Ex-Innenminister Baum kritisiert Abstimmung über TV-Film "Terror"

ARD

Berlin. Der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP) hat die Abstimmung der Fernsehzuschauer über das Ende des TV-Films "Terror" kritisiert. "Man kann nicht die fundamentalen Werte des Grundgesetzes einer Abstimmung mit Millionen Menschen unterwerfen", sagte Baum den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Menschen würden im Kern über das Grundgesetz abstimmen. Da das aber nicht zur beliebigen Disposition stünde, würde den Menschen etwas vorgemacht, so Baum. "Der Staat darf nicht Menschenleben gegen Menschenleben aufwiegen. Ein todgeweihtes Leben ist genauso viel Wert wie ein Leben mit Zukunft, fünf Leben sind genauso wertvoll wie 50 oder 5.000." In dem Gerichtsdrama von Ferdinand von Schirach entscheidet das Publikum am Ende des Prozesses, ob ein Major sich mit dem Abschuss einer entführten Passagiermaschine des 164-fachen Mordes schuldig gemacht hat. Für Baum stellt sich diese Frage nicht: "Der Mann ist auf jeden Fall Täter. Die Frage ist nur, ob man ihm das voll zurechnet", so Baum. "Aber er ist ein Täter, er hat Menschen getötet." Baum hatte gemeinsam mit Burkhard Hirsch 2005 Verfassungsbeschwerde eingelegt gegen das Luftsicherheitsgesetz, das einen Abschuss in einer solchen Situation erlaubt hätte. Das Bundesverfassungsgericht kippte den entscheidenden Paragraphen. Die ARD strahlt den Film "Terror – Ihr Urteil" am Montagabend aus. +++

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4 Kommentare

  1. Inzwischen gibt es im Netz zahlreiche Kommentare zu diesem Film, auch von Juristen. Von Menschen also, die viel klüger sind als ich. Und das zurecht!

    Und alle verurteilen diesen Film der ARD, als das was er ist: ein übles Machwerk der Manipulation von einem ahnungslosen Autor und einer offenbar noch ahnungsloseren Medienanstalt.

    Hier nur zwei Beispiele, die ich sehr gut finde:

    1; Heribert Prantl, Chefredakteur der Süddeutschen:
    http://www.sueddeutsche.de/medien/ard-themenabend-terror-als-populisten-porno-1.3211228

    2; Thomas Fischer, Bundesrichter in Karlsruhe in der Zeit:
    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-10/ard-fernsehen-terror-ferdinand-von-schirach-fischer-im-recht

    Überzeugen Sie sich also selber, was dieser Film wert ist.

    Das im Film angesprochene Luftsicherheitsgesetz kann man übrigens auch bei Wikipedia nachlesen mit Querverweisen zur Entscheidung des BVerfG:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Luftsicherheitsgesetz

    Ich kann nur empfehlen, sich das alles mal durchzulesen, wenn man den Film der ARD gesehen hat. Damit man begreift, was hier passiert ist:
    wir wurden mal wieder alle verarscht!

  2. Wir leben doch mittlerweile in einer Republik, in der für Gangster aller Art (Diebe, Mörder, Mafiosi u.a.) paradiesische Zustände herrschen. Ich verweise hier auf Artikel im Spiegel. Der Rechtsstaat schützt vor allem diejenigen, die der Gesellschaft Schaden zufügen wollen. Den Eindruck kann man durchaus bekommen!

    Und dann stellen sich Politiker und Verantwortliche in Behörden und der Bundeswehr hin und lehnen die Verantwortung in einer so schwierigen Lage, wie im Film zu sehen, ab. Und der Dumme ist dann letztendlich der Pilot, der entschlossen und im vollen Bewußtsein seiner Tat die Rakete zündet und 165 Menschen tötet, ja töten muss, um Schlimmeres zu verhindern.

    Überall wird durch Unfähigkeit und Weggucken dieser Rechtsstaat angreifbar und es sterben Menschen. Wenn wir den islamistischen Terroristen, die auch unsere Lebensweise bedrohen, nicht entschlossen entgegen treten, wird genau eine solche Situation wie im Film gesehen, eintreten. Weil die Terroristen genau wissen: uns "schützt" ja der Rechtsstaat. Und die Verantwortlichen sind zu feige, zu handeln. DAS wußte schon Helmut Schmidt bei der Bekämpfung der Flut seinerzeit in Hamburg: alle rufen nur "ich bin nicht zuständig!" und drücken sich vor der Verantwortung.

    Hoffentlich wird es hier nie zu einer solchen Situation wie im Film kommen. Denn wenn doch, dann wird dies unsere pseudo friedliche Gesellschaft so tief umgraben, daß man sie anschließend nicht wiedererkennt.

    Wir leben in einer Blase des Friedens und merken nicht, daß überall um uns herum der Tod und das Elend lauert.

    Wenn wir nicht bereit sind, diese friedliche Lebensweise im entscheidenden Augenblick entschlossen zu verteidigen und uns dabei die Hände schmutzig zu machen, dann werden die Feinde dieser Republik, die hier gerne die Scharia hätten, uns hinwegfegen!

  3. Wie sieht die Diskussion aus wenn es 70000 Opfer (Tot, verletzt,..) gibt?
    Wer übernimmt dafür die Verantwortung?

    Für derartige Geschehen ist die Verantwortung generell auf die "kleinste Ebene" abgeschoben worden.
    Niemand in verantwortlicher führender Position ist Verantwortlich. Kein Minister, kein General,..., kein Richter,... --- den letzten beißen die Hunde - er muss entscheiden.
    Abschuss = Mörder (die Geiseln z.B. im Flugzeug)
    Kein Abschuss = Mörder (die 70000 im Stadion)

    Prima Lösung!
    Die vollständige Konsequenz der Lösung wurde nicht vollzogen:
    Wozu brauchen wir eine Alarmrotte wenn die "Finale Entscheidung nicht getroffen werden darf" ?
    Wozu brauchen wir Polizei wenn... Bundeswehr wenn...

    Fragt sich noch: Wo sind unsere Verantwortungsträger
    Brauchen wir Führungspersönlichkeiten die keine Verantwortung übernehmen?

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