst aktiv wurde. Stattdessen sah sich der Kreisverband mit Themen aus Berlin konfrontiert wie ausgesetzt. Fehler, aus denen man in Zukunft lernen will.

Wieder mehr in den Fokus rücken will Marie-Louise Puls die Themen Soziale Gerechtigkeit und Inklusion. Themen, die ihr besonders wichtig sind. Klima und Soziale Gerechtigkeit „für mehr Chancengerechtigkeit“ ließen sich ihrer Meinung nach gut miteinander verbinden. Aus ihrem persönlichen Wahlergebnis, bei dem sie im Vergleich zur letzten Wahl 2 Prozent einbüßen musste, wolle sie lernen. Um für die Kommunalwahl in 2026 gut gewappnet zu sein, setzen die Grünen auf das sogenannte „Empowerment“-Programm, das an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt ist.

„Wenn man einen Kanzlerkandidaten aufstellt und dann nur 11,6 Prozent holt, ist das echt deprimierend“, bringt es Neumitglied Moritz, der wegen des Studiums nach Fulda zog, auf den Punkt. Sein Tipp: „Ein bisschen mehr Demut und Selbstkritik würde uns auch ganz gut zu Gesicht stehen.“ Er ist froh, dass sich die Grünen fortan auf Bundesebene in der Opposition befinden, zumal die Ampel eindrucksvoll bewiesen habe: „Mehrheitskoalitionen da oben funktionieren nicht.“

Ebenso wurde auf der gestrigen Mitgliederversammlung vonseiten eines Mitglieds bemängelt, dass man zu wenig Mitglieder mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung vorweisen könne. Viele Mitglieder verfügten über einen akademischen Titel. Ob dies für einen Erneuerungsprozess der Partei von Vorteil ist, ließ man gestern Abend unbeantwortet. Stattdessen forderte man mehr Themen im Wahlkampf, die die Menschen auf dem Land bewegen.

Zwar haben die Grünen im Fuldaer Kreisverband bei dieser Bundestagswahl im Vergleich zur letzten 3,8 Prozent verloren, dass es aber auch die Liberalen und das BSW nicht in den Bundestag geschafft haben, lässt sie das eigene Abschneiden fast schon ein wenig in Vergessenheit geraten. Immerhin sei Robert Habeck in der Gesellschaft beliebt. Dass der einstige Kanzlerkandidat der Grünen Bundestagsfraktion als Abgeordneter erhalten bleibt, entschädigt für Vieles. Nicht nur inhaltlich, sondern auch personell haben sich die Grünen in Stadt und Landkreis mit Ernst Sporer (Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament), Thomas Budde (Bündnis 90/DIE GRÜNEN/Volt Kreistagsfraktion) und Joachim Nophut (Fraktionsvorsitzender der Grünen in Eiterfeld) neu aufgestellt.

Auch wenn man über die Rolle im Wahlkampf am Mittwochabend in Petersberg geteilter Meinung war, so zeigte man sich dennoch froh darüber, dass sieben Personen über die Landesliste ein Bundestagsmandat erworben haben. Vorstandssprecher Knut Heiland dankte im Rahmen der Mitgliederversammlung Marie-Louise Puls für ihr hohes Engagement im Wahlkampf und überreichte ihr ein Präsent.

Für die ehemalige Spitzenkandidatin und ihre Familie bedeuteten die vergangenen Wochen und Monate vor allem eines: viel Verzicht! Doch nach der Wahl ist sprichwörtlich vor der Wahl. Auch wenn die Ampel nicht funktioniert hat, so stehen bei den Grünen im Fuldaer Kreisverband bereits jetzt alle Zeichen auf Wahlkampf. Bis Ende November müssen die Listen für die Kommunalwahl stehen. Eine Aufgabe, der sich die Grünen im Landkreis Fulda wieder mit hohem Engagement widmen wollen. +++ jessica auth


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