Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) rät vor den anstehenden Beratungen von Bund und Ländern zum weiteren Vorgehen in der Coronakrise dazu, auf generelle Schließungen sowie auf pauschale Öffnungen zu verzichten. "Wir müssen differenziert vorgehen. Denn wir sehen, dass sich Hot-Spots auch wieder zu Gebieten mit niedrigen Inzidenzen entwickeln können, wenn man konsequent vorgeht, das macht Mut", sagte sie der "Welt". Man sei vor einem Jahr zum ersten Mal in den Lockdown gegangen. "Wir werden die Gesellschaft nicht für weitere Monate in ihre vier Wände verbannen können." Deswegen seien Lösungen notwendig, die "nicht nur schwarz/weiß oder auf/zu lauten". Er plädiere dafür, dass man in Modellregionen stärker ausprobieren sollte, welche Möglichkeiten es zusätzlich gibt. "Das müssen wir mitbedenken, wenn wir über den 22. März und die Außengastronomie sprechen", so Dreyer. "Ich will lieber, dass die Menschen bei
uns Wandern und mit Abstand und Hygiene in ein Gartenlokal gehen können, statt für die Osterferien nach Mallorca zu fliegen und uns möglicherweise Infektionen einzuschleppen."
Ärzte: Bei Aufhebung des Astrazeneca-Impfstopps in Praxen impfen
Die Hausärzte fordern, im Fall der Aufhebung des Impfstopps das Mittel von Astrazeneca rasch in den Arztpraxen zu verimpfen. "Auch wenn sich zeigt, dass der Impfstoff für die meisten unbedenklich ist, wird es leider nicht gerade leicht werden, das Vertrauen wieder aufzubauen", sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". "Dies wird eines enormen Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient bedürfen - auch das spricht für einen schnellen Impfstart in den Hausarztpraxen, denn im Impfzentrum wird das sicherlich nicht möglich sein", fügte er hinzu. Auch der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, rief Bund und Länder dazu auf, schneller als bisher geplant mit dem Impfen in den Praxen zu beginnen. "Jeder Tag zählt. Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) dem RND. Die Ministerpräsidenten müssten gemeinsam mit der Kanzlerin auf dem nächsten Impfgipfel die Weichen dafür stellen, dass das Impfen schnell in die Praxen überführt werden kann, forderte er. "Die niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte stehen bereit, um flächendeckend zu impfen." Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich darauf geeinigt, erst Mitte April mit dem Impfen in den Praxen zu beginnen. Endgültige Beschlüsse sollen am Freitag bei einem Impfgipfel der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gefasst werden.
Ostdeutsche Ministerpräsidenten werben für Sputnik V
Nach dem vorläufigen Astrazeneca-Stopp haben drei ostdeutsche Ministerpräsidenten mit Nachdruck für den Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V in Deutschland geworben. Russland sei "ein großes Land der Wissenschaft", das zweifellos imstande sei, einen leistungsfähigen Impfstoff herzustellen, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Der Impfstoff sollte zugelassen werden." Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) nannte es "wichtig, dass endlich das Thema Sputnik V mit Nachdruck bearbeitet wird". Die Abhängigkeit von Astrazeneca mache die deutsche Impfstrategie angreifbar. "Ich will keine politische Zulassung. Aber ich will auch keine politische Ablehnung", so Ramelow. Der Linken-Politiker kündigte an, er werde seine Kanäle nach Russland nutzen, um offene Fragen bei der Zulassung zu beantworten. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte den Funke-Zeitungen: "Wenn es um die Gesundheit der Menschen geht, sollte die Herkunft keine Rolle spielen." Im Kampf gegen Corona sei jeder Impfstoff willkommen, der sicher sei und wirke. "Schon als Kind bin ich mit einem russischen Impfstoff gegen Kinderlähmung immunisiert worden", fügte Haseloff hinzu. "Ich habe da keine Probleme."
Intensivmediziner fordern Einhalten der "Corona-Notbremse"
Der wissenschaftliche Leiter des bundesweiten DIVI-Intensivbettenregisters, Christian Karagiannidis, hat die Politik angesichts steigender Corona-Zahlen aufgefordert, die "Corona-Notbremse" einzuhalten. Derzeit gebe es 3.000 Corona-Intensivpatienten, das sei ein ähnlicher Stand wie im Oktober 2020, sagte der Lungenspezialist dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Wenn man jetzt beim Impfen nachlasse, bei den Lockerungen bleibe und die Inzidenz bis 200 laufen lasse, dann könnten es 5.000 bis 6.000 Patienten werden. Damit würden die Kliniken an die absoluten Kapazitätsgrenzen geraten. "Das heißt, dass im Extremfall andere Patienten nicht aufgenommen werden können." Die Lage in einigen Intensivstationen wie etwas in Köln sei bereits jetzt "sehr angespannt". Das Intensivbettenregister erfasst tagesaktuell die freien und belegten Intensivbetten.
Giegold: Deutschland befördert Impfverwirrung in Europa
Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold wirft der Bundesregierung vor, der Verwirrung um Corona-Impfungen mit Astrazeneca Vorschub zu leisten. "Deutschland befördert die Impfverwirrung in Europa", sagte Giegold der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Während die EU-Arzneimittelbehörde bislang keine Aussetzung der Impfungen vorschlage, sei Deutschland mit vorgeprescht. "Deutschlands Entscheidung hat einen Dominoeffekt befördert." Wegen einer sehr geringen Fallzahl von Nebenwirkungen gerate die komplette europäische Impfkampagne ins Stocken. "Das Vertrauen in den Impfstoff von Astrazeneca ist stark beschädigt", so Giegold. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) will am Donnerstag eine Einschätzung zu möglichen Risiken und zur weiteren Verwendung des Impfstoffs abgeben. Bislang ist die Behörde der Ansicht, dass die Vorteile des Wirkstoffs die Risiken überwiegen. Der NOZ sagte Giegold weiter: "Frankreich hat auf Basis der deutschen Entscheidung einen Impfstopp mit Astrazeneca angeordnet. Besser wäre gewesen, sich an diesem Donnerstag gemeinsam abzustimmen. Durch einzelne Länder ausgelöste Verwirrung beschädigt das Vertrauen in den europäischen Weg beim Impfen." Die Forderung des Grünen-EU-Abgeordneten: "Nach über einem Jahr der Pandemie sollten sich die Regierungen in der EU endlich besser abstimmen. Europas Regierungen müssen nun schleunigst einen gemeinsamen Weg aus diesem Impfdebakel finden." Europa brauche "Verlässlichkeit in der Impfkommunikation". +++









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