Diese Spezies gibt es heute nicht mehr. Hans Hantke war Sportjournalist, Radioreporter und vieles mehr - und wie er seinen Job verstand, dafür scheint in der Welt, in der wir leben, kein Platz mehr zu sein. Hantke war und ist echt. Eine ehrliche Haut. Er verfolgte und erfüllte seine Wünsche und Ziele voller Hingabe. Auch wenn er hier und da mit seiner Meinung aneckte - weil er sie durchbringen wollte, im Sinne der Sache und seiner Mitarbeiter. Er hatte Rückgrat. Konturen. Entwickelte ein Profil. Er lebt den Sport und versieht ihn nach wie vor mit Herz. Ist er doch das Gesicht von Sport & Show. Die Veranstaltung, die mit 6.000 Zuschauern per se ausverkauft ist, gibt es am 16. und 17. Januar 2026 zum 50. Mal. Am Mittwoch wird Hans Hantke 80 Jahre. Nicht alt. Eher jung.
Locker, entspannt und völlig bei sich wirkt Hantke in seiner Wohnung in Wippershain. Wie ihn der Sport - oder besser gesagt: die Sport-Berichterstattung verändert habe? „Das hatte ja seinen Ursprung, dass ich mit 10 Jahren schon wusste, dass ich Sportreporter werden wollte“, sagt er, „es gab zwar ein paar Umwege, aber ich bin zufrieden“. Dazu hat er auch allen Grund, wenn man die imposanten Werte und Begebenheiten, die sein Fortkommen und sein Leben pflasterten, betrachtet. 36 Jahre war er im Print-Bereich tätig, für die Fuldaer und natürlich für die Hersfelder Zeitung - und mehr als 20 Jahre für den Rundfunk; überwiegend für den Hessischen Rundfunk, aber Hantke berichtete im Handball auch für MDR oder WDR. Textbeiträge und Berichte waren in der „Handballwoche“ zu lesen.
Und natürlich war Hans Hantke auch im Boxsport zu Hause. Er berichtete über Rüdiger Schmidtke, als der 1972 Im Londoner Empire Pool gegen Chris Finnegan Europameister im Halbschwergewicht wurde - ein Highlight für den Reporter. Gleich im zweiten Jahr seines Volontariats bei der FZ - der unvergessene Uwe-Bernd Herchen war sein Chef - diese Chance zu bekommen, Schmidtke nach London begleiten zu dürfen. Hantke war also eines: omnipräsent in Osthessens Sport. Auch den legendären Max Schmeling interviewte er. Schmeling war ja nicht nur Weltmeister - auf dem Weg dorthin hatte er den US-amerikanischen Favoriten Joe Louis niedergerungen - er schälte sich auch als eine Art deutsche Kultfigur heraus, weil er einem Land gezeigt hatte, was möglich ist, wenn man nur will, wie Glaube Berge versetzte und man sich ehrlich und glaubwürdig präsentiert. „Ich war ja Boxfan“, öffnet Hantke sein Herz. Das Gespräch führte er schon für die Hersfelder Zeitung, bei der er 1973 einstieg und den Sport aufbaute. Der frisch gebackene Reporter Hantke lernte Schmeling als „ganz umgänglichen Typen“ kennen.
Der Sport bedeutete dem in Limburg an der Lahn geborenen Hantke also eine ganze Menge, er bereicherte und füllte sein Leben. Und er schiebt nach, was ihn zusätzlich stark machte. „Durch die Rundfunk-Geschichte“, wie er es nennt, „hatte ich zig Weltstars an der Strippe“. Was sich für so manchen ein bisschen überheblich anhören mag - es war ja so. Bis der Deutschen liebstes Kind - der Fußball - auch wieder zur Sprache kommt. In der Meirotels-Halle in Rotenburg an der Fulda fand in den 1990er Jahren zwei Mal die „World-Football-Gala“ statt. Zahlreiche Größen des internationalen Fußballs gaben sich hier die Klinke in die Hand.
Für den Hessischen Rundfunk war er in zahlreichen Live-Reportagen aus dem Kasseler Aue-Stadion zu hören. Auch, als der KSV Hessen haarscharf am Aufstieg in die Bundesliga scheiterte, am 1. FC Nürnberg. „Und und und …“ ergänzt er nur. Dieser Suffix schlüpft ihm aus dem Mund, als wolle er etwas verkürzen - und doch noch so vieles erzählen könnte. Hantke berichtete auch aus dem „De Kuip“ in Rotterdam, wo Aston Villa am 26. Mai 1982 gegen Bayern München das Finale im Europapokal der Landesmeister gewann, dem Vorgänger der heutigen Champions League.
