Wie viel im Vogelsberg bewegt werden kann, wenn alle Beteiligten eng zusammenarbeiten, zeigte sich erneut beim jüngsten Netzwerktreffen zur Fachkräftesicherung. Landrat Jens Mischak begrüßte in den Räumen des Bildungs- und Technologiezentrums (BZL) in Lauterbach Vertreterinnen und Vertreter verschiedenster Bereiche – von der Agentur für Arbeit über das Handwerk bis hin zu Schulen. „Die Anzahl der Teilnehmer belegt: Das Interesse an dieser Thematik und an unserer Arbeit ist sehr, sehr groß. Das ist ein gutes Zeichen“, sagte Mischak. Gleichzeitig mahnte er, sich nicht auf Erfolgen auszuruhen. Entscheidend sei weiterhin die enge Zusammenarbeit, die die Region auszeichne.
Lou Jahn, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Gießen, bestätigte diese Einschätzung. Man sei auf einem guten Weg, betonte sie. Nun gelte es, gemeinsam auszuloten, was für die Region weiter erreicht werden könne. Nach Einschätzung der Fachleute tragen die bisherigen Bemühungen erste Früchte: Das Interesse Jugendlicher an einer dualen Ausbildung steige, ebenso werde die „Tour der Weiterbildung“ gut angenommen. Einblick in ein erfolgreiches Projekt aus dem Lahn-Dill-Kreis gab Sebastian Höhn, Referent für Fachkräftesicherung und berufliche Bildung bei Hessenmetall Mittelhessen. Er stellte das Modell SchulePlus vor. Dabei besuchen Schülerinnen und Schüler zwei Jahre lang an einem Nachmittag pro Woche für zwei Stunden einen Ausbildungsbetrieb und arbeiten dort aktiv mit. Wenn alles passe, werde ihnen im Anschluss eine Lehrstelle angeboten.
Ins Leben gerufen wurde SchulePlus von einer Schule in Haiger. Das Angebot richtet sich an die Jahrgangsstufen acht und neun der Hauptschulen sowie an die Klassen neun und zehn der Real- und Gymnasialschulen. „Viele Jugendliche denken sich: Schule kenne ich, das System kenne ich – also mache ich weiter Schule. Mit SchulePlus zeigen wir einen neuen Weg auf“, erklärte Höhn. In zwei Wochenstunden erhalten die Jugendlichen Einblick in einen Ausbildungsberuf. Sie wählen ihr Berufsfeld, die Schule weist ihnen anschließend einen Betrieb zu. Dort können sie in einen anerkannten Ausbildungsberuf hineinschnuppern und praktisch mitarbeiten. Die Betriebe wiederum lernen potenzielle Auszubildende besser kennen und können deren Eignung einschätzen. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, Interessen und Talente zu erkunden und erste berufliche Erfahrungen zu sammeln, die ihnen bei der Wahl eines passenden Berufswegs helfen.
Rund um Haiger beteiligen sich inzwischen 150 Betriebe an SchulePlus. Besonders im Pflege- und Kita-Bereich seien alle Ausbildungsplätze vergeben, die Einrichtungen machten geschlossen mit. Der Erfolg führt allerdings zu einer besonderen Situation: „Wir würden gerne noch mehr Betriebe aufnehmen, aber wir können das Projekt im Moment nicht erweitern, da keine Schüler mehr zur Verfügung stehen“, berichtete Höhn. Mittlerweile gehen 180 Jugendliche einmal pro Woche „an die Arbeit“. Gestartet war SchulePlus im Jahr 2021 mit zehn Teilnehmern. Ein Jahr später waren es bereits 35 – und alle von ihnen hätten eine Ausbildung begonnen, so Höhn. Ob das Modell auch für den Vogelsbergkreis infrage kommt, soll nun geprüft werden. +++









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