Brüssel. Das Spiel, das der Ministerpräsident der Wallonie, Paul Magnette, betreibt, ist von Anmaßung getrieben. Er beansprucht, dass die Volksvertretung des südlichen Belgien das letzte Wort bei Ceta hat. Einem Abkommen, das die Kommission mit dem Mandat der Mitgliedstaaten für 500 Millionen EU-Bürger ausgehandelt hat und das bei einer Abstimmung im Europaparlament jederzeit eine satte Mehrheit kriegen würde.
Der 45-jährige Provinzpolitiker, der Belgien, die EU und Kanada in den Würgegriff nimmt, ist noch so dreist und erklärt, er würde der EU damit eine Lektion in direkter Demokratie erteilen. Wer so argumentiert, der könnte auch die Legitimität von Beschlüssen eines Regionalparlamentes in Zweifel ziehen und verlangen, dass alle kommunalen Parlamente und Kreistage zustimmen müssen, bevor ein Vertrag in Kraft tritt. Einstimmig, wohl gemerkt! Rückblickend war es ein Fehler, dass die EU-Kommission den nationalen Parlamenten überhaupt ein Mitspracherecht bei Ceta eingeräumt hat. Nun müssen daraus die Konsequenzen gezogen werden. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) prüft derzeit anhand des Freihandelsabkommens mit Singapur, ob die Parlamente der Mitgliedsländer zu hören sind oder nicht. Sobald eine Entscheidung da ist, muss dafür gesorgt werden, dass sich das Theater mit der Wallonie nicht wiederholen kann.
Das heißt: Wenn Handelspolitik Sache der EU ist, dann verhandelt die Kommission. Und die Mitgliedstaaten sowie das Europa-Parlament müssen zustimmen. Im Umfeld der Kommission gibt man sich gelassen, ob der Kanada-EU-Gipfel stattfinden kann oder wegen der Wallonie platzt. Hauptsache, es komme doch noch zu einer Einigung, und Ceta scheitere nicht komplett. Es dauerte sieben Jahre, bis der Vertrag ausgehandelt war. Kommt es da jetzt auf einige Tage mehr oder weniger auch nicht mehr an? Nein, das stimmt nicht: Die Glaubwürdigkeit der EU als Verhandlungspartner steht auf dem Spiel, so die Lausitzer Rundschau. +++







and then
Wir erinnern uns, wie Merkel rumeierte bei der Frage, ob TTIP bzw. CETA auch im deutschen Parlament behandelt wird! Warum sagte sie nicht einfach mit klar verständlichen Worten, dass CETA und TTIP auch gegen Bürger-Willen und gegen gewählte Parlamente beschlossen wird. Basta (so wie sie sich ja auch bei der heftig kritisierten Mißachtung von 4 Abstimmungen gegen die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung durch die EU "weggeduckt" hat)! Nichts anderes beinhalteten ihre verschwurbelten Aussagen!
Und jetzt sollte CETA, zumindest in Teilen, gemäß dem obigen "basta" vorab in Kraft gesetzt werden, auch wenn das Bundesverfassungsgericht das nur zusammen mit einem "uneingeschränkten Rücktrittsrecht" für Deutschland zuläßt - immerhin demokratie-sensibler als Merkel und ihre Entourage, die jetzt heftig, offensichtlich gegen die Interessen von Verbrauchern, Umweltschützern, Arbeitnehmern, und viele andere gegen Gabriel polemisieren.
Mal sehen, wie dieses "Rücktrittsrecht" und die sonstigen "Auflagen" und "Nebenabreden" umgesetzt werden. Zweifel sind erlaubt. Aber möglicherweise erledigen das ja die Wallonen für uns!
Postfaktische Welt?
http://youtu.be/QqoSPmtOYc8
Und im übrigen: nach der Wahl ist vor der Wahl:
http://youtu.be/0zSclA_zqK4
Und was sagen unsere Bundestagsabgeordneten dazu?
http://youtu.be/QGOx8I0COYg