Grüne: Bundesregierung soll gegen Glyphosat stimmen

Brüssel. Der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling hat die deutsche Bundesregierung aufgefordert, in der entscheidenden Sitzung des EU-Agrarausschusses für ein Verbot des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat zu stimmen. "Eine Enthaltung reicht nicht. Nur, wenn Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden für ein Verbot stimmt, kommt das Unkrautgift vom Feld", sagte Häusling der "Berliner Zeitung". Die Vertreter der Mitgliedstaaten wollen diese Woche über ein Verbot des Unkrautvernichters Glyphosat entscheiden.

Vor allem Schweden und Frankreich setzen sich für ein Verbot ein. Eine mit Krebs befasste Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation WHO hatte im Vorjahr festgestellt, dass Glyphosat in hohen Dosen krebserregend ist, eine andere Arbeitsgruppe der WHO hatte ebenso wie die EU-Behörde Efsa in ihren Studien keinen Anlass für diese Annahme gesehen. Die Große Koalition in Berlin ist uneins über ihre Haltung. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, CSU, will das Mittel auf dem Markt halten. Umweltminister Barbara Hendricks hatte einen im Vormonat erzielten Kompromiss aufgekündigt und spricht sich gegen Glyphosat aus.

Der Grünen-Agrarpolitiker setzte sich vehement für ein Verbot des Pflanzengifts ein. "Glyphosat muss vom Acker", sagte er und fügte hinzu: "Es geht um einen massiven Verlust der Biodiversität." Hinter dem Streit um eine weitere Zulassung für Glyphosat steht für Häusling ein grundsätzlicheres Problem. "Es geht um die Frage, welche Landwirtschaft wir in Europa wollen: große Agrarkonzerne oder familiär geprägte Betriebe", erklärte Häusling. Es sei nämlich nicht so, dass es keine Alternativen gibt. "Die EU-Kommission hat sie nur nicht geprüft", klagte Häusling. Häusling betreibt im Hessischen einen Biohof. Seine Alternative für Glyphosat: "Umpflügen und mechanische Bearbeitung", erläuterte Häusling. +++ fuldainfo


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3 Kommentare

  1. Glyphosat ist eine der Säulen „moderner“ Agrarwirtschaft, die ja nicht betrieben wird, damit Mensch und Tier gesunde Nahrung bekommen, oder die Vielfalt unserer Kulturpflanzen erhalten wird, sondern im Gegenteil, gerade Letztere sollen ja auf wenige reduziert werden. Sie werden extra gentechnisch verändert, damit sie das Glyphosat aushalten und – selbstverständlich – ebenfalls vom gleichen Hersteller bezogen werden müssen. Das Ganze ist also zuallererst ein großes Geschäft mit Verzahnungen in viele andere Bereiche, etwa die Massentierhaltung, wo ebenfalls gentechnisch verändert wird, bis zu den Agrarmaschinenherstellern, die ihre Produkte dieser entarteten Landwirtschaft angepasst haben. Die Bauern werden also auf vielfache Weise in Abhängigkeit gebracht und können diesen Wettlauf nie gewinnen, denn die Angewiesenheit auf chemischen und maschinellen „Input“ ist geradezu ein Ausrottungsprogramm für die immer weniger werdenden bäuerlichen Familienbetriebe. Aus dem „freien Bauern“ von früher ist ein Knecht dieser mächtigen Zulieferer und der Banken geworden. Wachsen oder weichen, heißt es seit einigen Jahrzehnten und dieses Prinzip schickt sich – gefördert von politischen Weichenstellungen an – gerade exponentiell zu wachsen. Diejenigen Landwirte, die noch eine Weile mithalten können, verteidigen heute manchmal sogar dieses Prinzip, einfach weil sie ohne dieses Glyphosat alleine personell nicht mehr bestehen könnten. Am Ende wird es sie aber auch nicht mehr geben und ihr Land gehört den Banken und Agrarkonzernen. Weil dieses Glyphosat eine solche Schlüsselrolle in diesem System spielt, wird es von der internationalen Agrarmafia, der sich auch Politiker und Berufsverbände nicht zu widerstehen getrauen (oder vielleicht manchmal sogar gekauft sind), so sehr mit Klauen und Zähnen und immer neuen Lügen und Beschwichtigungen verteidigt.

  2. Wer hier wissen will, warum sich die Bundesregierung nach wie vor gegen ein Verbot von Glyphosat, hergestellt von Monsanto ausspricht, braucht nur mal die Stichworte: "Glyphosat Monsanto" bei Google einzugeben.

    Ergebnis zum Beispiel der Artikel im Tagesspiegel:
    Bayer spricht mit Monsanto über eine Übernahme.

    Also will der deutsche Bayerkonzern den US Konzern Monsanto aufkaufen.

    Hammer!

    Da würde es natürlich die Geschäfte erheblich stören, wenn der Verkaufsschlager Glyphosat vom Markt genommen werden müßte.

    Daher ist es nur im Interesse der Gewinne der Grosskonzerne, wenn nach wie vor ein paar Bauern sterben oder an dem Gift erkranken und sich dieses auch weiterhin in den Verbrauchern anreichert mit unabsehbaren Folgen. Das nennt man dann Kolateralschäden.

    Denn zuerst kommt der Umsatz und erst dann der Mensch.

  3. Im kürzlichen "Glyphosat-Bier-Skandal" beschwichtigte Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt die Bevölkerung: man müßte schon 1000 Liter Bier am Tag trinken, um eine Gefährdung nicht auszuschließen. Ich gönne Herrn Schmidt seine 1000 Liter Bier am Tag, wenn ich auch bezweifeln würde, dass er dann noch seiner Minister-Verantwortung gerecht werden kann. Aber offensichtlich sind schon viel zu viele Glyphosat-Rückstände im menschlichen Körper! Das erinnert mich allerdings an die Beschwichtigungsversuche im Zusammenhang mit der Tschernobyl-Katastrophe 1986, als auch deutsche Regierung versuchte, die Bevölkerung zu beschwichtigen. So erklärte der damalige Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann (CSU) am 29. April 1986, "dass eine Gefährdung der Bevölkerung absolut auszuschließen sei. Nur im Umkreis von 30 bis 50 Kilometern um den Reaktor herum bestehe eine Gefährdung und niemand müsse sich deshalb in Deutschland Sorgen machen. In Deutschland gäbe es überhaupt keine erkennbare Radioaktivität."

    Die radioaktive Wolke erreichte am 29. April Deutschland und ging aufgrund intensiver Regenfälle vor allem in Süddeutschland nieder. Noch heute sind Pilze und Wild aus bayerischen und baden-württembergischen Wäldern radioaktiv belastet.

    Die Politik hat eben in solchen Fällen ihre Glaubwürdigkeit verspielt!

    Ob verseuchte Umwelt, verseuchte Eier oder verseuchtes Bier. Die Politik handelt immer nach dem gleichen Muster!

    "Wenn Bayern-Ei die Welt infiziert,
    tipp ich: Regierung schläft, der Mensch krepiert!
    Wenn statt Aufklärung Vertuschung wird praktiziert,
    tipp ich entrüstet: die Lüge wird hofiert!"

    http://youtu.be/sBom50KrkBk

    Viel Spaß beim Anhören!

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