Wer Hans Hantke sagt, meint natürlich auch „Sport & Show“. Dieses Format auf Glanzpapier, das es bis dato in Osthessen noch nicht gab, auch das rief er ins Leben. In der Sporthalle Hohenroda-Ransbach fanden die ersten Shows statt, die erste - und das ist durchaus ein historisches Datum in Osthessens Sportgeschichte - am 5. Februar 1975. Als man Hantke darauf anspricht - besser: er es selbst in den Ring wirft - kommt es wie aus der Pistole geschossen. Und auch dies: „Der erste große Star war Rudolf Mang.“ Der Gewichtheber. Hantke hatte, auch durch seinen Mitstreiter Bernd Budzik und durch seinen Namen in der Sportwelt, glänzende Kontakte. Weitere sportliche Größen, die nach Ransbach kamen: die Fußballer Erwin Kostedde, Uwe Seeler, Wolfgang Overath, Bernard Dietz, Fred Bockholt, Rudi Kargus, Fritz Walter - oder die Leichtathleten Carlo Thränhardt und Ulrike Meyfarth, die Fechterin Cornelia Hanisch oder Ringer Pasquale Passarelli.
Wie gesagt, ab 1973 sorgte er für den Aufbau des Sports bei der Hersfelder Zeitung in den seinerzeitigen Räumlichkeiten der Klausstraße. „Diese lokale Sport-Berichterstattung, die war mir sehr wichtig“, betont er. Sicher eine Lebensgeschichte, ein Stück seines Herzens. Erstmals gelang es unter seiner Regie, Fußballspiele zu besetzen. Hantke ließ Freie Mitarbeiter schnuppern, die auf Sportplätzen auf dem Dorf zu sehen waren. Und er initiierte, dass die Berichterstattung über den Jugendfußball ausgebaut wurde, der unvergessene Hans Wegfahrt nahm sich dem leidenschaftlich an. „Es lag mir am Herzen, dass die Redaktion vernünftig geführt wurde“, nennt er ein weiteres elementares Puzzle-Stück, das Vorgaben an die Hand gab. Das Leben in und mit der Redaktion - der schmucke Ort, an dem Journalismus vorbereitet und gemacht wird. Sich ihm mit Herz angenommen wird. Hans Hantke mischte sich nie ein in all den Jahren, er spielte nie den Oberaufseher oder den Wortführer - er war aber stets mit Rat und Tat zur Stelle. Er spann die Fäden und hatte alles in der Hand - im Hintergrund. Sich nicht zu wichtig zu nehmen - ein entscheidender Fakt, den heutzutage niemand mehr beherrscht. Alleine mit diesen Worten war er am Ziel: „Wir hatten jeden Tag unseren Sport.“
Dass ihn der Sport infiziert hatte, dass er wie ein Virus Beschlag genommen hatte - das ist mit diesen Worten, die noch viel zu knapp und bemessen ausfallen, hinreichend beschrieben. Explizit aber soll er noch einmal erklären, ob es ein auslösendes Moment gegeben hatte in seinem frühen Leben? Und das gab es. Es war das WM-Finale 1954. Allen Deutschen, ob Fußballer oder nicht, leuchten dabei die Augen, wenn vom legendären 3:2-Sieg der deutschen Mannschaft im Berner Wankdorf-Stadion die Rede ist. „Ich kann heute noch die Namen der halben ungarischen Mannschaft nennen“, lebt es in Hantke. Ob Ferenc Puskas, der spätere Trainer Gyula Lorant, die Halbstürmer Hidegkuti und Kocsis, Torwart Grosics… wer glaubt es ihm nicht? Der bald 80-Jährige erlebte das Spiel in einem Saal mit, auf einem kleinen Bildschirm. „Wie sie damals halt waren“, wirft er ein. „Aber das Erlebnis. Das hat mir den letzten Anschub gegeben. Es hat mich nie losgelassen.“ Seitdem sei klar gewesen: zur Zeitung zu gehen - Sportreporter werden zu wollen. Heute findet Hans Hantke ebenso interessante, schmückende und treffende Worte. „Neben meiner Familie war der Sport ein Lebensziel, das ich erreicht habe.“ Man könnte auch sagen: ein Teil seiner eigenen - was Reporter, ob Sport oder nicht, heute gerne sagen - Erfolgsgeschichte.
Von 1963 bis 1971 - ehe er bei Uwe-Bernd Herchen und der Fuldaer Zeitung lernte und Erfahrungen sammelte - engagierte sich Hans Hantke beim Bundesgrenzschutz. Er hatte sich für acht Jahre verpflichtet. War im Hersfelder Standort an der „Kühnbach“ und als Ausbilder tätig. Auch dem gewinnt er rückblickend einiges ab: „Es war eine ganz schöne Zeit.“ Seit 55 Jahren ist er mit Irene verheiratet. Das Paar stützt sich auf drei Söhne: Nico (heute 53), Tobias (wird Ende November 49) und Christian (44).
Lesen Sie im zweiten Teil: Sport & Show, das zweite Stück seines Herzens. Und einige Tätigkeiten, die über das Persönlichkeitsbild Hans Hantke Aufschluss geben. Es nicht erklären. Das maßen wir uns nicht an. +++ rl









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